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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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sich sehr von dem Lager, in dem Ess’yr Orisian gesund gepflegt hatte. Der dichte Wald endete, und vor ihnen lag ein See mit einem breiten Schilf- und Binsengürtel. Das Winterlager bestand aus hölzernen Stegen und Plattformen auf Stelzen, die über das sumpfige Ufer hinweg weit ins Wasser hinausragten. Diese Gerüste trugen Hütten aus Tierhäuten, die über Holzrahmen gespannt waren und dauerhafter wirkten als die Kuppelzelte in In’hynyrs Lager. Am Rand der Plattformen waren Flöße aus Stämmen festgebunden. Hier befanden sich Schuppen, in denen Fische geräuchert wurden. Die ganze Anlage machte den Eindruck einer festen Siedlung, die sich seit vielen Jahren an dieser Stelle befand; sie fasste schätzungsweise doppelt so viele Kyrinin wie das Vo’an an den Südflanken des Car Criagar. Kinder blieben stehen und starrten die seltsame Gruppe an, die von Varryn auf eine der Plattformen geführt wurde, aber die Erwachsenen beachteten sie nicht weiter.
    Varryn geleitete sie zu einer Hütte weit draußen auf dem Wasser.
    »Schlaft hier«, sagte er. »Ich spreche mit Vo’an’tyr .«
    »Wo ist Ess’yr?«, erkundigte sich Orisian. »Geht es ihr gut?«
    Varryn nickte. »Sie wird ausruhen. Alle ruhen aus.«
    »Und morgen?«
    »Ist morgen«, sagte Varryn mit einem leichten Achselzucken. »Hier geschieht euch nichts.«
    VII
    Die Kämpfer vom Schwarzen Pfad hatten das alte Wirtshaus von Siriandeich besetzt. Die Bediensteten der Herberge waren wie alle anderen Dorfbewohner tot oder geflohen. Shraeves Inkallim hatten eine Wache vor dem Bier- und Weinkeller aufgestellt, einen Teil der Lebensmittelvorräte jedoch zum Verzehr freigegeben. In dem heißen, überfüllten Schankraum, wo bis vor Kurzem müde Reisende gerastet und ihren Durst gestillt hatten, drängten sich nun Krieger, die laut und erregt durcheinanderredeten. Die Stimmung war gelöst, auch ohne scharfe Getränke. Die meisten Anwesenden hatten den Fall der Festung Anduran selbst miterlebt, und der Sieg berauschte sie immer noch. Sie hatten das Tal durchschritten, ohne auf Widerstand zu stoßen. Erst am Siriandeich selbst hatte sich ihnen eine Schar von etwa zweihundert Lannis-Anhängern entgegengestellt – Krieger und gemeines Volk bunt durcheinandergewürfelt –, die sie allein durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit in die Flucht geschlagen hatten. Die Waldelfen waren verschwunden und führten inzwischen wohl ihren eigenen Krieg gegen die Füchse. Die Tarbain hatten sich mehr oder weniger zerstreut, um die Weiler und Gehöfte im Tal zu plündern. Seit der Begegnung mit Kanin im Lager der Schleiereulen hatte niemand mehr den Na’kyrim Aeglyss zu Gesicht bekommen. Es war nun ein edlerer Kampf, Adelsgeschlecht gegen Adelsgeschlecht, der ihnen besser zusagte.
    Trotz der Enge in der Schankstube gab es genug freien Raum um den besten Tisch gleich neben dem prasselnden Kaminfeuer. Hier hatten sich Wain, Shraeve und Cannek zu einer schweigsamen Mahlzeit zusammengefunden. Seit Kanins Aufbruch zum Car Criagar waren Wain und Shraeve in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt; sie gaben dem Heer Kraft; sie stärkten seinen Glauben. Und so hielt jeder respektvoll Abstand zu der Schwester des neuen Horin-Gyre-Thans und der kühnen Kämpferin der Krieger-Inkall. Cannek von der Jäger-Inkall blieb fast unbemerkt, was genau seinen Wünschen entsprach.
    Shraeve verzehrte ihre Mahlzeit aus Brot und Fleisch teilnahmslos und ohne großen Genuss. Einer ihrer Inkallim kam und stellte einen Krug Wein auf den Tisch.
    »Ich dachte, wir sollten ein wenig feiern«, sagte Shraeve, als sie Wains fragenden Blick auffing. »Die Leute haben es verdient.«
    Inkallim kamen aus der Küche und verteilten ähnliche Krüge in der Stube. Sie wurden mit Hochrufen und Jubelgeschrei empfangen. Der Lärm schwoll derart an, dass die Deckenbalken zu zittern schienen. Cannek zuckte bei dem Freudenausbruch zusammen.
    »Wir hatten vereinbart, nichts Berauschendes auszuschenken«, wandte Wain ein.
    Shraeve lächelte eisig. »Es ist nicht genug, um die Leute betrunken zu machen, und sie haben hart gekämpft, findet Ihr nicht?«
    Wain ließ die Blicke umherschweifen und stellte fest, dass keiner der Inkallim von dem Wein trank, den ihre Anführerin den Kriegern zukommen ließ. Shraeve war seit Kanins Abreise stärker in den Vordergrund getreten. Davor hatte sie sich damit zufriedengegeben, ihre Inkallim zu befehligen; nun wagte sie immer wieder kleine Vorstöße, um ihre Macht auszudehnen, fast so, als

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