Winterwunder
es nicht schaffst, dass du zu nichts taugst.«
»Deine Mutter hätte nie …«
»Nein, nicht Mama.«
»Ach so.« Sein Onkel, dachte Parker, und sagte nichts weiter.
»Das ist eine lange, unschöne Geschichte. Machen wir statt dessen lieber einen Spaziergang.«
Auf der belebten Hauptstraße trafen sie Leute, die Parker kannte oder die Malcolm kannte. In beiden Fällen war den Leuten so deutlich ihre Verwirrung oder ihre Neugier anzumerken, dass Malcolm sich königlich amüsierte.
»Die Leute fragen sich, was du mit mir machst«, bemerkte er, »oder was ich mit dir mache.«
»Die Leute sollten ihre Zeit lieber damit verbringen, sich um ihren eigenen Kram zu kümmern als damit, zu spekulieren, was andere machen.«
»In Greenwich wird jeder darüber spekulieren, was die Browns machen. Bei dir sollten sie allerdings vorsichtig sein.«
»Bei mir?« Ehrlich überrascht runzelte Parker die Stirn. »Warum?«
»In deinem Beruf erfährst du eine Menge Geheimnisse. In meinem auch.«
»Wie das?«
»Sagen wir mal, die Leute wollen ihren Wagen durchchecken lassen und schauen nicht immer so genau nach, ob sie auch alles rausgenommen haben, was keiner sehen soll.«
»Zum Beispiel?«
»Das wäre Verrat.«
Parker stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Nicht, wenn ich nicht weiß, wer was zurückgelassen hat.«
»In der Werkstatt haben wir einen Wettbewerb laufen. Wer in einem Monat die meiste Damenwäsche findet, kriegt ein Sixpack.«
»Oh. Hm.«
»Du wolltest es wissen.«
Parker überlegte einen Augenblick. »Das kann ich noch toppen«, entschied sie. »Das kann ich toppen.«
»Okay.«
»Einmal habe ich einen Balconette-BH von Chantelle gefunden. Schwarze Spitze, 80C. Er hing an einem Ast der Weide am Teich, und das passende Höschen trieb auf dem Wasser.«
»Wie heißt diese Chantelle weiter?«
»Chantelle ist die Dessous-Marke. Du kennst dich mit Autos aus. Ich mit Mode.«
»Autos und Hochzeiten müssen irgendwas an sich haben«, sagte Mal, während er ihr die Wagentür öffnete, »das in Frauen das Bedürfnis weckt, ihre Unterwäsche auszuziehen.« Als sie einstieg, grinste er. »Also, tu dir keinen Zwang an.«
»Zu gütig von dir.«
Als sie es sich im Wagen wieder bequem machte, dachte sie, dass es ein erfolgreicher Abend gewesen war. Sie hatte die Zeit genossen, die Zeit mit Malcolm, hatte ein bisschen mehr über ihn erfahren – auch wenn sie ihm das meiste aus der Nase hatte ziehen müssen.
»Große Hochzeit an diesem Wochenende«, stellte er fest.
»Zwei große, zwei mittlere und eine Brautparty, zu der nicht nur Frauen kommen, sondern auch Männer. Plus zwei externe Veranstaltungen.«
»Fleißig, fleißig. Warum geht ein Mann auf eine Brautparty?«
Parker wollte ihm schon die diplomatische, geschäftsmäßige Antwort geben; dann musste sie jedoch lachen. »Weil seine Verlobte ihn dazu zwingt. Wir richten auf der Terrasse eine Zigarrenbar ein. Das hilft den Männern, das Ganze durchzustehen.«
»Das würde ich nicht mal mit Morphium schaffen. Aber mit der großen Hochzeit meinte ich Carters Schwester.«
»Oh, ja. Darauf freuen wir uns alle. Es hat so viel Spaß gemacht, mit Sherry zu arbeiten. Bräute wie sie haben wir nicht allzu oft. Du sitzt an Tisch zwölf. Du wirst dich gut amüsieren.«
»Das habe ich vor.«
Als Mal in die Einfahrt bog, bedauerte Parker ebenso sehr, dass der Abend zu Ende ging, wie sie vorher der Gedanke daran nervös gemacht hatte.
»Der Sommer ist vorbei«, sagte sie, als sie aus dem Auto in die kühle Luft ausstieg. »Ich liebe den Herbst, seine Farben, die Gerüche, den Wechsel des Lichts. Aber ich finde es auch immer schade, mich vom Grün und den Sommerblumen verabschieden zu müssen. Dir tut es wahrscheinlich leid, dass du dich bis zum nächsten Jahr von deinem Motorrad verabschieden musst.«
»Ein paar Touren mache ich noch. Nimm dir einen Tag frei, und wir machen eine zusammen.«
»Verlockend.« Das war es wirklich. »Aber in den nächsten Wochen sind wir komplett ausgebucht.«
»Ich kann warten. Das tue ich allerdings ungern.« Malcolm kam näher, und obwohl er sie nicht berührte, verspürte sie ein erregendes Prickeln. »Warum fragst du mich nicht, ob ich mit reinkommen will, Parker?«
Sie wollte Nein sagen, hatte Nein sagen wollen, seit sie sich für den Abend angezogen hatte. Zu früh, zu viel, zu riskant.
Sie öffnete die Tür und streckte die Hand aus. »Komm rein, Malcolm.«
Er nahm ihre Hand und schob die Tür hinter sich zu. Er sah sie unverwandt an,
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