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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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Vergesslichkeit bis
hierhergekommen wäre. Ich hatte bei ihr wirklich »rundum sorglos gebucht«. Wir
werden auch gemeinsam in Santiago de Compostela ankommen! Die dunklen Wolken
waren vorbeigezogen und alle Gäste hatten vor dem Lokal Platz genommen. Wir
saßen allein im Speisesaal. Nun konnte ich mich mit ihr ohne Hemmungen mit
meinem schlechten Englisch unterhalten. Wir bekamen ein sehr gutes Essen, haben
uns sehr gut unterhalten und manchmal herzhaft gelacht. Ich hoffe, dass ich
diese Fröhlichkeit mit in den neuen Tag nehmen kann. Leider musste ich bei
unserer Rückkehr feststellen, dass eine ganze Reihe Radfahrer wieder in unserer
Herberge nächtigten. Sie hatten einen Raum im Erdgeschoss bekommen, aber ihr
überzähliges Gepäck hatten sie oben bei uns in den freien Betten deponiert. Mal
sehen wie das morgen weitergeht. Meine Partnerin lag als ich zurückkam schon in
süßen Träumen. Es ist 21:15 Uhr und ich werde auch meine Nachtruhe beginnen.

Triacastela — Sarria
     
    18,5 km, 190
m Aufstieg, 390 m Abstieg
    Mittwoch,
den 25. Mai 2011
     
     
    D er Tag heute
begann wie der Gestrige, zum Glück eine Stunde später. Um 6:00 Uhr waren drei
Fahrradfahrer hoch gekommen und packten mit ihren Stirnlampen unter großem
Geraschel ihr Vielzahl Tüten in ihre Gepäcktaschen. Bei jedem Schritt, den sie
taten knarrten die uralten Dielen. Zum Glück haben sie sich dabei nicht
unterhalten. Es waren Italiener und sie hatten etwas mehr Anstand. Eine halbe
Stunde später waren auch wir aufgestanden. Lieber früh losgehen als später in
der Hitze laufen. Ich fragte meine Partnerin, welche von den beiden Streckenführungen
sie bevorzugen würde und sie sagt mir die Kürzere. Ok wir werden also über San
Xill gehen. Auf der gesamten Strecke gab es leider nichts zu kaufen und auch
keine Brunnen. Verpflegung hatten wir gestern eingekauft und heute Getränke in
unsere Flaschen gefüllt. Wir verließen den Ort, bogen rechts ab und wandern auf
einer Asphaltstraße bergauf, manchmal sehr steil durch dichten Wald zum Weiler
A Ferreira, welchen wir nach einer halben Stunde erreichten. Meine Partnerin
war von der steilen Strecke nicht gerade angetan, aber sie wollte ja hier
gehen. Der Weg hatte sehr viel Geröll und hat uns am frühen Morgen schon
gefordert. Unser Waldweg ging weiter hoch, war aber für uns nun nicht mehr so
beschwerlich. An der linken Seite eine meterhohe goldene Jakobsmuschel, sie
hatte in der Mitte einen Wasserhahn. Viele haben ihre Flaschen dort gefüllt. Es
stand aber kein Hinweis dort, dass dieses Wasser trinkbar war. Wir haben lieber
darauf verzichtet. Zu viele Pilger hatten wir kennen gelernt, welche tagelang
Darmprobleme gehabt hatten. Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir
San Xill. Einige Störche sahen wir in den Wiesen schreiten, sie lauern bestimmt
nach fetten Fröschen. Leider hatten wir noch lange nicht die Flöhe des Berges
erreicht, auf einer Asphaltstraße ging es nun bergauf. Die Sicht zur linken
Seite in weite Täler war sehr schön. Zur rechten Seite begleiten uns viele
knorrige Eichen. Nach einer halben Stunde zeigt ein gelber Pfeil rechts in den
Eichenwald. Unsere Beine schmerzten, was sollen wir tun? Ist dieser Weg für uns
besser oder leichter? Wäre es nicht besser auf der Straße zu bleiben? Ein Blick
in meinem Pilgerführer, der Waldweg ist kürzer, wir biegen ab. Nun geht der Weg
erst richtig hoch, die Landschaft ist herrlich und der gelbe Ginster blüht hier
an vielen Stellen bis zu vier Meter hoch. Wir können uns im Moment nicht dran
erfreuen, zu anstrengend ist der Weg. Viele blühende Blumen versuchen uns den
Weg zu verschönern. Die Vögel sind fast ohne Scheu, bis auf anderthalb Metern
gehen wir an ihnen vorbei und sie fliegen nicht weg. Manche bunte Piepmätze sah
ich hier zum ersten Mal. Auch begleitete uns der Kuckuck wieder den ganzen Tag.
Gerne hätte ich ihn Helga einmal gezeigt, aber er kam uns nicht zu nah.
Manchmal kamen wir an große einsame Bauernhöfe vorbei. Wir bewunderten die
alten Horreos (lange steinerne, auf Stelzen stehende Kornspeicher). Sie stehen
auf hohen Stelzen, damit keine Nager hinein kommen. Manchmal stand einer offen
und wir sahen in ihnen Maiskolben liegen, bestimmt die Reste vom vergangenen
Jahr. Schon einige hundert Kilometer stehen sie am Rand unserer Wege, nur habe
ich es bis jetzt vergessen sie zu erwähnen, meine Vergesslichkeit! Es war auch
heute wieder sehr heiß geworden und unsere Getränke gingen zur Neige. Durch sie
hatten wir

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