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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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schlichten Flechtzaun zum Meer hin schweifen ließ, sah er das weit draußen vor Anker liegende Schiff von Tal Dyre sanft auf den Wellen schaukeln. Keines der Boote in Strandnähe hielt den Vergleich mit dem Kauffahrer aus. Der eine oder andere Kahn schaffte es vielleicht um Dol Harigaig herum bis nach Kolglas oder Glasbridge, aber zu dieser Jahreszeit, da die kalten Winde über die weiten westlichen Meere bis zur Küste vordrangen, war wohl keiner schnell oder wirklich sicher genug – ganz im Gegensatz zu dem Schiff von Tal Dyre, das ihn und seine Gefährten mit Leichtigkeit nach Süden bringen konnte und vermutlich ohnehin in dieser Richtung unterwegs war. Im Norden gab es nur die Kyrinin-Stämme. Stürme, Eis und das Kap der Schiffbrüchigen bewachten die noch nördlicher gelegenen Häfen der Geschlechter vom Schwarzen Pfad, und nicht einmal die Seeleute von Tal Dyre wagten sich an diesen Hindernissen vorbei.
    Unvermittelt stieß zwischen Land und Schiff ein Fischadler ins Wasser. Er verschwand für die Dauer weniger Augenblicke in einer Gischtfontäne, ehe er ohne Beute wieder auftauchte und mit kräftigen Flügelschlägen in den Himmel stieg.
    »Kein Jagdglück«, sagte Hammarn hinter ihm. »Armer Vogel!«
    Der Na’kyrim reichte ihm ein Handtuch. »Hab ich gefunden«, erklärte er strahlend.
    »Da draußen stehen Männer, die das Haus beobachten«, sagte Orisian, während er sich das Haar trocken rieb.
    »Ja, ja. Schon gesehen. Zwei von den Schlägern, die in Tomas’ Dienst stehen. Der weiß längst, dass ihr hier seid. Hab ich euch doch gesagt.« Er lachte schallend. »Die sind nicht meinetwegen gekommen, so viel steht fest.«
    Orisian trocknete sich gänzlich ab. Hammarn schien nicht sonderlich beunruhigt über die Männer, also beschloss er, sich ebenfalls nicht darum zu kümmern. Er deutete mit dem Kinn zu dem großen Schiff hinüber.
    »Weißt du, wo sich der Kapitän aufhält?«
    »Kapitän? Ach ja, alles in großem Stil. Kommen schließlich von Tal Dyre. Hängen in unseren Läden herum und fragen nach Pelzen.« Er warf einen Blick über die Schulter und rückte etwas näher. »Wenn du mich fragst, ich kann sie nicht leiden. Die Händler von Tal Dyre, meine ich. Bei denen geht es immer nur ums Geld, nie um den Wert. Die wollen meine Flechtbandschnitzereien nicht. Bringen zu wenig Gewinn.«
    »Mach dir nichts draus«, sagte Orisian. »Du verkaufst sie ohnehin nur ungern an Leute, die sie nicht zu schätzen wissen, oder?«
    Hammarn grinste breit. »Genau«, bestätigte der Na’kyrim . »Ganz genau.«
    »Weißt du, wo der Kapitän zu finden ist?«, fragte Orisian noch einmal, als er das feuchte Handtuch zurückgab. »Auf seinem Schiff oder an Land?«
    Hammarn zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. An Land, schätze ich, weil ich ihn gestern hier sah. Aber jetzt? Wer weiß? Im Wirtshaus höchstwahrscheinlich.«
    »Dann werden wir dort nach ihm suchen.«
    »Ja.« Hammarn nickte energisch. »Du passt auf, dass meine teure Freundin nicht mit Tomas zusammentrifft, ja?«
    Ein Ausdruck tiefer Besorgnis huschte über die Züge des alten Na’kyrim .
    »Yvane? Nun, sie hat selbst gesagt, dass sie ihm nicht begegnen will. Und ich halte auch nicht viel davon.«
    »Ich auch nicht. Sie ist eine reizende Dame, aber … eine ganz reizende Dame. Eine teure Freundin, ganz bestimmt, aber nicht immer höflich. Kann ganz schön grob werden. Hat manchmal Haare auf den Zähnen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Und ob.« Orisian lächelte.
    »Gut, gut. Möchte keine Schwierigkeiten bekommen. Ich liebe meine Ruhe.« Er warf Orisian einen durchdringenden Blick zu. »Es wird doch keine Schwierigkeiten geben, oder?«
    »Wir wollen es nicht hoffen.«
    Ach, das ist gut. Nur – ich höre so allerhand. Viel Gerede. Die Füchse sind nicht glücklich. Gar nicht glücklich.«
    »Angeblich sind Schleiereulen im Car Criagar unterwegs.«
    O ja. Die auch. Aber noch schlimmeres Gesindel. Kettenhemden und Armbrüste. Pferde. Das muss Ärger geben, wie?«
    Orisian spürte, wie sich sein Inneres verkrampfte. Er hatte das Bedürfnis, sich an dem Na’kyrim festzuhalten.
    »Du meinst die Glaubenskrieger vom Schwarzen Pfad?«, fragte er. »Treiben die sich etwa auch in den Bergen herum?«
    Hammarn nickte düster. »Der Schwarze Pfad, ja. Das muss Ärger geben, wie?«

    Yvane ließ sich widerwillig von Hammarn überreden, einige der anderen Na’kyrim von Koldihrve zu besuchen. Orisian machte sich unterdessen mit Rothe und Anyara auf die

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