Wir beide, irgendwann
für alle Zeit verliere.
»Hey, Emma!«, ruft Cody und läuft mir mit geschulterter Sporttasche über den Parkplatz entgegen. Seine schwitzigen Haare stehen ihm vom Kopf ab, das T-Shirt spannt sich eng um seinen Brustkorb. »Wir scheinen ja beide spät dran zu sein.«
»Ich hab eine Freundin zum Chemielabor begleitet.«
Cody bemüht sich, mit mir Schritt zu halten. »Ich bin im Verkehr stecken geblieben. Du weißt schon, nachdem wir alle die Schule geschwänzt und gefeiert haben.«
»Und, wie war’s?«
Er zuckt die Schultern. »Ziemlich langweilig. Aber egal. Ab jetzt zählt nur noch der Countdown für Duke. Dort fange ich im Herbst an.«
»Oh«, sage ich, als wäre das eine neue Information für mich. Tatsächlich weiß ich mehr über Codys Zukunft als er selbst. Eines Tages wird er in Denver leben und ins Weiße Haus eingeladen werden. Und in fünfzehn Jahren immer noch Single sein. Doch in der Gegenwart liebt er einen Film, den ich mir gerade angeschaut habe. Ich wische mir demonstrativ die Hände an meiner Shorts ab und nehme den Gesichtsausdruck von Wayne an. »›Ich dachte ein Jahr lang, ich hätte Pfeiffer’sches Drüsenfieber, aber es hat sich herausgestellt, dass mir nur langweilig war.‹«
»Fast richtig«, sagte Cody, während ein Grinsen über sein Gesicht huscht. »›Ich dachte mal ein Jahr lang, ich hätte Pfeiffer’sches Drüsenfieber.‹ Ich wusste gar nicht, dass du Wayne’s World magst.«
In Wahrheit fand ich den Film beim zweiten Mal noch dämlicher als vorher.
»Hast du ihn gesehen?«, frage ich.
»Schon mehrere Male«, antwortet er. »Emma Nelson steht also auf Green Day und Wayne’s World . Ich bin wirklich beeindruckt.«
Cody legt lässig seinen Arm um meine Schultern, während wir der Sportanlage entgegenschlendern. Ich spüre seinen muskulösen Oberkörper an meiner Seite. Er riecht nach Aftershave.
Ich kann es nicht glauben, aber die Sache könnte wirklich funktionieren.
➜
Der Trainer ruft uns die Zwischenzeiten zu, während wir über den Sportplatz laufen. Mit jeder Runde stelle ich eine neue persönliche Bestzeit auf.
Mr McLeod stößt einen anerkennenden Pfiff aus. »Du bist ja fantastisch drauf, Emma. Mach weiter so!«
Ich renne weiter, obwohl meine Beine brennen. Ich tue das, um Cody zu beeindrucken, aber auch weil es den Kopf freimacht. Mit so vielen Leuten trage ich derzeit Kämpfe aus, mit Josh, meinem Dad und neuerdings auch meiner Mom. Die einzige Person, zu der ich noch ein ungetrübtes Verhältnis habe, ist Kellan, doch fürchte ich, sie demnächst wieder an Tyson zu verlieren.
»Eine Runde auslaufen, Emma!«, sagt Mr McLeod nach meinen letzten vierhundert Metern.
Ich trabe also erschöpft weiter, die Hand in die Seite gestützt, als Cody neben mir auftaucht.
»Hast du das Gefühl, dass du gleich reihern musst?«, fragt er.
Ich starre ihn an. »Äh … nein.«
»Das ist aus Waynes World! «
Ich zwinge mich zu einem Lachen. »Ach ja, natürlich.«
»Hey, soll ich dich nach Hause fahren? Ich muss vorher noch meinen Absolventenring abliefern, aber ich hab diese Bootleg-Kassette im Auto …«
»Welche Bootleg-Kassette?«, frage ich, um etwas mehr Bedenkzeit zu bekommen, was ich jetzt tun soll. Mein eigenes Auto steht auf dem Schülerparkplatz, und ich habe Kellan versprochen, sie vom Chemielabor abzuholen und nach Hause zu bringen.
»Dave Matthews«, antwortet er. »Aber ich muss Mr McLeod noch wegen der Ausscheidungsrennen morgen sprechen. Wenn du willst, treffen wir uns in zehn Minuten am Parkplatz. Meiner ist der silberne Toyota.«
Als ob ich das nicht wüsste.
➜
»Warum bist du denn so aus der Puste?«, fragt Kellan, während sie einen Messbecher in einen Metallbehälter stellt. Sie trägt eine Schutzbrille aus Kunststoff und hat eine Reihe von Chemikalien vor sich stehen. Kellan hat letztes Jahr ihren Fortgeschrittenenkurs in Chemie abgeschlossen, doch hilft sie ihrer Lehrerin hin und wieder als Assistentin.
Ms Monroe steht vorne vor ein paar Schülern. Ich trete näher an Kellan heran, um sicherzugehen, dass uns niemand zuhört. »Bin von der Sportanlage hierhergerannt«, antworte ich. »Cody hat mich gefragt, ob er mich nach Hause bringen soll, nachdem er seinen Absolventenring irgendwo abgeliefert hat.«
»Warum?«, fragt Kellan. Sie lässt ein wenig gelbes Pulver in einen der Messbecher rieseln, worauf sofort ein übel riechendes Gas aufsteigt.
Ich trete einen Schritt zurück und wedle mit der Hand vor meiner Nase herum. »Ist das
Weitere Kostenlose Bücher