Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)
ihr zeigte er sich strahlend blau. Nur das nicht, dachte sie, sie wünschte sich in nächster Zeit nicht zu viel Gäste.
„Welcher Wein wird denn hier angebaut“, wollte Anke noch wissen.
„ In den eben genannten Weinlagen zu 75 % herrliche Spätburgunder, Portugieser circa 10 %, Frühburgunder auch etwa 10 % und noch Dornfelder. „Du kennst dich wirklich aus, mein lieber Mann – aber jetzt mal was anderes.“
Leonie warf ihr einen gleichmütigen, abwartenden Blick zu.
„Ich will dir auf keinen Fall zu nahe treten, aber das mit deinem Vater, deinem angeblichen, meine ich, geht dir nicht sehr nahe.“
Leonie schoss ein wenig die Röte ins Gesicht, auf so einem drastischen Übergang war sie nicht gefasst gewesen. Leise presste sie hervor. „Ich habe ihn gehasst.“
„Hmm, dacht ich's mir.“
Sie erreichten den hauseigenen Parkplatz. Leonies Blick fiel auf Vaters freien Platz dort. Der Lexus stand noch immer in der Einbuchtung am Hotel Hohenzollern. Irgendwann würde sie ihn holen müssen. Die Terrassen waren fast leer, doch sie würden sich, sollte sich das Wetter stabilisieren, bald füllen. Aber im Restaurant saßen zahlreiche Gäste.
„Wir essen erst einmal etwas, du bist eingeladen.“
„ Ich habe auch mächtigen Hunger“, bedankte sich ihre neue Freundin. Die beiden Aushilfskellnerinnen kannte Leonie nur flüchtig. Beate, die einzig fest angestellte Servicekraft hatte heute frei. Am Ausschank stand Peter, ein Student der Fachhochschule Remagen, der sich hier ein Zubrot verdiente. Leonie sah ihn in der Küche verschwinden und gleich darauf kam Frau Senge heraus und eilte an Leonies Tisch. Die beiden Frauen umarmten sich unter den interessierten Blicken der Gäste. Wie viele von ihnen, dachte Leonie, mochten schon von dem Mord wissen? Wenn es erst öffentlich wurde, kamen wahrscheinlich unzählige Neugierige hierher.
„ Armes Kind“, murmelte Frau Senge in Leonies Ohr.
„ Wir haben großen Hunger“, flüsterte Leonie zurück. Frau Senge lächelte. „Bin schon unterwegs.“
Leonie setzte sich wieder Anke gegenüber. Sie bemerkte, wie interessiert sich Anke umsah.
„Du bist das erste Mal hier drin?“
Anke nickte. „Wirklich sehr hübsch, die Lampen sind ja originell. So was habe ich noch nie gesehen.“
„Die sind selbst gemacht, aus einem Drahtgeflecht und Ton.“
„ Deine Bilder würden gut hier hereinpassen. Sie harmonieren mit dem Stil, den weichen Formen und den Blumenarrangements an den Fenstern. Waren das deine Ideen?“
Leonie nickte verschmitzt. „Aber Thomas hat es umgesetzt. Er war meine dritte Hand und mein Sprachrohr.“ Ihr Gesicht verdunkelte sich, als sie gestand, wie sehr sie Thomas vermisste.“
„Er kommt bestimmt bald frei“, versuchte Anke sie aufzumuntern.
„ Frei, von wegen. Er wird morgen nach Koblenz überführt und dem Haftrichter vorgestellt und wandert anschließen mit Sicherheit in U-Haft. So jedenfalls hat es Münch mir mitgeteilt.“
Nun blickte sie richtiggehend traurig. „Da kann ich ihn nicht mal besuchen.“
Die Kellnerin servierte ihnen zwei Gläser Rotwein. Erst jetzt fiel Leonie der Mann am Nachbartisch auf. Er saß ihr zugewandt und starrte sie unverwandt an. Sein Gesicht war tiefbraun. Die vielen Falten darin zeigten deutliche Spuren häufiger Sonnenbestrahlung. Leonie registrierte unbewusst den dezenten Rotstich in seinen blonden Haaren, die ihm, leicht gewellt, fast bis zu den Schultern reichten. Da sie es gewohnt war, wie eine Exotin betrachtet zu werden, versuchte sie, seine musternden Blicke zu ignorieren. Doch aus den Auenwinkeln schielte sie einige Male zu ihm herüber. Was hat der nur an sich? Als schicke er ihr Signale. Anke schien davon nichts zu bemerken.
„ Was hast du jetzt vor?“, fragte sie.
„ Ich weiß es nicht. Ich wollte immer fort von hier, deswegen hatte ich mich auch so an Dirk geklammert, aber jetzt“, Leonie schüttelte den Kopf. „Ich könnte hier neu anfangen. Seitdem dieser Druck von meinem Herzen gewichen ist, sehe ich die Weinberge, alles hier, völlig anders, dennoch ...“
„ Dennoch ...?“, forschte Anke.
Leonie schenkte ihr ein scheues Lächeln. „Es ist, als hätte jemand in mir einen Schalter umgedreht. Alles ist hell erleuchtet, aber dieses Licht blendet mich, lässt mich die Augen schließen“, sie zuckte mit den Schultern, „irgendwie stehe ich mitten im Licht im Dunkeln, wenn du verstehst, was ich meine.“
„Ich weiß genau, was du meinst.“
Leonie sah wieder hinüber zum
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