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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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ehe sie leise aus dem Bett stieg und wie ein Dieb zur Zimmertür schlich. Horchte. War er einfach umgefallen? Blitzschnell versuchte sie, die letzten Sekunden zurückzurufen. Sie hatte doch nichts gemacht, nichts gedacht in diese Richtung. Für einen Moment überfiel sie Panik. Hatte sie ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten womöglich tatsächlich nicht mehr unter Kontrolle? Geschah es von selbst, wenn sie in Gefahr war? Diese Möglichkeit verstärkte das panische Gefühl. Ruhig, ganz ruhig.  Überlegen. Sie hatte nicht eine Sekunde daran gedacht, Vater etwas anzutun. Er war auf der anderen Seite der Tür und konnte sie nicht attackieren. Also war sie nicht unmittelbar bedroht gewesen und hatte somit keinen Grund gehabt, es zu gebrauchen. Sie lächelte dankbar bei dieser Erkenntnis und lauschte noch eine Weile, während sich ihr Herzschlag beruhigte. Mit einem Ruck entschloss sie sich, nachzusehen. Vorsichtig drehte sie den Schlüssel, drückte in Zeitlupe die Klinke herunter und zog die Tür einen Spalt weit auf. Zuerst sah sie seine schwarzen Lederschuhe. Er lag am Boden. Somit konnte ihr nichts passieren. Ihr Blick glitt über seine auseinander gewinkelten Beine hinauf bis zum Kopf. Er hielt die Augen geschlossen. Schien kaum zu atmen. Die Angst kroch langsam in ihr hoch. Es war diesmal nicht die Angst vor ihm, sondern davor, was wäre, wenn er jetzt tot ist. Überrascht stellte sie fest, dass sie sich nicht recht über diese Möglichkeit freuen konnte, obwohl sie es sich doch so oft gewünscht hatte. Auch wenn er sich schändlich verhielt, er war ihr Vater. Mit einem Mal gewann dieses Gefühl in ihr die Oberhand. Sie huschte zu ihm, kniete sich neben seinen Kopf und tätschelte seine Wange. Herbert Rosskamp schlug die Augen auf. Leonie atmete erleichtert durch. „Vater“, flüsterte sie, „was ist mit dir?“ Er sah sie benommen an. „Leonie, du kleine ...“, sagte er leise. Der Tonfall in seiner Stimme ließ sie unmerklich zurückweichen. Noch ehe das alte Gefühl wieder in ihr aufkam, krallten seine Hände ihre Oberarme und zogen sie über seinen Körper. Leonie strampelte mit den Beinen und schrie aus Leibeskräften. Rosskamp keuchte. Sein alkoholisierter Atem verursachte ihr Übelkeit. „Du kleines Biest, du, du gehörst mir, du bist meine Tochter, ha, ha, ha!“ lachte er, „du, meine Schöne, ha, ha, ha“, wie nur Betrunkene lachen können. Er ließ ihre Arme los, umfasste blitzschnell ihren Kopf und zog ihn zu sich herunter, ihren Mund direkt auf seinen. Leonie hämmerte mit beiden Fäusten in seine Flanken. Er grapschte nach ihrer Brust. In dem Moment gelang es ihr, sich von ihm herunterzurollen und aufzuspringen. Wie konnte sie auch nur einen Augenblick vergessen, wie sehr sie ihn hasste? Sie rannte zurück in ihr Zimmer, warf die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel um. Sein wütendes Schnauben drang zu ihr durch. Er schien sich aufgerichtet zu haben. „Du entkommst mir nicht, kleine süße Leonie.“ Danach hörte sie ihn fortschlurfen. Leonie lehnte sich von innen gegen die Tür und schloss die Augen. Ich könnte dich töten, dachte sie.

7
     
    Anke hob ihr Glas. Sie saßen in der Abendsonne auf der Terrasse des Hotels Hohenzollern.
    „Wie heißt es.›Im Trockenen kann der Geist nicht wohnen ...‹“
    Ihre Gläser klangen aneinander. Genüsslich schlürften sie den dunkelroten Inhalt, einen lieblichen Brokat Ahr-Spätburgunder, kombiniert mit Medaillons vom Rehbock in Preiselbeer-Marzipan-Kruste. Anke ließ verträumt ihren Blick über das Tal gleiten und weiter hinauf zu den bewaldeten Bergen auf der anderen Seite. „Ach, jetzt müsste nur noch das Meer dahinter liegen, dann wäre es perfekt.“
    Wolf lachte auf. „Die alte Sehnsucht, aber für die meisten ist es so schon perfekt.“
    „ Du hast recht, man will immer mehr, als man hat. Es ist auch ohne Meer im Hintergrund wunderschön hier.“ Sie hob ihr Glas. „Auf das Ahrtal und seinen Wein.“ Anschließend sagte sie übergangslos: „Ich glaube, ich muss mal mit jemandem hier aus dem Hotel reden. Jemand, der hier lebt und sich auskennt.“
    „ Höre ich da etwa die Nachtigall trapsen?“ Wolfs Mundwinkel zuckten belustigt auf. Anke war schon geneigt, entsprechend darauf zu reagieren, stattdessen meinte sie. „Diese Feuerhaarige da aus dem Feuersteinhaus, weißt du ...“
    „ Oh bitte nein, Anke. Wir sind hier in Urlaub.“
    „ ... die beschäftigt mich einfach. Ich kann’s nicht ändern. Heute während unserer

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