Winterwunder
Bräutigams vertieft war.
Sie behielt die Franks im Auge, bereit einzugreifen, falls sie sich in Malcolms Richtung bewegen sollten. Vielleicht dachte er, das Ganze ginge sie nichts an, vielleicht dachte er, sie verstünde ihn nicht, vielleicht war er einfach bescheuert . Doch sie würde es nicht dulden, dass irgendjemand oder irgendetwas auf einer ihrer Hochzeiten Ärger machte.
Sie war beinahe enttäuscht, als dies nicht geschah.
»Habt ihr euch gestritten, Mal und du?« Mac schob sich neben sie, als die Gästeschar sich zu lichten begann.
»Warum?«
Mac tippte an ihre Kamera. »Ich kenne Gesichter. Ich kenne dich.«
»Ich würde es keinen Streit nennen. Ich würde sagen, wir haben offenbar unterschiedliche Vorstellungen von einer Beziehung, nur dass er überhaupt nicht findet, dass wir eine feste Beziehung haben. Er sagt, wir haben ein Verhältnis.«
»Männer können solche Trottel sein.«
»Allerdings.«
»Frauen sollten alle nach Amazonien ziehen, oder zumindest viermal im Jahr dort Urlaub machen.«
»Amazonien?«
»Das ist die reine Mädchenwelt in meinem Kopf, in die ich reise, wenn ich sauer auf Carter oder auf Männer im Allgemeinen bin. Es gibt dort fünf Schuhgeschäfte pro Nase, nichts hat Kalorien, und alle Bücher und Filme haben ein Happy End.«
»Das gefällt mir. Wann fahren wir hin?«
Mac legte Parker den Arm um die Schultern. »Amazonien, Schätzchen, ist immer da, im Kopf von jeder Frau. Schließ einfach die Augen, denke: Manolo Blahnik, und schon bist du da. Ich muss noch ein paar Aufnahmen machen, dann komme ich nach.«
Amüsiert gab Parker sich der Vorstellung von einer stillen, beruhigenden weiblichen Welt voller Schuhe hin, musste jedoch zugeben, dass sie dort nicht würde leben wollen. Hin und wieder ein Kurzurlaub? Das klang sehr verlockend.
Sie sah zu, wie das Brautpaar wieder auf die Tanzfläche trat, für den letzten Tanz des Abends.
So verliebt, dachte sie. So im Einklang miteinander. So bereit, ein gemeinsames Leben zu beginnen, als Partner, als Liebende, als Gefährten und Freunde.
Auf dem Weg zu ihrem Happy End.
Und das, gestand sie sich ein, war es, was sie sich immer gewünscht hatte.
Sich einen Namen machen, ja, gute Arbeit leisten, eine gute Freundin, eine gute Schwester sein, etwas aufbauen und mit anderen teilen. Und dazu noch lieben und geliebt werden, versprechen und ein Versprechen bekommen. Jemanden finden, mit dem sie Hand in Hand ihr eigenes Happy End erleben würde.
Mit weniger konnte sie sich nicht zufriedengeben.
Sie sah Malcolm erst wieder, als sie vors Haus trat, um dem frisch vermählten Paar zum Abschied zu winken.
Er hatte sich wieder umgezogen, bemerkte sie, und sah bedeutend ruhiger und mehr wie er selbst aus.
»Hast du einen Moment Zeit?«, fragte er sie.
»Ja, jetzt sogar mehrere.«
»Ich habe dir gegenüber vorhin blöd reagiert – das scheint mir allmählich zur Gewohnheit zu werden. Was mir nicht gefällt.«
»Okay.«
»Ich dachte, ich hätte mich weiterentwickelt, seit ich Artie gegenüber so reagiert habe. Offenbar war das nicht der Fall.« Er vergrub die Hände in den Taschen. »Ich will nicht wieder dorthin zurück, also lasse ich es. Es hat keinen Sinn. Ich verstehe, warum du versucht hast, mir zu helfen.«
»Aber du willst keine Hilfe.«
»Ich will keine brauchen. Ich glaube, das ist ein kleiner Unterschied. Und es ist keine Entschuldigung dafür, dich anzugreifen.«
»Ich verlange keine Entschuldigung, Malcolm. Ich brauche keine, wenn ich den Grund für ein bestimmtes Verhalten kenne.«
»Ich glaube, ich arbeite noch daran, den Grund herauszufinden. Also … Ich geh dann mal. Lass uns beiden ein bisschen Zeit, uns wieder zu beruhigen.«
»Während du runterkommst, stell dir mal folgende Frage. Glaubst du tatsächlich, ich könnte es einem Jungen, der um seinen Vater trauert, verdenken, dass er zurückschlägt, dass er versucht, einem herrischen Tyrannen zu entkommen, der alles unter seiner Fuchtel hat? Oder ich würde den Mann, der er aufgrund dessen geworden ist, geringer achten? Wenn du die Antwort zu kennen meinst, sag mir Bescheid.«
Sie öffnete die Tür. »Gute Nacht, Malcolm.«
»Parker? Wie auch immer die Antwort lautet, ich will dich immer noch.«
»Du weißt, wo du mich findest«, entgegnete sie und schloss die Tür hinter sich.
19
Er glaubte, dass er sich beruhigt hatte. Er konnte sich nicht erinnern, einer Frau gegenüber jemals so danebengehauen zu haben – geschweige denn zweimal
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