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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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anscheinend bewusst zu sehen. Fast zeitgleich vernahm Anke neben sich am Wegrand ein scharrendes Geräusch, als würde jemand mit einem Stein über den festen Sandboden reiben. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie ein schieferfarbenes eckiges Gebilde, das sich neben ihr am Straßenrand bewegte. In die Höhe stieg, durch die Luft flog und gerade, als der Mann seine Hände hob, um die Frau erneut zu attackieren, ihn in den Kniekehlen traf. Er knickte augenblicklich zusammen, fiel der Länge nach hin und rührte sich nicht mehr. Wohl mehr vor Verblüffung denn vor Schmerzen, vermutete Anke. Sie wandte den Blick von dem am Boden liegenden Angreifer ab und sah verdutzt auf die Stelle, wo noch eben das steinerne Objekt gelegen hatte. Anschließend schaute sie sich um, während sie ein paar Mal die Augen schloss und wieder öffnete, als würde sie ihrer Wahrnehmung nicht trauen.
    „ Sonderbar“, murmelte sie erneut.
    Wolf hatte die beiden gerade erreicht, als die junge Frau sich abdrehte und zurück ins Haus rannte. Er beugte sich zu dem Mann herunter, schien ihn etwas zu fragen. Anke eilte zu ihnen. Der Mann ließ verwirrt seinen Blick kreisen. Langsam erhob er sich stöhnend an Wolfs ausgestrecktem Arm. Kaum auf den Beinen, rieb er sich ausgiebig seine Kniekehlen. Erst jetzt schien er die Fremden wahrzunehmen. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. „Haben sie mir den Stein in die Beine geworfen, verdammt noch mal“, wetterte er los. „Das hier geht Sie gar nichts an!“
    „Nein, nein“, beschwichtigte ihn Wolf.
    Anke hob den Schieferstein auf und betrachtete ihn von allen Seiten, als wolle sie das Geheimnis seines Fluges aus seiner Zusammensetzung ergründen. „Dieses Teil hier“, brachte Anke sich ein, „kam angeflogen. Irgendjemand muss es geworfen haben. Aber ich habe niemanden gesehen.“ Alle drei blickten sich darauf hin wie suchend um. Sie waren allein. Die Weinterrassen waren zu dieser Zeit geschlossen, also auch keine Gäste mehr anwesend. Anke bekräftigte zwar ihre Aussage, doch war sie sichtlich irritiert und ein wenig ratlos. Der Stein hatte links am Wegesrand gelegen. Sie erinnerte sich an das Geräusch, welches sie vernommen hatte. Er war danach in die Luft gestiegen und genau auf des Mannes Beine zugesteuert. Hatte sie etwa Wahrnehmungsstörungen? Zu viel Wein getrunken? Was war hier passiert? Ich spinne, dachte sie. Der Mann drehte sich nun abrupt ab, wobei er eine eindeutige Handbewegung machte, die ihnen sagte, dass sie sich wegscheren sollten. Dann humpelte er zurück zum Haus.
    Wieder im Hotelzimmer ließ Anke sich aufs Bett nieder und öffnete umständlich die Schnürsenkel ihrer Wanderschuhe. „Und wenn ich es dir sage. Der Stein hat sich links von mir vom Boden erhoben und ist auf den Mann zugeschossen.“
    Wolf stand am Fenster und schaute hinaus in die Weinberge. „Du meinst, einfach so.“
    „Ja, verdammt noch mal, einfach so. Ich bin doch nicht verrückt, oder hast du irgendjemand gesehen, der ihn geworfen hat?“
    „ Ich war auf die beiden fixiert.“
    „ Ich stand abseits, hatte also einen breit gefächerten Blick.“
    Wolf lachte auf.
    „Wie sie da stand“, fuhr Anke unbeeindruckt fort, „als der Kerl plötzlich vor ihr zurückgewichen ist, als hätte er einen Schlag bekommen, das war auch schon komisch. Es war, als würde die Zeit stillstehen, es war so still und ruhig wie im Auge eines Hurrikans. Die Frau hat ihn mit aller Konzentration angestarrt.“
    Wolf wandte sich ihr zu. „ Wir sollten die Sache vergessen. Vielleicht war es nur ein Ehekrach, wie er üblich ist. Sie haut ab, er folgt, was soll’s. Der Mann hat Recht, es geht uns nichts ans. Außerdem haben wir Urlaub und wollen uns den doch nicht durch diesen Vorfall verderben lassen. Ich bitte dich, Anke.“
    Anke aber dachte an ihr merkwürdiges Gefühl im Bauch in der Ahrtalbahn. Sie spürte, dass hier etwas Besonderes im Gange war. Ihr journalistischer Instinkt war geweckt. Und sie wusste, sie würde keine Ruhe geben, bevor sie nicht dahinter gekommen war, was es mit dem Stein auf sich hatte. Aber jetzt war es besser, die Sache auf sich beruhen zu lassen und Wolf in dem Glauben..

6
     
    Leonie hatte sich gleich in ihrem Zimmer eingeschlossen, nachdem sie ins Haus zurückgekehrt war. Das Herz schlug ihr gegen die Rippen. Ihre Gedanken rasten zurück zu dem Moment, wo Vater angesetzt hatte, sie erneut anzugreifen. Sie hatte den Stein gesehen, es sich vorgestellt, sich kurz intensiv konzentriert und schon war es

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