Winterwunder

Andererseits hätte ich auch nicht gedacht, dass du jetzt einen auf Easy Rider machst.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Schlag es nach.«
    »Na schön. Wenn du mir jetzt einen Vortrag über die Gefahren des Motorradfahrens halten willst, musst du mir erst eine eidesstattliche Erklärung abgeben, dass du in den letzten drei Jahren weder eines gefahren noch auf einem mitgefahren bist.«
    Okay, das würde er also lassen. Um etwas Zeit zu gewinnen, zog er seine Brieftasche hervor, nahm einen Hunderter heraus und reichte ihn ihr.
    »Danke.« Sie faltete ihn zusammen und stopfte ihn in die Tasche.
    »Bist du wegen der Wette mit ihm ausgegangen?«
    »Ich bin trotz der Wette mit ihm ausgegangen.«
    »Da nun alle Wetten geschlossen sind, hast du vor, noch einmal mit ihm auszugehen?«
    »Er hat mich nicht gefragt, und ich habe mich noch nicht entschieden.« Parker wandte den Kopf, um Del lange und prüfend anzusehen. »Da du keinerlei Spuren eines Kampfes aufweist und ich mir denke, dass Mal ebenso gut austeilen wie einstecken kann, muss ich annehmen, dass ihr euch nicht geprügelt habt, als er dir gesagt hat, dass ich von der Wette wusste.«
    »Es ist nicht meine Art, Leuten eine reinzuhauen. Jack war eine Ausnahme«, erklärte Del, bevor Parker etwas sagen konnte. »Und Mal hat das umgangen, indem er mir rundheraus … alles erzählt hat.«
    Parker schwieg kurz. »Er hat es dir selbst erzählt?«
    »Und du nicht.«
    Während sie noch über Mals Feingefühl nachdachte, antwortete Parker, ohne zu überlegen. »Del, lebst du wirklich in dem irrigen Glauben, ich würde dir von jedem Mann erzählen, mit dem ich ein Date habe?«
    »Du und Mal seid also schon bei Dates?«
    »Nein. Vielleicht. Ich weiß noch nicht. Nehme ich dich wegen jedem deiner Dates ins Kreuzverhör, oder habe ich das getan, bevor das mit dir und Laurel anfing? Und wenn du jetzt sagst, das ist was anderes, kann es sein, dass ich dir eine reinhaue.«
    »Ich versuche gerade, eine Formulierung zu finden, die dieses ›das ist was anderes‹ nur andeutet.« Weil Parker daraufhin kichern musste, nahm er im Weitergehen ihre Hand. »Kommen wir noch mal auf den Punkt, dass du bisher noch nie ein Date mit einem meiner Freunde hattest. Meiner guten Freunde.«
    »Stimmt. Und habe ich mich eingemischt, als die Dinge zwischen dir und Laurel sich verändert haben? Zwischen meinem Bruder und einer meiner besten Freundinnen? Und, nein, Del, das ist immer noch nichts anderes.«
    »Ich mische mich nicht ein. Ich kreise nur außen herum und versuche, den Umfang zu vermessen.«
    »Den weiß ich auch noch nicht. Wir haben eine Tour gemacht, waren Pizza essen und …«
    »Und?«
    »Und haben den Standard-Hattrick eines Dates mit einem Gutenachtkuss vollendet.«
    »Du bist also an ihm interessiert.«
    »Jedenfalls nicht uninteressiert. Das hat mich überrascht, aber so ist es. Ich hatte viel Spaß gestern Abend, und das hatte ich nicht erwartet. Ich habe mich entspannt und amüsiert, und es ist lange her, dass ich das mit einem Mann erlebt habe. Mich einfach nur amüsiert. Er könnte auch einer deiner Klienten sein, Del, oder eine flüchtige Bekanntschaft, aber dass er dein Freund ist, zeigt, dass du ihn nicht nur magst, sondern dass du ihm vertraust und ihn respektierst. Gibt es irgendeinen Grund, warum ich das nicht auch tun sollte?«
    »Nein.« Del atmete scharf ein und starrte finster in die Ferne. »Verdammt.«
    »Und dass er es dir selbst gesagt hat, ist auch bedeutend. Ich habe Laurel und den anderen erst heute Morgen davon erzählt. Und ich bin nicht sicher, ob ich es überhaupt getan hätte, wenn Mac nicht das Motorrad gehört und mich mit Mal hätte davonfahren sehen. Das wirft kein so gutes Licht auf mich.«
    »Du wolltest sie nicht zwischen alle Stühle setzen, zwischen dich und mich, weil das unangenehm ist.«
    »Das war ein Grund – nicht der Hauptgrund, aber einer der Gründe.« Parker hielt inne und drehte sich so, dass sie einander gegenüberstanden. »Stell du mich auch nicht in die Mitte zwischen dir und deinem Freund, Del. Bitte, lass mich nicht zum Streitpunkt werden.«
    »Nein. Es sei denn, Mal vermasselt das Ganze. Dann trete ich ihm in den Hintern. Das weiß er auch schon. Er war sogar einverstanden und hat gesagt, wenn er es vermasselt, würde er mir erlauben, ihn in den Hintern zu treten. Und, ja«, gab Del zu, »das spricht auch für ihn, denn ich kenne ihn und weiß, dass er das ernst gemeint hat.«
    Parker schlang die Arme um Del und drückte ihn.