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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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Führer hatte
in den letzten Tagen einen Unfall gehabt. Er hatte eine starke Bänderdehnung
mit einem Bluterguss und konnte nicht mehr laufen. Er erklärte ihnen den
weiteren Weg bis Muxia. Er hatte einen Wagen gemietet, wo er ihr Gepäck mittransportierte.
Er sprach mich später an und ich erfuhr, dass er diesen Weg als Führer schon
zum elften Mal unterwegs wäre. Also gibt es sie doch, diese bezahlten
Berufspilger. Er erklärt mir den Weg für morgen. Wir hätten auf unserem Weg
fünf Berge. Nach neun Kilometer wäre eine Bar, dann gäbe es unterwegs in
Dumbria noch eine Einkehrmöglichkeit. Leider werdet ihr kein Geschäft
antreffen. Ein Glück, das wir uns so gut eingedeckt hatten. Die Turmuhr der
nahen Dorfkirche schlägt 17:00 Uhr, ich sehe, dass meine Partnerin zum Duschen
geht, sie hatte sich bei unserer Ankunft hingelegt und etwas geschlafen. Zu
viele Nachtstunden haben ihr in den letzten Tagen gefehlt. Wenn wir den
morgigen Tag geschafft haben, werden wir mindestens einen Ruhetag einlegen
müssen. Ich merke selber, wie ausgelaugt ich bin. Ich hatte eben vom Dach des
Hauses nur fünfzig Meter weiter ein Restaurant gesehen, ich denke wir werden
nicht weiter suchen und dort zu Abend essen, aber vorher werde ich noch meine
Wäsche vom Dach holen, die wird bei diesen Temperaturen längst trocken sein.
Ich hatte Glück, als ich hoch kam war alles trocken. Schnell noch einen Blick
zu den Bergen. Die Wolken sehen nicht mehr so bedrohlich aus, vielleicht haben
wir morgen wieder so einen schönen Tag. Nun aber ab zum Essen, Hunger hatte ich
genug. Wir beide gingen los, draußen vor dem Restaurant ein Schild »Menü del
Dia 12,00 Euro«. Wir gingen hinein und hatten Glück, im zweiten Raum waren noch
einige Tische frei. Der Wirt hatte eine sehr gute Idee. Seine Speisekarte steht
auf einer Weinflasche und das in vier Sprachen. Wir bestellten uns eine
galizische Kohlsuppe, eine Fischplatte mit Pommes und als Nachtisch
Karamellpudding für mich und für Helga einen Café con Leche. Mal sehen ob sie
danach schlafen kann. Zum trinken bekommen wir eine gute Flasche Wein. Da die
Kohlsuppe sehr würzig und lecker war, habe ich mir noch eine zweite Portion
bestellt. Der Kellner war darüber sehr erfreut. In den letzten Tagen hatte
meine Mitpilgerin nur noch einen Gesprächsstoff, die Wallfahrt der Sankt
Matthiasbruderschaft Rheindahlen zum Grab des Apostels Matthias nach Trier.
Sechsundzwanzig Jahre war sie mit ihnen gepilgert, kannte jeden Ort und jede
Pause unterwegs. »Schau mal Heinz, Christie Himmelfahrt sind sie um vier Uhr
nach der Messe ausgezogen, jetzt sind sie schon in Holzweiler.« Am Freitag in
der Früh um 7:00 Uhr waren sie in den sieben Tälern. Am nächsten Tag erfuhr
ich, dass sie um 17:00 Uhr irgendwo auf einer ehemaligen Panzerstraße wären.
Jeden Tag ist sie mit ihren Gedanken bei ihren Pilgern. Wer so viele Jahre wie
sie dort hin gepilgert ist, hat sein Herz total daran verloren. Ob sie später
auch einmal mit so viel Liebe über unseren gemeinsamen Weg sprechen wird? Ich
will es schwer hoffen. Als wir eben zum Restaurant gingen, war schräg gegenüber
auf dem Friedhof eine Beerdigung. Der Priester sprach über einen Lautsprecher
und wir konnten es sehr gut hören. Nach dem Essen besuchte ich den Friedhof und
sprach ein kurzes Gebet an der Grabkammer des Verstorbenen. Bestattet werden
die Menschen hier einen Tag nach ihrem Tode in länglichen Grabkammern, welche
vorne mit einer Platte verschlossen werden. Um die Bevölkerung eines Ortes
einzuschätzen besuche ich sehr gerne ihre Friedhöfe. Ist er gepflegt, denke
ich, ist es auch eine intakte Bevölkerung. Wir haben 20:30 Uhr und es ist Zeit
zu Bett zu gehen. Morgen gibt es Neues zu berichten.

Olveiroa — Muxia
     
    33 km,
Höhenmeter unbekannt
    Montag, den
6. Juni 2011
     
     
    D er heutige
Tag steht unter keinem guten Stern, wir hatten die ganze Nacht so gut wie
nichts geschlafen. Als wir gestern zum Abendessen gingen war es noch hell. Als
wir zurück gingen war es stockdunkel. Das ganze Dorf wurde von allen Ecken
herrlich angestrahlt. Alle Horreos wurden vom Boden angestrahlt. Unser Weg
hatte links und rechts im Boden kleine Strahler. Sehr schön anzusehen war auch
die alte Dorfkirche. So etwas Schönes hatten wir auf unserem Pilgerweg noch
nicht gesehen. Wir waren nach dem Essen sofort zu Bett gegangen, der Bauch war
voll, jetzt benötigten wir nur noch Schlaf. Draußen vor dem Haus saßen noch
eine große Gruppe französische Jugendliche und

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