Winterwunder
»Hier, bitte. Ma.«
Kay kostete, schob die Lippen vor. »Nicht schlecht. Setzt ihr beiden euch doch ins Wohnzimmer. Ich bringe euch ein paar Horsd’œuvres.«
»Kann ich helfen? Ich bin keine besondere Köchin, aber eine sehr gute Küchenhilfe.«
»Es ist nicht mehr viel zu tun. Wir setzen uns einfach ein bisschen. Ihr könnt schon mal vorgehen, und du kannst das Tablett mitnehmen, Mal. Ich komme sofort zu euch.« Sie öffnete den Kühlschrank und holte ihre beste Platte samt den kalten Appetithäppchen heraus.
»Oh, sind die schön.« Mit ihrem Weinglas ging Parker zu den Salz- und Pfefferstreuern.
Das meinte sie wirklich so, stellte Mal reichlich überrascht fest. Er war mittlerweile gut darin, an ihrem Ton zu erkennen, wann sie nur höflich war und wann ihr etwas tatsächlich gefiel.
Unter den Streuern waren elegante, witzige und – pikante war wohl das höflichste Wort dafür.
»Ich habe gleich nach meiner Hochzeit angefangen, sie zu sammeln. Etwas Kleines, das ich leicht einpacken konnte, immer wenn wir umgezogen sind. Dann ist das Ganze ein bisschen ausgeartet.«
»Sie sind ganz toll. Bezaubernd und witzig. Batman und Robin?«
Kay trat zu ihr. »Die hat Mal mir zum Muttertag geschenkt, als er ungefähr zwölf war. Die beiden Hunde, die es miteinander treiben, sind auch von ihm – er hatte nicht gedacht, dass ich sie aufstellen würde. Damals war er sechzehn, glaube ich, und wollte mich auf die Palme bringen. Statt dessen habe ich ihn hinaufgejagt.« Sie warf Mal einen belustigten Blick zu und grinste bei der Erinnerung daran. »Es war ihm fürchterlich peinlich, als ich die Dinger aufs Regal gestellt habe.«
Mal trat von einem Fuß auf den anderen. »Was soll ich jetzt mit diesem Tablett machen?«
Parker sah ihn lächelnd an. »Oh, danke.« Sie wählte ein hübsches rundes Stückchen Brot aus, das mit Brie und einer Himbeere belegt war. »Und diese?«, setzte sie die Unterhaltung mit seiner Mutter fort, während er mit seinem Tablett voller Kanapees daneben stand.
Im weiteren Verlauf des Abends war Mal sich nicht sicher, ob er erfreut, erleichtert oder beunruhigt darüber sein sollte, wie ausgezeichnet seine Mutter und Parker sich verstanden.
Er wusste sehr gut, dass Parker ihr Verhalten und ihre Art zu reden jedem beliebigen Niveau anpassen konnte. Doch das hier war mehr. Er spürte, genau wie er es gespürt hatte, als sie zum ersten Mal zusammen Pizza essen gewesen waren, dass sie ganz locker war und sich wohlfühlte.
Die Frauen redeten über Orte, an denen sie beide schon gewesen waren, Orte, die seine Eltern bereist hatten, bevor er geboren war oder als er noch zu klein gewesen war, um sich daran zu erinnern, über andere Orte, an die er nur eine ganz schwache Erinnerung hatte.
Sie sprachen über Parkers Geschäft, und Malcolms Mutter lachte immer wieder laut auf, wenn Parker eine schräge oder lustige Anekdote von irgendeiner Veranstaltung zum Besten gab.
»Ich hätte niemals die Geduld dazu. All die Leute, die jeden Tag anrufen, jammern, rumzicken, fordern. Mann, ich würde mindestens zweimal am Tag am liebsten einen von Mals Kunden abknallen.«
»Parker knallt die Leute nicht ab«, warf Malcolm ein. »Sie zertritt sie wie Käfer.«
»Nur wenn es unbedingt nötig ist.«
»Was haben Sie mit Linda Elliot vor – oder wie immer ihr Familienname jetzt ist?« Als Parker zögerte, zuckte Kay die Achseln. »Geht mich ja nichts an.«
»Nein, das ist es nicht. Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht genau. Das wird heikel. Zertreten wie einen Käfer habe ich sie schon, was für mich sehr befriedigend war. Aber sie ist Macs Mutter.«
»Sie ist eine Schlampe, die sich für was Besseres als alle anderen hält.«
»Himmel, Ma.«
»Nein, Sie haben vollkommen Recht«, sagte Parker zu Kay. »Sie ist eine Schlampe, die sich nicht nur für was Besseres hält, sondern die noch dazu unter Verfolgungswahn leidet. Ich habe sie mein ganzes Leben lang verachtet. Sie können also überhaupt nichts über sie sagen, das mich aufregen würde.« Parker kostete noch einen Bissen Lasagne und warf Malcolm mit hochgezogenen Augenbrauen einen Blick zu. »Was? Darf ich niemanden verachten?«
»Scheint einfach nicht dein Stil zu sein.«
»Sie hat eine meiner engsten Freundinnen benutzt und emotional missbraucht, solange ich denken kann. Sie hätte einiges mehr verdient als das, was ich ihr irgendwann endlich verpassen konnte. Aber …« Parker zog die Schultern hoch, trank einen Schluck Wein. »Sie kommt zur
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