Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Wanderung habe ich ständig an sie denken müssen.“
„ Ich auch“, gab Wolf zu. Es klang verärgert.“
Anke griff wieder ihr Glas, nippte daran und sah ihrem Angetrauten in die Augen. „Du weißt doch, wenn zwei Menschen immer dasselbe denken, ist einer von ihnen überflüssig.“
„Also gut, versuchen wir uns zu ergänzen.“ Wolf lehnte sich in seinem Stuhl zurück und strich sich über den Schnauz.
„ Du und deine Kollegen“, fuhr Anke fort, „ihr habt euch doch auch bestimmt in eurem privaten Seminar mit Parapsychologie beschäftigt.“
„ Jaha.“
„ Ich kann es kaum glauben, aber könnte es sein, dass wir gestern Abend diesem Phänomen begegnet sind? Vielleicht in einer abgeschwächten Ausführung?“
„ Du verrennst dich da in was.“
„ Verdammt noch mal, nimm mich ernst. Ich habe den Stein gesehen. Gesehen, wie er durch die Luft flog. Ich habe sie gesehen, wie sie da gestanden ist. Versteinert. Konzentriert. Ich bitte dich, ich weiß doch noch, was ich gesehen habe.“
„ Und ich halte das Ganze für eine Sinnestäuschung deinerseits.“
Diese Bemerkung fuchste Anke nun wirklich, erbost bot sie zynisch Paroli.
„So, meint der Herr. Dann war es vielleicht ein unsichtbares, grünes Männchen, das den Stein geworfen hat.“
Sofort kam die Retourkutsche in einer stichelnden verletzenden Bemerkung. „Genauso unwahrscheinlich.“
Nur keinen Streit, dachte Anke und überging seine kleine Rachsucht. Schließlich befanden sie sich im Urlaub. „Dein Kollege ...“, erwähnte sie wie beiläufig, „dieser ….“
„ Diplom Psychologe Dr. Reinhard Wissmann.“
„ Erzähl mir was von ihm.“
Wolf schmunzelte. „Du gibst wohl nie auf, was. Also gut. Er arbeitet als Wissenschaftler am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg. Hauptsächlich beschäftigt er sich mit der interdisziplinären Erforschung von Anomalien, das heißt, mit außersinnlicher Wahrnehmung, veränderte Bewusstseinszustände als auch Psychokinese.“
„ Da haben wirs doch“, triumphierte Anke. „Psychokinese.“
„ Außerdem bietet das Institut eine Beratungsstelle für Menschen mit außergewöhnlichen Erfahrungen an, eine riesige Bibliothek als auch ein Forschungsarchiv für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie, reicht das?“
Versonnen schaute Anke über die Terrasse hinaus in das Grün der Berge und spürte sogleich die beruhigende Wirkung.
„Und?“ fragte Wolf gereizt. „Was willst du tun? Morgen dahin aufbrechen, Erkundigungen einholen und übermorgen einen Artikel darüber starten, nur weil du glaubst, etwas in dieser Richtung hier erlebt zu haben? Ich bitte dich.“
Anke fühlte sich mit einem Mal unsicher. Vermutlich hatte sie sich getäuscht. Immerhin war sie nach einigen Gläsern Wein nicht mehr ganz nüchtern gewesen.
„Falls es so etwas überhaupt gibt“, überlegte Wolf, „wieso sollte dann ausgerechnet hier im Ahrtal ein Mensch existieren, der psychokinetische Fähigkeiten besitzt?“
„ Jetzt häng dich doch nicht an dem Ort fest“, gab Anke zurück. „Der spielt doch nun wirklich keine Rolle. So etwas könnte genauso gut in New York oder Ibbenbüren passieren.“
„ Wo liegt denn Ibbenbüren?“ meinte Wolf belustigt über ihren Vergleich.
„ Kleines Kaff irgendwo in Nordrhein-Westfalen. Ich hatte mal einen Kollegen aus Ibbenbüren. Ist ja auch nicht wichtig. Jetzt lenk nicht vom wahren Thema ab, bitte.“
Anke stützte die Ellenbogen auf dem Tisch ab, faltete die Hände und ließ ihr Kinn darauf nieder. Eine Weile betrachtete sie nachdenklich die feine Maserung der weißen Tischdecke.
„Und diese arbeitenden Wissenschaftler am Freiburger Institut sind doch wohl alles keine Hasardeure, oder?
„ Man sollte sie schon ernst nehmen“, grinste Wolf.
„ Ah ja, sieh mal an. Und was ist mit dir?“
„ Ich bin kein Wissenschaftler, sondern ein ganz normaler Psychotherapeut, der sich mit den seelischen Leiden der Menschheit auseinandersetzt und versucht, diese zu lindern oder zu beseitigen.“
„ Danke, nun weiß ich endlich, womit du dich beschäftigst, aber sei ehrlich, du glaubst nicht an außergewöhnliche Phänomene, stimmt’s?“
Wolf wiegte den Kopf. „Direkt hier, um die Ecke?“
„Himmel, das hatten wir doch grad.“
„ Obwohl“, Wolf bewegte kritisch sein Haupt, „ich habe in einem meiner Bücher gelesen, das
87 % der Bundesbürger an übersinnliche Erscheinungen ecetera glauben. Auf der anderen Seite habe ich
Weitere Kostenlose Bücher