Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)
schlicht weg das Gefühl, dahinter steckt etwas völlig anderes als Habgier, Missgunst, Rache oder Ähnliches.“
„ Sie kann es wirklich“, murmelte Wolf erneut und unbeeindruckt von ihrer Aussage. Anke schnappte nach Luft. Sie puffte ihn unwirsch in die Seite. „Jetzt komm wieder runter. Ist ja toll, dass du endlich geneigt bist, es zu glauben. Als der Typ das Messer zog, war mir klar, dass Leonie eingreifen würde. Ich hab’s an ihren Augen gesehen. Außerdem weißt du doch, was sie in der Kirche angestellt hat. Aber da hast du vielmehr an ein Erdbeben geglaubt.“
„ Das Messer«, resümierte Wolf noch immer fassungslos weiter, »hat sie so fest in seine Hand gepresst, dass nicht mal die Bullen es heraus bekamen. Erst, nachdem Leonie sich zu uns drehte. Erst in dem Augenblick hat sie ihre Kraft aus seinem Körper zurückgenommen. Ich kann’s immer noch nicht glauben, ich kann’s nicht glauben. Das wäre ein Fall für Kollege Wissmann.“
„ Da habe ich sie bereits drauf angesprochen, vergiss es. Sie wird sich mit aller Macht dagegen verwahren, sich niemals bereit erklären, auf Kommando eine Vorführung zu starten.“
„ Aber, verdammt noch mal, es wäre ein enormer Beitrag für die Wissenschaft. Wissmann könnte damit den Gegenbeweis antreten, es wäre phänomenal.“
„ Vergiss es.“
„ Aber es wäre eine ungeheuerliche Tragik, ein Schlamassel ohne ...“
„ Sie wird es nie zu lassen«, unterbrach Anke sein Gejammer, »und wir werden es niemanden kundtun. Das wäre ein Vertrauensbruch, den sie uns niemals verzeihen würde. Und du wirst auch nicht mit Dr. Wissmann darüber reden.“
„ Darüber reden kann man ja. Das Institut wird keineswegs die Initiative ergreifen und auf sie zukommen, das müsste allein von Leonie ausgehen, soviel ich weiß.“
Anke wollte nicht weiter darauf eingehen. „Noch einmal zurück zum Mord“, lenkte sie wiederum auf den Grund ihrer Handlungen. „Mein Bauch sagt mir, dass es etwas Familiäres sein muss.“
„Meinst du, weil der Bruder aufgetaucht ist?“
„ Ja und nein. Ich glaube nicht, dass er ihn getötet hat. Doch er könnte durchaus Leonies Vater sein.“ Sie befeuchtete mit der Zunge ihre Lippen, ehe sie fortfuhr: „Ich möchte zu gern herausbekommen, welche Rolle dieser Pfaffe spielt? Der scheint etwas über dieses Familiengeheimnis zu wissen.“
„ Dann frage ihn doch einfach.“
„ Sehr witzig. Hast du vergessen, er möchte nicht, dass es ans Licht kommt. Bestimmt, um Leonie vor etwas zu schützen“, redete Anke unbeirrt weiter. „Mir scheint, die beiden sind sich ausgesprochen zugetan.“
„ Anke, worauf gehst du hinaus, jetzt nimm endlich den kürzeren Weg in deinem Hirn.“
„ Wenn ich ihn gefunden habe, lass ich es dich wissen“, antwortete sie leicht verstimmt.
„ Willst du darüber schreiben?“
„ Nein, ich warte noch auf etwas.“
Wolf lachte auf. „Auf das imposante Finale?“
„Du bist gehässig.“
Es lief immer gleich ab. Erst weigerte sich Wol f , mit ihr auf einen Fall einzugehen, aber letztendlich war er doch dabei. Es dünkte ihr, als würde er sich ständig neu mit seiner Widersprüchlichkeit, was ihren Beruf betraf, auseinandersetzen.
„ Das imposante Finale“, wiederholte Wolf, „und hinterher sahnst du ab.“
„ Jetzt sei doch nicht direkt wieder neidisch. Dafür hältst du vortreffliche Seminare.“
Sogar in Amerika hätte sie beinahe noch hinzugefügt. Sie ließ es aber bleiben, um nicht an diesem Thema zu rühren.
„Danke für das Rosinenbrötchen“, gab Wolf den Ball zurück
„ Oh, ich kann dir auch noch etwas Butter draufschmieren.“
„ Mensch Anke, so kommen wir nicht weiter. Wir sollten nach Hause fahren und entspannen mit einem ...“ Er startete den Motor und setzte den Wagen zurück. Ein vorbeifahrendes Auto zwang sie, an der Ausfahrt kurz zu halten. Als sie danach langsam nach links in die Walporzheimer Straße Richtung Ahrweiler einbogen, hielt der just vorbeigefahrene Wagen direkt vor der Gildenschenke Ecke Josefstraße. Anke erkannte den Lexus des Weingutes Rosskamp. Johannes durchzuckte es sie, denn es konnten weder Leonie noch Broll sein. Eine Frau stieg aus dem Fahrzeug und schlug sogleich die Tür heftig zu. Das fahle Licht der Straßenbeleuchtung umgab sie, als sie dem davon fahrenden Fahrzeug nachwinkte, dann schlug sie die Josefstraße ein.
„ Halt mal, halt mal hier!“, rief Anke alarmiert aus. Wolf trat erschrocken auf die Bremse.
„ Das muss Helga sein, ich
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