Wir beide nahmen die Muschel
lange nicht mehr. Wir waren heute fast nur durch
Eukalyptuswälder gegangen, aber ich hatte mich nicht dran erfreuen können.
Diese verdammten Hühner letzte Nacht, wenn die wüssten, was sie uns angetan
hätten. Die werden mit ihrem Bus bestimmt schon lange in Finisterre sein und
ihre nächste Party beginnen. Die Straße war nun sehr kurvenreich, vor uns muss
Muxia sein. »Komm Helga wir schaffen das, es ist vielleicht nur noch ein
Kilometer.« »Heinz träumst du, hast du nicht eben das Schild gesehen, Muxia
neun Kilometer?« Ich konnte es nicht glauben, sollte der Weg denn gar nicht
enden. Ein Pfeil zeigte nach links in einen schmalen Waldweg und es ging wieder
steil hoch. Der nächste Berg musste genommen werden. Unser Pfad wurde immer
schmäler und wir blieben mit dem Rucksack an den Zweigen hängen. Manchmal war
er so stark zugewachsen, dass wir Zweifel hatten, ob das noch der Pilgerweg
wäre. Er endete an einem Bauernhof und was jetzt, ich weiß mir keinen Rat mehr,
jetzt stecken wir hier oben in den Bergen und wissen nicht mehr weiter. Der
Bauer pflügte direkt hinter dem Hof ein Feld, seine Frau stand in unserer Nähe
und ich sprach sie von hinten an. Durch die lauten Traktorgeräusche hatte sie
uns nicht gehört, sie hat sich furchtbar erschrocken. Wir fragten nach dem Weg,
sie zeigte uns eine Lücke zwischen den Sträuchern wo es weiter ging. Weiter
hoch, keiner hat mit uns Erbarmen. Wir erreichten eine herrliche sehr alte
Kapelle. Sie lag an einer Straße und genau gegenüber ging es schmal weiter
hoch. Wir mussten uns die ersten Meter mit unseren Stöcken abstützen, so steil
war der Weg. Endlich an einem Baum ein gelber Pfeil, wir waren richtig. Nach
drei Kilometer erreichten wir einen kleinen Ort. In der Dorfkirche läutet die
Glocke. Fast das ganze Dorf ist mit Autos zugeparkt. Wir kommen näher und
sehen, dass alle festlich gekleidet sind. Am Eingang der Kirche steht ein
Pärchen und sie tragen ihr Baby zur Taufe. Nach zwanzig Minuten sahen wir
zwischen den Bäumen wieder unter uns das Meer. Wir hatten es geschafft, wir
brauchen nur noch runter. Wir kommen durch drei kleine Orte, leider hatten sie
alle kein Restaurant. Unten sehen wir, dass wir am äußersten Ende von Muxia
angekommen waren. Ein breiter Brettersteg führte durch den Sand. Im Moment
werden hier gerade Aufnahmen von einem Brautpaar gemacht. Sie waren schon etwas
älter und die Braut hatte auch schon einige Kilos angesetzt. Sie schaute
jedenfalls ihren Gatten noch sehr verliebt an. Wir hatten an der Küstenstraße
für uns ein Restaurant gesucht, aber leider gab es hier so etwas nicht. »Heinz
ich habe sehr großen Hunger, versprichst du mir, dass wir das nächste
Restaurant welches wir sehen, ansteuern?« »Aber selbstverständlich, was meinst
du wie es in meinem Magen aussieht.« Es war schon bald 15:00 Uhr und wir hatten
schon viele Stunden nichts mehr gegessen. Auch merkte ich, das ich wieder
unterzuckert war. Wir waren acht Stunden unterwegs und hatten gut dreißig
Kilometer hinter uns gebracht, fast alles durchs Gebirge. Es war schon eine
stramme Leistung. Vor uns auf der linken Seite etwas erhöht ein Restaurant. »Helga
warte hier, ich schau einmal ob wir jetzt um diese Zeit etwas zum Essen
bekommen.«
Leider war
es geschlossen. Knapp dreihundert Meter weiter das nächste Restaurant. »Heinz
ich gehe mit, ich habe zu großen Hunger.« Das Haus hatte zwei Eingänge. Der
erste war verschlossen aber wir sehen drinnen Leute stehen. »Komm lass uns an
der anderen Tür versuchen.« Hier stand eine Tafel und darauf stand Menú del Dia
(Gericht des Tages). Die Tür war offen, wir gehen hinein und stehen in der
Hochzeitsgesellschaft. Zur linken Seite ein kleines Sälchen, welches festlich
eingedeckt war. Wir kämpften uns bis zur Theke vor und fragten den Wirt, ob er
uns etwas zu essen anbieten könnte. Er war sehr freundlich und räumte uns in
einer Ecke einen kleinen Tisch. Wir zwei verstaubte und bestimmt leicht
riechende Pilger passten eigentlich nicht in diese Gesellschaft. Das Brautpaar
gab hier einen Stehempfang und wir hätten sehr gerne ein Glas Sekt
mitgetrunken. Der Wirt sprach kein Englisch aber er konnte uns erklären was er
zu bieten hatte. Ich bekam einen großen Topf Nudelsuppe und Helga einen
Salatteller. Als Hauptgericht hatten wir beide einen Fischteller gewählt. Als
Nachtisch wünschten wir Eis. Damit alles gut unten ankommt haben wir zwei
Flaschen Wein dazu getrunken, zum Abschluss noch eine Tasse Kaffee. Unsere
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