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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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versucht unsere Urkunden aus dem
kleinen Röhrchen zu holen. Sollten sie dabei beschädigt werden, würde ich
morgen Fußfälle im Büro an der Kathedrale machen um neue zu bekommen. Wenn du
da nur nicht falsch liegst meinte meine Pilgerschwester, diese bekommt man nur
einmal ausgestellt. Mit viel Gefühl habe ich beide Rohrenden geöffnet. Zuerst
habe ich es mit einem kräftigen Pusten versucht, leider ohne Erfolg. Mit dem
Tintenstift ganz vorsichtig gedruckt, auch das war leider negativ. Danach habe
ich ganz vorsichtig den Tintenstift eingeführt und mit einer Pinzette die
Urkunde um diesen festgedreht. Von der anderen Seite hinein gepustet und ganz
langsam kam unsere Urkunde hinaus. Helga fiel ein Stein vom Herzen, wir hatten
unsere Urkunden ohne Beschädigung raus bekommen. »Heinz ich melde dich zum
staatlich geprüften Urkundenrauszieher an.« Wir haben beide gelacht und waren
froh, dass dies ohne Komplikationen geklappt hatte. Nun ging es ans Kochen.
Eine große Pfanne für unser Gehacktes, und einen Topf für unsere Nudeln zu
bekommen, das ist ein großes Problem. Viele Pilgerinnen und manchmal auch Pilger
versorgen sich selbst. Das ist sehr lecker und auch billiger als im Restaurant.
Ich bekam nach einigen guten Worten meine Sachen und wir legten los. Ich für
die Pfanne, Helga für die Nudeln. Was soll ich sagen, das Essen war ein
Gedicht, nur etwas Thymian hatte mir gefehlt. Wir haben 400 gr. Nudeln und ein
Pfund Fleisch verputzt. Mein Magen war übervoll und ich war glücklich. Um 22:30
Uhr war für uns Bettruhe.

Dritter
Tag in Santiago de Compostela
     
    Donnerstag,
den 2. Juni 2011
     
     
    D er heutige
Tag begann für mich als rabenschwarzer Tag. Als ich in der Nacht zur Toilette
gehen wollte, verhakte sich der Reißverschluss von meinem Schlafsack. Er ging
nicht mehr vor oder zurück, ob Helga das morgen wieder reparieren kann? Seit
zwei Wochen war in meinem Handy der Lautsprecher defekt, ich konnte es nicht
mehr benutzen. Bei einem Anruf hörte ich die Gegenseite, sie konnten mich aber
nicht hören. Ein sehr großes Problem wäre das an meinem Geburtstag gewesen,
keiner hätte mich erreichen können. Aber ich hatte nicht mit der Idee meiner
Partnerin gerechnet. »Komm gib mir einmal dein Handy.« Sie hat einfach die
Simkarten getauscht und ich war über ihr Handy erreichbar. Gestern Abend vor
dem Zubettgehen sah ich, das der Akku von meinem Handy leer war. Ich hängte es
über Nacht ans Ladegerät. Schon um 6:00 Uhr wurde ich wach, mein erster Gang
war zum Handy, es war aus. Ich habe es eingeschaltet und meine Pin-Nummer
eingegeben. Ich bekam den Hinweis falsche Pin. Das kann doch nicht sein, das
war mir noch nie passiert, dass ich mich vertippt hatte. Jetzt in Ruhe alles
noch mal neu. Wieder der gleiche Hinweis. Dieses verflixte Gerät macht mir nur
noch Ärger, wenn ich wieder zuhause bin, werde ich mir ein Neues kaufen. Ich
habe zuerst einmal nachgesehen ob der Deckel richtig verschlossen ist und dann
noch mal in aller Ruhe meine Pin-Nummer eingegeben. Es erscheint der Hinweis
»Pinnummer gesperrt«. Erst jetzt viel es mir wie Schuppen von den Augen,
welchen Mist ich gebaut hatte, wir hatten doch die Simkarten gewechselt. Ich
hätte Helgas Pinnummer eingeben müssen. Nun konnten beide Handys nicht mehr
benützt werden. Das wird ein großes Donnerwetter von meiner Partnerin geben,
meine verdammte Vergesslichkeit! Ich habe sie geweckt und meinen Fehler
gebeichtet. Sie ist ganz ruhig geblieben. »Heinz das ist überhaupt kein
Problem. Es gibt für jedes Handy eine zusätzliche Nummer womit man es wieder
freischalten kann, leider habe ich diese nicht mit. Es ist noch früh, meine
Tochter ist noch nicht zur Arbeit. Ich werde ihr über deinem Handy eine SMS senden
und sie bitten, mir diese Nummer mitzuteilen.« Kurze Zeit später bekam sie ihre
Nummer, gab sie ein und ihr Handy konnte wieder benutzt werden. Für mich war
die Welt wieder in Ordnung, ich Trottel darf weiter Mist bauen. Wir kippten nun
den Inhalt unserer Rucksäcke auf unserem Bett. Jedes Teil haben wir in die Hand
genommen und uns die Frage gestellt, »benötigen wir das auf unserem weiteren
Weg?« Bei vielen Teilen haben wir uns zu einem »Nein« entschieden. Vor dem
Abflug zuhause hatten wir unsere Rucksäcke in zwei stabile Säcke gesteckt. Wir
haben sie die ganze Zeit mitgeschleppt, heute können wir sie gut gebrauchen für
unsere überflüssigen Sachen. Unser Körper wird uns das in den nächste
zweieinhalb Wochen bestimmt danken.

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