Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)
schwinden begann. Sie ließ sich eine Weile von ihm in seinen Armen wiegen wie ein kleines Mädchen. „Die lieben Kollegen wollten einfach nicht aufhören zu Fachsimpeln“, flüsterte er ihr dabei sanft mit einer Tonlage ins Ohr, als würde er ihr eine Liebeserklärung machen. Wolf traf sich einmal im Jahr mit drei seiner Kollegen, um sich über Neuigkeiten in der Psychologie und Parapsychologie auszutauschen und zu diskutieren. Diesmal hatte er seinen Kollegen das Ahrtal vorgeschlagen mit dem Hintergedanken, anschließend dort einige Urlaubstage zu verbringen. „Weißt du“, hatte er Anke im Nachhinein erzählt „wir trinken ständig Rotwein aus dem Ahrtal und kennen es gar nicht, obwohl es vor unserer Tür liegt.“
Ihr Ärger verflog nun vollends in seinen muskulösen Armen, die braun gebrannt aus den orangefarbenen Hemdsärmeln hervorstachen. Ein Hemd, das sie ihm erst neulich geschenkt hatte. Wie immer trug er seine schwarze Jeans, ohne die Wolf nicht denkbar wäre. Sie lachte ihm ins Gesicht. In seinen Augen bemerkte sie das Glitzern und dachte, dass sie sich nicht mehr erinnern konnte, wann sie es zum letzten Mal wahrgenommen hatte. Sachte schob er sie rückwärts zum Bett und beugte sich über sie. Seine Hände streichelten ihren Körper. „Schöner Rock ...“, murmelte er dabei, während er ihn mit einer Hand hochschob „ ... und das Top erst.“ Geschickt streifte er es über ihren Kopf und ließ es neben dem Bett auf den Boden fallen. Urlaub, dachte Anke, einfach nur entspannen und sich verwöhnen lassen. Vorsichtig nahm sie ihm die Brille ab. Mit einer ausgestreckten Handbewegung landete sie sacht neben das Bett, während seine Hände ihre Brust liebkosten. Sie wandte ihre Arme um seinen Nacken. Langsam zog sie seinen Kopf zu sich herunter bis ihre Lippen auf seinen Mund trafen. Mit wachsender Begierde küssten sie sich. Anke spürte seine Hand, die sich den Weg entlang ihrer Schenkelinnenseite hinauf zu ihrem Slip suchte. Spielerisch den schmalen Steg ihres Stringtangas zu Seite schob und auf ihre feuchte, wohlige, erwartungsvolle Wärme traf. Ihr schien, als entdecke Wolf ihren Körper neu. Seit fast drei Wochen waren sie sich nicht mehr nah gewesen. Die Zeit hatte es einfach nicht zugelassen. Meistens waren sie abends nach ihrem obligatorischen trockenen Roten todmüde ins Himmelbett gefallen oder Anke verbrachte die Abende allein in ihrem Appartement mit viel Arbeit. Schon so manches Mal hatte sie gedacht, der Reiz sei verflogen wie bei einem alten Ehepaar, obwohl sie doch diese Art Ehe nicht lebten. Die bevorstehenden Urlaubstage waren auch dafür geplant, sich wieder näher zu kommen. Und für sie selbst vielleicht sogar den Entschluss zu treffen, für immer ins denkmalgeschützte Haus in die Poppelsdorfer Allee zurückzukehren. Weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, stieß einen wohligen Seufzer aus, denn Wolf hatte sich ihrer vollkommen bemächtigt.
4
Eine Stunde später nach der schweigenden Heimfahrt erschien Leonie, wie Vater es angeordnet hatte, zum Abendessen auf den Weinterrassen . Sie hatte keinen Blick für die vielen Besucher um sie herum, hörte auch nicht das Gekreische vom Spielplatz, der unterhalb der Terrassen angelegt war. Nicht einmal das nervige Quengeln des kleinen Jungen in seinem Kinderhochstuhl am Tisch nebenan drang bis in ihr Bewusstsein. Als sie seinen Tisch erreichte, freute sie sich für einen Moment, Thomas Broll ebenfalls dort zu entdecken, dankbar darüber, nicht allein mit Vater sein zu müssen. Doch als sie Vaters lüsternen Blick über ihren Körper wandern sah, war die Freude vorbei. Sie hatte gewagt, das etwas figurbetonte Jeanskleid anzuziehen. Nun bereute sie es. Auf keinen Fall jedoch wollte sie sich ihr ungutes Gefühl anmerken lassen. In der Öffentlichkeit wollte sie sich nun mal anders kleiden, als sie es daheim tat. Dort vermied sie es, irgendwelche Körperkonturen übermäßig sichtbar werden zu lassen. Es machte ihr nichts aus, von Fremden angesehen zu werden und eventuell Bedürfnisse in ihnen zu wecken, betrachtet zu werden wie ein Ausstellungsstück. Aber nicht von Vater. Nicht mit diesen Augen, die sich an ihr festzusaugen schienen. Das konnte sie kaum ertragen.
Kavaliersmäßig bot Herbert Rosskamp ihr den Platz ihm gegenüber an und schnippte mit den Fingern nach der Kellnerin. Eine korpulente Frau, die als Aushilfe tätig war. Sie schien Bescheid zu wissen, denn sie nickte nur und verschwand. Mit einem Lächeln und einem
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