Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)
da etwas nicht richtig mit. Was wurde erstens herausgefunden und zweitens wieso nachforschen. Sprechen Sie über die beiden Morde?“
Leonie atmete hörbar durch. Ihr Gesicht ruhte auf Thomas’, als sie leise und eindringlich sagte.„Anke Contoli hilft mir, meinen wahren“, das Wort betonte sie nachdrücklich, „Vater zu finden.“
Thomas neigte erstaunt seinen Kopf vor. Seine Augen vergrößerten sich wie Rhönräder. Er sperrte den Mund auf, doch ehe er etwas sagen konnte, berichtete ihm Leonie, was nach seinem wütenden Verlassen des Weinverkaufs und während seiner Inhaftierung alles vorgefallen war.
„ Anke hat recht, wir dürfen uns jetzt nicht lähmen lassen“, schloss Leonie ihren Bericht.
„ Ich fahre gleich runter“, erklärte Anke, „denn ich möchte nochmals mit der Mutter von Helga Heise sprechen. Vielleicht habe ich beim ersten Mal etwas übersehen.“ Bisher hatte sie zu beiden gesprochen, nun wandte sie sich Leonie zu. „Und noch etwas, muss ich die Suche nach deinem Vater geheim halten?“
Leonie lächelte verlegen. „Nun, an die große Glocke sollte es nicht, aber wenn du meinst, du musst dich entsprechend äußern, dann ..., ich überlasse es deinem Feingefühl.“
„Gut“, Anke nickte geschäftig, „dann noch mal etwas. „Du stehst diesem Priester mächtig nahe, hab ich recht?“
Leonie nickte erstaunt über diesen unerwarteten Übergang. „Wir kennen uns seit meiner Kindheit. Er war Vaters bester Freund.“
„Also gab es doch noch intensiven Kontakt aus der Clique, komisch nur, dass Helga Heise angeblich zu niemandem mehr Kontakt hatte“, resümierte Anke. „Trotzdem hat sie sich sofort nach Johannes’ Rückkehr mit ihm getroffen.“
Leonie wurde blass. „Deshalb hat Johannes ...“, die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Sie wusste, was es für ihn bedeutete. Er war ein Verdächtiger.
„Sie fahnden vermutlich bereits nach ihm“, reagierte Anke wie ein Echo auf Leonies Gedanken über Johannes. „Aber noch mal zum Priester. Wusstest du, dass er nach dem Tod des Trierer Bischofs zum Diözesanadministrator gewählt wurde? Ihm damit die Rechte und Pflichten eines Diözesanbischofs zukommen, bis ein neuer bestellt ist?
„ Nein, ja“. Leonies Augen strahlten. „Er ist also auf dem besten Weg, sein Ziel zu erreichen. Oh, ich muss ihn gleich anrufen und gratulieren.“ Sie tänzelte wie ein Kind im Kreis. Alle schrecklichen Ereignisse waren für einen Augenblick vergessen. „So eine Freude“, jubelte sie und bemerkte nicht, wie Anke sie völlig verblüfft ansah.
„ Du hast es also gewusst?“
„ Nein, nicht wirklich, nur, er wollte immer schon ...“, sie lachte erfreut, „und nun ist er fast ...“
„ Ich hab’s heute im Internet gelesen“, unterbrach Anke sie trocken.
28
Aus Sentimentalität hatte Anke sich im Hohenzollern dasselbe Zimmer gemietet, welches sie mit Wolf hier während ihres Urlaubs bewohnt hatte. Die Dame der Rezeption hatte sie wieder erkannt und ein wenig nachgeholfen, um es zu ermöglichen. Anke dachte an Wolf, der sicher schon in Frankfurt gelandet war, noch auf deutschem Boden weilte, aber bald .... In dem Moment klingelte ihr Handy. Wolfs versprochener Anruf aus Frankfurt, durchzuckte es sie. Es folgte ein letzter wehmütiger Abschied. Anschließend wischte sie den Gedanken an ihn fort. Hier wartete Arbeit auf sie.
Zunächst einmal öffnete sie weit die Fenster, atmete tief durch und ließ ihren Blick kreisen. Welch ein strahlender Tag. Zwischen den Weinreben machte sie vereinzelt fleißige Winzer aus und lächelte. Knochenarbeit, dachte sie unwillkürlich in Anlehnung an Leonies Erläuterungen über die Arbeit im Weinberg. Sie wandte sich ab und begann, ihre Reisetasche auszupacken. Nachdenklich zog sie sich um. Einen Moment verharrte sie darauf hin unschlüssig im Raum. Sollte sie sofort los oder erst ...? Ehe sie zu Ende gedacht hatte, klappte sie ihr Notebook auf. Mit flinken Fingern tippte sie ein, was sie bisher herausgefunden hatte. Gerne würde sie in ihren Artikeln auch über Leonies Phänomen berichten. Doch nachdem sie bei der Andeutung des Freiburger Instituts so heftig reagiert hatte, schien es, als hätten sie seitdem beide schweigend eine Vereinbarung getroffen, darüber die Öffentlichkeit nichts wissen zu lassen. Anke stieß einen langen Seufzer des Bedauerns darüber aus. „Wolf wird stolz auf mich sein“, murmelte sie. Sie zog ihr Haarband vom Handgelenk und fasste ihre Haare im Nacken zusammen. Die
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