Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Blick ließen sie nicht mehr los. Die dunklen Kleider und sein dunkles Haar unterstrichen die Erscheinung. Um den Hals trug er eine Kette, an der eine kleine Sonne hing. Seine Erscheinung war perfekt.
„Aber jeder hier hat schon mal von ihm gehört. Er war bekannt für seine Arroganz und vor allem für seine Wirkung auf Frauen. Was viele heute nicht mehr wissen, ist, dass er ein Mann mit einer wunderbaren Persönlichkeit war, aber für solch eine Eigenschaft ist ja leider noch nie jemand berühmt geworden. Aber dir gefällt er auch, stimmt 's?“
Arrow errötete. „Und wie war sein Name?“
„Er hieß Keylam.“
Der Mann mit dem Umhang hieß Keylam.
An den folgenden Tagen beschäftigte sich Arrow auffallend intensiv mit der Restaurierung des letzten Bildes. Immer wieder befürchtete sie, die falschen Farben einzusetzen oder zu großzügig aufzutragen. Sie wollte um jeden Preis vermeiden, dass auch nur das Geringste von seinem ursprünglichen Charme verloren geht.
Als sie fertig war, setzte sie sich glücklich mitten in den Raum und betrachtete ihr Werk, oder zumindest einen speziellen Teil davon. Verschmust legte Roga ihren Kopf auf Arrows Schoß und schlief ein.
Als Arrow bemerkte, dass sie so den halben Tag verbracht hatte und die Abenddämmerung bereits einsetzte, räumte sie eilig ihre Sachen in den nächsten Raum, so dass sie am nächsten Tag erst gar nicht in Versuchung kommen würde, sich ablenken zu lassen. Danach verabschiedete sie sich von Sally und verschwand nach Hause.
Die nächsten Tage gingen nur noch schleppend voran. Natürlich machte Arrow die Arbeit noch immer Spaß, dennoch war sie mit ihren Gedanken woanders. Glücklicherweise wartete auch im nächsten Zimmer eine Darstellung, die der Ruß so lange versteckt gehalten hatte. Ähnlich wie in der Halle zeigte das Bild viele Leute, die sich durch Tanz und Gelächter vergnügten, diesmal jedoch bildete die Natur den Hintergrund. Den Platz erkannte Arrow eindeutig wieder. Die kleine Wiese lag nicht weit entfernt vom Schloss. Anders, als sie diesen Ort jedoch kannte, gab es auf dem Bild nicht einmal die Andeutung von Schnee, sondern nur sattes Gras in einem Blumenmeer, von denen sie viele Pflanzen gar nicht bestimmen konnte, weil sie sie nicht kannte. Etwas Derartiges hatte sie nicht erwartet, genauso wenig wie etwas Anderes, das ihr beinah die Sprache verschlug.
Aufgeregt lief Arrow zu Sally in die Küche.
„Oh, hallo Kind. Du hast heute aber früh Hunger bekommen. Einen Moment dauert es noch. Setz dich doch so lange zu mir.“
„Ja, danke“, antwortete Arrow verwirrt, ohne sich von der Tür zu bewegen. „Sag mal, Sally, sind alle Bilder, die sich unter dem Ruß verstecken so alt wie du gesagt hast?“
„Aber natürlich. Warum fragst du? Hast du wieder etwas Schönes entdeckt?“, fragte sie mit leuchtenden Augen.
„Könnte man so sagen. Erklären kann ich es aber nicht. Das solltest du dir besser selbst anschauen ...“
Irritiert betrachtete Sally die Entdeckung. „Sie ist meine Ururururur .... Ach was, sie gehört zu meinen Vorfahren.“
„Zu deinen Vorfahren? Sie sieht aus wie deine Zwillingsschwester. Hast du eine?“
„Nein“, antwortete Sally ganz selbstverständlich.
„Und du bist dir sicher, dass du das nicht selbst bist?“
„Ach Kind“, winkte Sally ab, „wie sollte das gehen? – vor so vielen Jahren? Komm mit zum Essen, dann erzähle ich dir von ihr.“
Sally erzählte Arrow von der Kammerdame Nelly, die vor vielen hundert Jahren eine enge freundschaftliche, sogar mütterliche Beziehung zu dem Mann in dem Umhang pflegte, woraufhin er verfügte, dass alle ihre Nachkommen das Schloss bewohnen dürfen. Das Seltsame an der Sache war, dass Sally nichts über diese Nachkommen sagen konnte, da zu ihnen angeblich keine Informationen überliefert waren.
Was wäre aber, wenn die Zeichnungen noch gar nicht so alt waren, wie Sally behauptete? Damit verbunden wäre auch der Brand noch nicht sehr lange her. Doch dann müssten auch die Leute im Dorf davon wissen und darüber reden. Aber so leichtsinnig könnte Sally niemals sein. Sie müsste doch wissen, dass jeder Bewohner sie widerlegen könnte. Insgesamt kaufte Arrow ihr die Geschichte nicht ab, doch was sollte sie tun? Etwas Anderes konnte sie nicht beweisen, aber die Vermutung, dass Sally ihr etwas verheimlichen könnte, beunruhigte Arrow zutiefst.
An den folgenden Tagen beschäftigte Arrow sich mit dem zweiten Zimmer. In ihren Gedanken geisterte noch
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