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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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ihr ins Gesicht fallenden Strähnen störten sie plötzlich. Sie umwickelte das Haarband zweimal und hielt dabei unvermittelt in ihrer Bewegung inne. Die kurze Beschäftigung mit ihren Haaren verursachte, sie nachdenklich über Leonie zu stimmen. Wenn sie mit ihr zusammen war, vergaß sie meistens Leonies außergewöhnliche Fähigkeit, jederzeit einsetzbar, mörderisch, zerstörend, aber auch helfend, wie sie es in der Gildenschenke bewiesen hatte. Anke war glasklar, sollte sie die unausgesprochene Vereinbarung brechen und Leonie an die Öffentlichkeit zerren, würde sie sich mittels ihres Phänomens bitter an ihr rächen. Das könnte tödlich enden. Dessen wurde sich Anke mit Entsetzen drastisch bewusst. Sie war fast nahe daran zu behaupten, Leonie hätte die Welt in der Hand. „Das ist irre!“, entfuhr es ihr laut. Konnte sie das zulassen? Es entsprach nicht ihrem Naturell. Ihr Inneres sträubte sich vehement dagegen. Aber was hatte sie für eine Wahl? Keine. Zudem, sie mochte Leonie sehr und die Freundschaft mit ihr bedeutete ihr viel. Mit einem Mal huschte ein Lächeln über Ankes Gesicht. Natürlich, genau das war es. Das Beste war diese Freundschaft. So konnte sie Leonie am besten beobachten, bewachen und auch kontrollieren und nötigenfalls sofort einspringen. Die Freundschaft gab ihr die Chance, Leonies Weg zu begleiten sowie ihr Phänomen weiter zu messen. Vielleicht, wanderten Ankes Gedanken voraus, konnte sie eines Tages Patin eines ihrer Kinder werden, verfolgen, ob auch sie diese außergewöhnlichen Fähigkeiten in sich hatten. Sie könnte heimlich eine Studie über Leonie und ihr weiteres Leben verfassen, darin festhalten, was bisher geschehen war und zukünftig würde. Ein prickelndes Gefühl setzte bei ihr ein. Bei diesen Überlegungen erkannte sie die alte Anke. Das versöhnte sie mit sich selbst. Und wer weiß, dachte sie, alles ist möglich. Könnte ja sein, dass sich doch eines Tages eine Gelegenheit anbot, doch noch ihrem Job als Journalistin genüge zu tun. Jetzt so richtig zufrieden mit sich und der Welt verließ sie das Hotel.
    Vorsichtig lenkte sie den Porsche den Rotweinwanderweg hinunter, den sie vor nicht langer Zeit mit Wolf zu Fuß gegangen war. Unten an der ›Bunten Kuh‹ bog sie links ab. Nach wenigen Minuten gelangte sie vor die Josefsbrücke. Hier hielt sie an, stieg aus und bewegte sich die paar Schritte bis zur Ecke Herrestorffstraße. Ihr Blick glitt über die Ahr ans andere Ufer. Das weiß-rote Band mit der Aufschrift ’Polizeiabsperrung’ stach ihr sofort ins Auge. Unter den neugierigen Blicken einiger verteilter Schaulustiger schoss sie ein paar Aufnahmen. Nachdenklich und betroffen schlenderte sie linksseitig der Brücke entlang bis zum Ende. Die reichhaltigen Blumen und flackernden Grablichter entlang der Absperrung trieben ihr beinahe die Tränen in die Augen. Sie erstellte weitere Fotos und vergaß auch nicht, diese circa 20 cm lange Eisenstange festzuhalten, von der Münch gesprochen hatte. Sie ragte, warum auch immer, gefährlich aus dem Mauerwerk heraus.
    In Gedanken versunken und noch immer mit einem beklemmenden Gefühl lief sie zurück zu ihrem Wagen. Bedächtig fuhr sie die Ahruferstraße entlang bis zum Spielplatz, wo sie den Porsche erneut parkte. Bemerkte sogleich an einem der unteren Fenster des Backsteinhauses die Gardine flattern. Lisabeth schien sie gesehen zu haben. Anke brauchte nicht einmal zu klingeln, die Trauernde kam ihr entgegen gelaufen. Ihr vorher fröhliches Gesicht war eingefallen und grau vor Kummer. In ihrem verwaschenen Hauskittel wirkte sie nochmals um Jahre älter. Anke umarmte sie herzlich. Lisabeth ließ es bereitwillig geschehen, begann zu schluchzen, bis ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Mein Gott, wie verhält man sich bloß in so einer Situation? Ihr fehlten buchstäblich die Worte des Trostes. Sie wusste, dass, was auch immer sie sagen würde, ihre Wirkung verfehlte. So beschloss sie kurzerhand, ins Gegenteil umzuschlagen. Sie schob Lisabeth etwas von sich und sah sie eindringlich an. „Ich will genau wie Sie wissen, wer der Mörder ist, und deshalb ...“ Sie hielt inne und dachte einen Moment nach. Ahnte diese leidende Frau, dass der Tod ihrer Tochter wahrscheinlich mit dem von Rosskamp zusammenhing? Immerhin hatte sie ihr selbst gesagt, dass Helga die Rosskampbrüder gekannt hatte. Anke äußerte die Vermutung und Lisabeth nickte.„Die Polizei hat auch schon so etwas angedeutet.“Lisabeth schniefte und schritt voran ins

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