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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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sprachen dem Wein zu, ich
schätzte sie im Alter von 20 — 25 Jahren. Sie unterhielten sich sehr laut und
man merkte ihnen an, dass sie schon genügend Alkohol getrunken hatten,
besonders bei den Mädchen. Ich weiß nicht was das für eine Thermoverglasung
hier im Raum ist, die so stark den Krach nach innen durchlässt? Es war zu
diesem Zeitpunkt 21:00 Uhr und wir hofften, dass der Herbergsvater um 22:00 Uhr
die Haustüre abschließen würde, dann hätten wir unsere Ruhe. Sie hatten ihre
Betten in unserem Raum und man konnte an ihrem Gepäck erkennen, das sie keine
Fußpilger waren. Wir beide hatten unsere Betten an der Vorderwand und durften
den größten Krach der Jugendlichen ertragen. Im Lokal hatte ich bemerkt, dass
der Akku von meinem Handy leer war. Es gab im ganzen Schlafraum nur zwei
Steckdosen und diese waren an der gegenüber liegenden Wand. Leider waren beide
belegt. Es wurde 22:00 Uhr und der Krach ging weiter. Desto größer der
Alkoholspiegel, desto lauter und fröhlicher wurden sie. Ich sah, dass an der
gegenüberliegenden Wand eine Steckdose frei war und lud mein Handy auf. Um
23:00 Uhr ging ich in der Unterwäsche zur Haustüre und schaute einmal böse
hinaus. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte mich noch lächerlich gemacht.
Es wurde 24:00 Uhr und immer war noch kein Ende. Ich verstehe leider nicht den
Hospitalero, er wird wohl nur an sein Geschäft gedacht haben. Viele Pilger
wälzten sich im Bett, weil sie bei dem Krach nicht schlafen konnten. Ich machte
mir Gedanken, ob man die Türe nicht irgendwie von innen verschließen könnte,
wusste mir aber keine Lösung. War das eine Albergue oder eine Nachtbar? Die
ersten Mädchen kamen eine halbe Stunde später in den Schlafsaal, aber nur um
sich ihre Bettdecken zu holen, weil es ihnen in der Nacht draußen zu kalt
wurde. Ich habe sie mit einem lauten »Bastard« empfangen, sie haben darauf
nicht reagiert. Kurz nach ein Uhr kamen sie rein, machten ihre Taschenlampen an
und quatschen munter weiter. Diese verdammten Hühner, sie hatten sich noch so
viel zu erzählen. Erst kurz vor zwei Uhr wurde es ruhig, ich kochte vor Wut,
bin aber dann vor Übermüdung doch noch eingeschlafen. Um vier Uhr wurde ich
noch einmal wach und schaute auf meine Uhr. Eine Stunde dürfen wir noch liegen
bleiben. Um 6:15 wollten wir losgehen. Wir müssten 33 km bewältigen, ich darf
nach dieser Nacht nicht daran denken. Ich wurde wach, es war schon 5:50 Uhr.
Jetzt wurde es für uns aber Zeit. Draußen vor dem Haus brannte noch die
Außenbeleuchtung, ich zog vorsichtig die Rollade etwas hoch und wir hatten
etwas Licht zum Packen. Helga war sehr wütend, sie hatte genau wie ich kaum
geschlafen. Plötzlich ging im Schlafsaal das große Licht an. Ein älterer
französischer Pilger hatte das Licht eingeschaltet, nahm nun er eine leere
Coladose und spielte damit im Raum Fußball, es hat nur so gescheppert. Sofort
waren alle Hühner wach und schrien »Licht aus«. Helga sprang wie ein
Kastenteufel hoch und rüttelte an ihren Betten das sie bald hinausfielen. Der
Pilger und sie haben sich furchtbar an ihnen gerächt. Alle anderen Pilger haben
ihnen zugeklatscht. Wir haben uns alle nur noch laut unterhalten und gelacht.
Die Mädchen hatten so eine Not, von denen hat nach unserem Weggang keine mehr
geschlafen. Sie hatten ihren Denkzettel bekommen. Kurz darauf kam ihre
Leiterin, sie schlief im Nachbargebäude in der Pension und war gestern bestimmt
zeitig zu Bett gegangen, ich denke eines der Mädchen wird sie gerufen haben.
Sie wurde sofort frech und überheblich und wir waren die Schuldigen, leider
konnten wir sie nicht verstehen. Da hatte sie aber nicht mit dem älteren Pilger
gerechnet. Er sagte ihr in einer sehr leisen und verbissenen Art ein paar
Freundlichkeiten, ich glaube ihr hat danach kein Hut mehr gepasst. Wir haben
alles im Rucksack und gehen um 6:40 Uhr total übermüdet und ohne Frühstück los.
Ich habe heute sogar meine Nase eingekremt. Es wäre nicht nötig gewesen, der
Nebel hängt bis ins Tal und es ist sehr kühl. Das ganze Dorf ist auch jetzt
noch immer herrlich erleuchtet. In der ersten halben Stunde hatten wir etwas
Schwierigkeiten, wir fanden keine Wegzeichen. Vor uns der erste hohe Berg, ein
Stück vor uns geht ein Pilger, manchmal verschwindet er im Nebel. Wir machten
einen strammen Schritt und er taucht wieder auf. Nun halten wir uns dicht
hinter ihm, sechs Augen sehen mehr als vier. Auch hinter uns kamen Pilger,
welche sich an uns orientieren. Auf zwei

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