Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Kopf und zog sie hoch. Seine Zunge fuhr heiß und verlangend über ihr Gesicht, als wolle er jeden Zug darin abtasten. Genauso plötzlich ließ er ihren Kopf wieder los. Einen Moment war sie verwirrt darüber. Flink huschte er von der Bank, kniete vor ihr auf den Boden, griff unter ihrem Rock nach dem Slip, zog ihn über ihre Beine, die automatisch jede Bewegung zum schnellen Abstreifen mitmachten. Leonies schloss genüsslich die Augen, warf ihren Kopf nach hinten, als Dirk ihre Knöchel umfasste, sanft ihre Beine anbeugte und sie gespreizt auf der Bank postierte. Um Halt zu bekommen, schlang sie ihre Arme um seinen Hals. Seine Stimme war kaum mehr als ein ersticktes Flüstern: „Ich lieb dich, ich hab dich lieb.“ Als er in sie eindrang, unterdrückte sie einen Schrei. Doch schon bald gab sie sich seinen sanften, allmählich drängenderen Stößen hin und entglitt in die kosmische Sphäre der Lust.
Es dauerte eine Weile, ehe das herrische Klopfen an ihrer Zimmertür bis in Leonies Gedächtnis vordrang. Sie wippte nach dem gerade wieder Erlebten nun wesentlich heftiger mit ihrem Becken, als wäre Dirk noch immer in ihr. In der nächsten Sekunde knallte sie zurück auf den harten Boden der Wirklichkeit und fuhr hoch. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Ihr Herz begann zu rasen. Vaters Fäuste hämmerten jetzt wild an ihrer Zimmertür. Leonie wusste sofort, dass er weiter getrunken, noch mehr alkoholisiert war. „ Aufmachen, mach sofort die Tür auf oder ich schla g sie ein!“ Leonie zitterte am ganzen Körper. Oh Dirk, hilf mir, dachte sie flehentlich. Doch Dirk war weit weg und wusste nichts von dem, was sich hier zutrug. Irgendetwas hatte sie bisher abgehalten, mit ihm darüber zu sprechen. Sie ahnte jetzt, was es war. Er musste sich erst von seiner Freundin trennen, erst dann konnte sie sicher sein, dass er es wirklich ernst mit ihr meinte. Aber nein, sie zweifelte nicht an ihm. Er würde sie nicht enttäuschen. Die Liebe mit ihm war etwas Außergewöhnliches. Etwas Besonderes. Trotz Vaters Gebrüll vor ihrer Tür sah sie sich wieder für einen Augenblick mit Dirk auf der Bank in ihrem tosenden Glück. Er hatte sie vollkommen in seinen Besitz genommen. Sie fühlte sich glücklich bei der Erkenntnis, spürte, wie sehr sie ihm verfallen war, ihrem Retter, der sie hier rausholen würde. Weg von Vater und den Weinbergen.
„ Leonie!“
Vater donnerte mit dem Fuß gegen die Tür. Das Bild an der Wand daneben wackelte und fiel gleich darauf herunter. Das Glas zersplitterte auf dem Parkett. Wenn sie jetzt die Tür öffnete, was würde geschehen? Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sie konnte ihn erneut in die Schranken weisen. Etwas in ihr weigerte sich, ihre zerstörerische Kraft noch einmal und so kurz hintereinander anzuwenden. Es würde ihm nicht verborgen bleiben, dass es nicht mit rechten Dingen zuging. Und dann? Was würde dann geschehen? Müsste sie Hals über Kopf fliehen? Würde sie verfolgt, gejagt, wie Mutter es ihr vor Jahren gesagt hatte? Wenn das nächste Mal Onkel Lennart zu Besuch kam, überlegte sie kurz, ergab sich eventuell die Gelegenheit, mit ihm darüber zu sprechen, zu beichten. Er unterlag der Schweigepflicht. Trotz der bedrohlichen Situation vor ihrer Tür musste sie einen Moment schmunzeln. Sie nannte ihn immer noch Onkel. Hatte es auch später nicht durch das Wort Pastor ausgetauscht, als sie längst kein Kind mehr war. Und mit seinem Doktortitel hatte sie ihn noch nie angesprochen. Nicht einmal, nachdem er die Karriereleiter zum Weihbischof aufgestiegen war. Und für Vater war er immer nur ›Lennart‹, als besäße er gar keinen Vornamen. Oft hatte sie bedauert, dass Onkel Lennart vor Jahren die Pfarrei in Ahrweiler nach recht kurzer Zeit schon wieder verlassen hatte und nach Trier gegangen war. Er war ein Freund ihres Vaters, wenngleich beide auch einen gegensätzlichen Charakter besaßen. Sie vertraute Onkel Lennart seit Kindesbeinen. Jedenfalls musste sie vorsichtig sein mit der Anwendung ihrer unheimlichen Macht. Sie wollte normal leben. Mit Dirk an ihrer Seite, ohne jemals davon Gebrauch machen zu müssen. Einfach ganz normal leben . Doch niemals mehr würde sie zulassen, dass Vater sie anfasste, niemals. Sie glaubte, das alles hier nicht eine Sekunde länger ertragen zu können. Dirk, dachte sie. Noch immer trat Vater gegen die Tür. Aber, hörte sie richtig? Es schwächte sich ab. Ein dumpfes Geräusch drang zu ihr durch. Dann war es still. Sie wartete eine Weile,
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