Wir beide, irgendwann
nicht gefährlich?«
Kellan schiebt sich die Schutzbrille auf die Stirn. »Ich will’s ja nicht trinken. Aber wechsle jetzt nicht das Thema. Warum will Cody dich mitnehmen?«
Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. »Wir haben neulich miteinander geredet und festgestellt, dass wir vieles gemeinsam haben.«
Während Kellan etwas in ein Diagramm einträgt, studiere ich ihr Gesicht. Ich habe nur ein einziges Foto ihrer Tochter gesehen, aber Lindsays Ähnlichkeit mit ihr war offensichtlich.
»Lass mich raten«, sagt Kellan schließlich. »Du willst mich fragen, ob ich dein Auto nach Hause fahre.«
Ich greife in meinen Rucksack, ziehe einen Schlüsselbund heraus und lege ihn neben den Bunsenbrenner. »Wird bestimmt nicht lange dauern. Warte einfach bei mir und ich fahr dich dann nach Hause. Wenn du nicht warten willst, kannst du natürlich auch mein Fahrrad nehmen. Es steht in der Garage.«
Kellan antwortet nicht.
»Bitte!«, sage ich. »Ich stehe tief in deiner Schuld.«
»Das ist echt untertrieben«, entgegnet sie und lässt den Schlüssel in ihrer Handtasche verschwinden. »Mit dem Fahrrad von mir zu dir, das ist, als würde ich an der Tour de France teilnehmen. Und ich brauche dir ja wohl nicht zu sagen, dass du dich bei Cody in Acht nehmen musst.«
»Wir holen nur seinen Absolventenring«, entgegne ich. »Das ist alles. Und wenn ich zurückkomme, fahre ich dich sofort nach Hause.«
»Ich könnte auch Tyson fragen, ob er mich abholt.«
»Also, was läuft da eigentlich zwischen euch beiden?«
Kellan wendet ihre Konzentration einem anderen Messbecher zu.
»Kellan Steiner!«, sage ich. »Du bist gerade erst über Tyson hinweggekommen. Da brauchst du dich doch nicht gleich in das nächste Drama mit ihm zu stürzen.«
»Ich weiß, dass wir unsere Höhen und Tiefen hatten«, sagt sie und sieht mir in die Augen. »Ich hab sogar gestern meine Therapeutin angerufen, um einen neuen Termin zu vereinbaren. Ich will meine Gefühle diesmal wirklich besser im Zaum halten.«
»Ihr seid also offiziell wieder zusammen?«
»Das habe ich nicht gesagt.« Kellan nimmt ein paar Metallzangen in die Hand, legt sie aber sofort wieder hin. »Da wir schon von Drama reden, was läuft da eigentlich zwischen dir und Josh?«
Ich zucke zusammen. »Nichts.«
»Gestern wolltest du nicht mal zum Lunch mitkommen, weil er auch da war. Und heute bist du fast in Tränen ausgebrochen, als er von Sydney geredet hat.«
Ich werfe mir den Rucksack über die Schulter. »Manchmal lebt man sich eben auseinander«, antworte ich, »und kann nichts dagegen tun.«
Ich drehe mich um und verlasse den Raum.
53 ://Josh
»Geh in die Knie!«, rufe ich, während ich meine Hände um den Mund wölbe. Der Kiffer steht oben auf der Halfpipe und bereitet sich auf seinen ersten Drop-in vor. Ich habe versucht, ihm das auszureden, doch er will unbedingt seine Freundin beeindrucken. Sie steht mit verschränkten Armen auf der anderen Seite der Rampe und schüttelt den Kopf. Ein Fuß steht bereits auf dem hinteren Teil des Boards, während die Rollen an der Kante festgehakt sind. Langsam hebt er den anderen Fuß und setzt ihn vorne auf das Board.
Tyson und ich sitzen auf unseren Boards und schauen uns die Sache von unten an.
Tyson rutscht hin und her. »Hab noch nie jemand auf einer Halfpipe sterben sehen.«
»Pass auf!«, sage ich, wölbe erneut die Hände um den Mund und rufe: »In die Knie!«
Der Kiffer nickt, als hätte er mich gehört. Als sein Board nach vorne kippt, stößt er einen Urschrei aus. Mit steifen Beinen saust er die Rampe hinunter. Das Board schießt unter ihm hinweg, seine Beine zeigen gen Himmel, ehe er unsanft auf seinem Rücken landet.
Seine Freundin macht von der anderen Seite einen Drop-in, springt von ihrem Board und rennt zu ihm. Auf sie gestützt, humpelt er davon.
Tyson applaudiert. »Glückwunsch! Er hat’s überlebt.«
Ich hänge mir meinen Rucksack über die Schulter und stehe auf. »Ich fahr nach Hause.«
Tyson lacht. »Du solltest es nicht verpassen, wenn er noch einen Versuch wagt.«
Ich schüttle den Kopf. Ich bin zu nervös wegen der Party heute Abend, um hier weiter Spaß zu haben. Vielleicht mache ich mir ja total unnötig Sorgen. Vielleicht wird das heute der Abend, an dem es bei Sydney und mir endgültig Klick macht. Vielleicht trennen sich unsere Wege aber auch für immer.
Unsere Hände schlagen ein. »Wir sehen uns am See.«
➜
Ich öffne die Tür meines Kleiderschranks. Auf dem langen Regalbrett über
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