Wir beide nahmen die Muschel
seinem
Schlafsack. Als ich zur Toilette ging, musste ich unser Gebäude verlassen und
ins nächste gehen. Zum Glück liegen wir in einer kleinen Nebenstraße und ich
brauchte keine Modenschau zu machen. Es war empfindlich kalt in der Nacht.
Diesen Gang möchte ich nicht im März oder Oktober machen. Ich hatte meine
Pilgerpartnerin bis 9:30 Uhr schlafen lassen. Wir hatten heute Zeit, die
Pilgermesse war erst um 12:00 Uhr. Als wir eine Stunde früher in die Kathedrale
kommen ist sie schon gut halb gefüllt. Eine Nonne mit einer himmlischen Stimme
übte vor der Messe mit den Pilgern drei kurze Lieder in Spanisch ein. Am Anfang
der Messe wurde vorgelesen aus welchen Städten und Länder heute Morgen schon
Pilger angekommen waren. Leider war die Messfeier in Latein und Spanisch und
wir haben fast nichts verstanden. Sehr ergreifend waren für uns die Lieder der
Nonne und der spanischen Pilger. Nach der Messe standen sehr viele Pilger in
einer langen Reihe in der Kathedrale, um in der Krypta das Grab des Apostels
Jakobus zu besuchen. Wie waren wir überrascht, in der Reihe zwei uns bekannte
Gesichter aus Rheindahlen zu sehen, Rolf Mertens und Erich Feicks. Sie waren
mit fünf Männern mit ihren Fahrräder von Pamplona bis Santiago gefahren. Sie
hatten ein Wohnmobil als Begleitfahrzeug und hatten auch in diesem nachts
geschlafen. Wir haben uns nur kurz begrüßt, zu viele Menschen strömten hinter
uns. Kurze Zeit später, Helga steht abseits und unterhält sich mit einer
Kirchenaufsicht. Voller Freude kommt sie zu mir und sagt, »wenn ich alles
richtig verstanden habe was mir der junge Mann gesagt hat, wird morgen in der
Abendmesse der Botafumeiro geschwenkt.« Von dem Weihrauchkelch, dem Botafumeiro
wurde das erste Mal im 14. Jahrhundert gesprochen. Zum Lobe Gottes und auch
ursprünglich um den Geruch der Pilger zu überdecken, die nach ihrer Wallfahrt
auf dem Jakobsweg eine ganze Nacht wachend und betend in der Kathedrale
verbracht hatten. Der alte Weihrauchkelch war 1,60 m hoch und wog 80 kg. Auch
der neue silberne Weihrauchkelch hat diese Höhe. Zu hohen Feiertagen oder auf
Bestellung wird der berühmte Botafumeiro durch das Querschiff geschwenkt. Es
hängt an einem 30 m langen Seil von der Decke und wird nach dem Hochamt von
acht Männern in Schwung gesetzt und durch das Kreuzschiff geschwenkt bis er
fast die Decke berührt. Leider weiß man nie genau wann er geschwenkt wird, man
muss schon Glück haben das zu erleben. »Heinz wir feiern zuhause morgen in der
Kirche das Fest Christi Himmelfahrt. Wenn die hier auch morgen das Fest feiern,
kann es gut sein das der Botafumeiro geschwenkt wird.« »Wunderbar Helga, wir
werden versuchen es genau rauszubekommen. Sollte er geschwenkt werden, bleiben
wir einen Tag länger in Santiago, aber es muss sicher sein.« Wir haben den
ganzen Tag uns an allen möglichen kirchlichen Stellen durchgefragt. Kaum jemand
sprach Deutsch. Eine hundertprozentige Aussage hatten wir nirgendwo bekommen.
Nun können wir nur hoffen, dass es auch tatsächlich so ist. Zur späten
Mittagszeit saßen wir in einem Straßencafé und tranken ein kühles Bier.
Plötzlich stand Rolf Mertens und seine Gruppe vor uns. Schnell saßen alle an
unserem Tisch und wir haben uns über den Camino unterhalten. Es war für uns
sehr schön, mit Bekannten aus unserem Ort zusammen zu sitzen. Wir besuchten
danach das Pilgermuseum, waren aber davon etwas enttäuscht. Wir hatten uns mehr
darunter vorgestellt.
Wir sahen
viele Pilger mit einem Rohr aus Pappe aus dem Pilgerbüro kommen. Es hatte einen
Durchmesser von 5 cm, groß genug für alle unsere Urkunden, welche wir noch in
Muxia und Finisterre bekommen würden. Wir fragten im Büro nach und bekamen eine
für einen Euro.
Mein Magen
knurrt schon sehr stark vor Hunger, ich habe in den sieben Wochen über acht
Kilogramm abgenommen, mein ganzer Bauch ist weg. Zuhause werden mir alle Hosen
zu weit sein. Schön wäre es, wenn ich dieses Gewicht eine Zeit halten könnte,
aber dafür koche ich zu gut und esse zu gerne. Was sollen wir machen, gehen wir
essen oder soll ich kochen. Ich hätte heute Lust auf einen großen Topf
Spaghetti Bolognese mit viel Knobi. Helga stimmte zu, in einem Día-Supermarkt
haben wir alle Zutaten gekauft und sind mit dem Bus zurück gefahren. An der
Rezeption haben wir unseren Aufenthalt um einen Tag verlängert, es ging ohne
Probleme. Ein geschwenkter Botafumeiro sehen die wenigsten Pilger, vielleicht
haben wir morgen das Glück! Zuerst habe ich
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