Wir beide nahmen die Muschel
heiße Nacht geben. Um
21:30 Uhr begann unsere Nachtruhe. Kurz nach 22:00 Uhr wurden mit sehr lauten
Böllerschüssen die Möwen wieder vertrieben. Eine kurze Zeit später hörten wir,
wie sie mit großem Geschrei zurückkamen. Die Band hielt uns leider bis zu den
Morgenstunden wach.
Fünfter Tag in Finisterre
Pfingstmontag,
den 13. Juni 2011
Ü bermüdet
waren wir heute aufgestanden, die Musik in der Nacht hatte uns sehr gestört.
Beim Frühstück hatten wir beide nicht die beste Laune. Heute an unserem
letzten Tag erhofften wir uns besseres Wetter. Der erste Blick ging aus dem
Fenster nach draußen, es war wolkenlos und die Sonne schien. Zuhause hatten wir
heute noch einen Feiertag, hier war Pfingsten schon Schnee von gestern. Unsere
Vorräte waren zur Neige gegangen, ich war als erster aufgestanden und hatte
schon im Supermarkt eingekauft. Die Wäsche die wir gestern gewaschen hatten,
war trocken und wir konnten sie wasserdicht in unsere Rucksäcke packen. Als
alles fertig war, gingen wir hoch nach Faro zum Leuchtturm. Wir hatten uns
einen schlechten Tag ausgesucht. Auf dem Parkplatz standen fünf große Busse,
die Klippen waren überlaufen. Wir stiegen hinunter und suchten uns eine ruhige
Stelle. Alle Buspilger liefen mit ihren Kameras umher und fotografierten wie
die Wilden. Es war uns zu unruhig und wir blieben nicht all zu lange. Helga
hatte sich das »Ende der Welt« ruhiger vorgestellt. Hier wird es heute Abend
beim Sonnenuntergang bestimmt nicht so voll sein. Wir gingen zurück, kamen an
einem Supermarkt vorbei und ich deckte mich für die nächsten Tage mit Mars ein.
In der Nähe sollte es noch eine Albergue geben, so stand es in Helgas
Pilgerführer, deren Stempel möchten wir uns noch mitnehmen. Wir fanden sie und
hatten den Eindruck, wir wären in einer Hippiekommune gelandet. Der Hospitalero
war sehr freundlich, obwohl wir ihn beim Essen störten. Wir bekamen unseren
Stempel und gingen hinaus. Helga traf vor der Tür eine Frau in ihrem Alter, die
wie ein Hippie gekleidet war. Sie hatte sehr langes weißes Haar und die beiden
fielen sich um den Hals. »Heinz, was schaust du so ungläubig, kennst du die
Frau nicht mehr?« Ich hatte sie noch nie gesehen. »Wir saßen doch auf dem Flug
in der gleichen Maschine und sie ist doch mit uns zusammen nach
Saint-Jean-Pied-de-Port gefahren.« Ja jetzt erinnerte ich mich wieder, meine
Vergesslichkeit hatte mich wieder eingeholt. Sie erzählte uns damals, dass sie
zwei Wohnungen hätte, eine in Deutschland und eine hier in Finisterre. Sie
würde mehrmals im Jahr dazwischen pendeln. Wir erzählten ihr, dass wir schon
fünf Tage auf gutes Wetter warten würden. Heute wäre unser letzter Tag und wir
hofften einen schönen Sonnenuntergang zu erleben. »Aber dann geht bitte nicht
hoch zum Kap, der Sonnenuntergang ist nicht so schön, war ihre Antwort. Wenn
ihr den nächsten Weg hier rechts geht, kommt ihr zu einem herrlichen
Sandstrand, dort gehen nur wenige hin, an diesem Strand habt ihr den schönsten
Sonnenuntergang.« Wir bedankten uns und gingen zurück zum Ort, kauften noch
einige Kleinigkeiten für den nächsten Tag und gingen zur Albergue. »Helga, wenn
wir heute Abend dort hingehen, wird es sehr spät werden, wir brauchen morgen
nicht zu hetzen, es sind bis Corcubión nur 14,5 km. Lass uns trotzdem schon
jetzt so viel wie möglich vorbereiten.« Um 20:00 Uhr gingen wir los. Sie hatte
uns alles sehr gut erklärt, nach einer halben Stunde hatten wir den Strand
erreicht. Oben vom Kap aus konnte man ihn sehen, aber so schön hatte ich ihn
mir nicht vorgestellt. Um die Dünen zu schonen, hatte man hier einen
Brettersteg auf Stelzen gebaut, er ist bestimmt zweihundert Metern lang. Die
Wellen ganz anders als in der Bucht, hier ist offener Atlantik, manche sind bis
zu zwei Meter hoch. Schade, dass wir das erst am letzten Tag erfuhren. Bepackt
mit kaltem Sekt und Verpflegung hatten wir uns eine schöne Stelle an den
Klippen ausgesucht. Es waren sehr wenige Pilger hierhergekommen. Der Strand hat
bestimmt eine Länge von ca. 1,5 Kilometer. In der Albergue in Santiago hatte
jeder Pilger ein Betttuch bekommen. Wir hatten es nicht benutzt und für den
Strand mitgenommen. Wir breiteten alle Sachen darauf aus und ich machte einen
Spaziergang am Strand vorbei. Der Sand ist wie weißes Pulver. Überall habe ich
nach Jakobsmuscheln Ausschau gehalten, aber leider keine gefunden. Helga hatte
in der Zwischenzeit in den Klippen gebadet. Ich bekam einen großen
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