Winterwunder
und schaute sich noch einmal in der Küche um.
Auf das kleine Beistelltischchen unter dem Fenster, wo sie morgens gern saß und ihren Kaffee trank, hatte sie eine hübsche Schale mit Obst gestellt. Der niedliche irische Klee, den Mal ihr geschenkt hatte und der nun auf seinem Platz auf der Fensterbank über der Spüle stand, hatte lauter weiße Blüten bekommen.
Ihre Sammlung von Salz- und Pfefferstreuern füllte das Regal über der Bank, die er im Werkunterricht der Highschool gebaut hatte.
Von ihrem Fußboden hätte man essen können, und sämtliche Oberflächen glänzten.
Nach einem zufriedenen Nicken breitete sie die Arme aus. »Wie sehe ich aus?«
»So gut wie deine Lasagne.«
»Rot und scharf?«
Mal zupfte an einer ihrer wilden, orangefarbenen Locken. »Ganz genau.«
»Ich mache jetzt die Lasagne fertig und schiebe sie in den Ofen. Von dir hätte ich gern, dass du die Kerzen anzündest, die ich überall verteilt habe. Und richte bloß kein Chaos an.«
»Was für ein Chaos sollte ich denn anrichten?«
Ihre grünen Augen blitzten ihn an. »Überhaupt keins, wenn du weißt, was gut für dich ist.«
Resigniert griff er zum Feuerzeug und machte die Runde – Esszimmer, Wohnzimmer, sogar das Gäste-WC. An allen möglichen und unmöglichen Orten hatte sie Gruppen von Kerzen aufgestellt. Wahrscheinlich so arrangiert, wie sie es in einer Zeitschrift oder in ihrem heiß geliebten Haus-und-Garten-Fernsehsender gesehen hatte.
Auf dem Gäste-WC hatte sie edle kleine Handtücher und Seifen zurechtgelegt –, und er wusste aus Erfahrung, dass sie ihm das Fell über die Ohren ziehen würde, wenn er etwas davon tatsächlich benutzte.
Er steckte den Kopf in ihr kleines Büro, ins Schlafzimmer, ins Bad – in erster Linie, um ihr aus dem Weg zu gehen, damit sie nicht weiter auf ihm herumhacken konnte.
Sie hatte sich hier ein hübsches Zuhause geschaffen, dachte er. Ein gutes, gemütliches Zuhause. Und im Grunde war es das erste Zuhause, das sie beide hatten. Alles andere waren bloße Unterkünfte oder Mietwohnungen gewesen. Vorübergehende Geschichten.
Wenn sie also die Wände – wie sie es getan hatte – in jedem Zimmer in einer anderen Farbe streichen, wenn sie mit Kerzen spielen und edle Seife zurechtlegen wollte, die außer dem Gast niemand benutzen durfte, war das ihr gutes Recht.
Als er das Gefühl hatte, sich lange genug verdrückt zu haben, machte er sich auf den Weg zurück in die Küche. Und wurde vom Klopfen an der Tür aufgehalten.
»Du nimmst ihren Mantel«, rief seine Mutter, »und hängst ihn in den Garderobenschrank.«
»Bin ich vielleicht ein Volltrottel?«, brummelte er.
Als er die Tür öffnete, stand Parker vor ihm, in einem leichten Trenchcoat, der über einem dunkelgrünen Kleid offen stand, und mit einem Strauß blauer und weißer Zwergiris in der Hand.
»Hallo. Du hattest gewiss keine Probleme, das Haus zu finden.«
»Überhaupt nicht.«
»Ich nehme deinen Mantel.«
»Was für ein hübsches Haus.« Parker ließ den Blick durchs Wohnzimmer schweifen, während Mal ihren Trenchcoat nahm. »Es sieht aus wie deine Mutter.«
»Was?«
»Es ist bunt.«
»Das stimmt allerdings. Komm mit nach hinten. Sie ist in der Küche. Wie war eure Feier?«
»Sie war … oh, schau dir die an!« Offenbar ehrlich begeistert blieb sie stehen, um eine Wand voller Postkarten zu betrachten. »Sind die klasse.«
»Sie hat sie unterwegs gesammelt – an den verschiedenen Orten, wo mein Vater stationiert war oder wo sie sich mit ihm getroffen hat, wenn er Heimaturlaub hatte.«
»Eine wunderschöne Art, sich zu erinnern. Du musst an einigen dieser Orte gewesen sein. Erinnerst du dich?«
»Nicht besonders.« Mal nahm ihre freie Hand und führte sie nach hinten zur Küche.
Sie traten ein, als Kay gerade die Ofentür schloss.
»Kay, wie schön, Sie zu sehen. Vielen herzlichen Dank für Ihre Einladung.«
»Gern geschehen. Iris.« Vor Freude leuchtete ihr Gesicht warm auf. »Meine Lieblingsblumen.«
»Das hat irgendjemand erwähnt. Der Strauß ist Emmas Werk.«
»Macht sie das nicht fantastisch?« Kay schnupperte an dem Strauß und stellte ihn auf die Arbeitsplatte. »Ich behalte ihn erst mal hier, aber später werde ich egoistisch sein und ihn in mein Schlafzimmer stellen. Mal, gib dem Mädel ein Glas Wein. Sie hat den ganzen Tag gearbeitet.«
»Ich hätte sehr gern einen. Sie haben so ein schönes Zuhause. Es strahlt solche Fröhlichkeit aus.«
Stimmt genau, dachte Mal, während er den Wein einschenkte.
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