Wir beide nahmen die Muschel
gebaut.
Teile davon waren danach eingestürzt und man hatte den Bau niemals vollendet.
Ich war wieder etwas klüger geworden. Helga hatte ihren Nachmittagsschlaf beendet.
Ich bummelte mit ihr durch den Ort und konnte ihr die schönsten Stellen zeigen.
Die locken der großen Pfarrkirche läuteten zur Abendmesse und wir hatten die
Gelegenheit einen kurzen Blick in die Kirche zu werfen. Einige große Kirchen am
Pilgerweg und sogar Kathedralen öffnen leider nur noch zu den Gottesdiensten.
Der Blick hatte sich gelohnt. Sie hatte einen prunkvollen vergoldeten Altar,
welcher bis zur Decke reichte und sehr schöne Nebenaltäre. In der Albergue
hatte ich die Adresse eines Restaurants mit daneben liegendem Hotel bekommen
und dort am Nachmittag zwei Plätze reservieren lassen. Es war von innen eine
ganz normale Gaststätte mit Thekenbetrieb. Hier konnten wir wieder einmal
feststellen, dass die Spanier eine andere Kultur haben. Alles was sie nicht
mehr benötigen, werfen sie auf den Boden. Was mittags fortgeworfen wurde liegt
auch jetzt am Abend noch dort. Es sah aus wie auf einer Müllhalde. Der Wirt war
eine sehr unsympathische Person, sehr herrisch, welcher aber sein Geschäft
verstand. Ebenso seine Frau in der Küche. Lauthals schrie sie immer wieder
durch eine Durchreiche ins Lokal, wenn ihr irgendetwas nicht passte. Wir
bestellten das Pilgermenü für 10,00 Euro und suchten uns unter den Angeboten
aus: Paella als Vorspeise, Spareribs als Hauptgericht, Helga als Nachtisch
Obst, ich Eis. Die Paella war sehr trocken. Die hatten wir schon besser
gegessen. Die Spareribs waren sehr gut gewürzt und hatten viel Fleisch. Helga
bekam einen faulen Apfel und ließ ihn zurückgehen und nahm dafür Reis mit Zimt.
Wir bekamen eine Rechnung über 25,00 Euro. Als ich sie beim Wirt reklamierte
meinte er, die Flasche Wein ist nicht im Menüpreis und kostete 5,00 Euro. So
ist das, wenn man nicht die Landessprache beherrscht! Wir suchten uns für einen
Absacker noch eine Bar aus, wo nur Einheimische verkehrten. Sie war brechend
voll. Den letzten freien Tisch hatten wir noch erwischt. Es stand eine ganze
Reihe schmutziges Geschirr dort, das haben wir schnell zusammen geschoben. Nun
schnell zur Theke, und versucht zwei Gläser Wein zu bekommen. Das war nicht so
einfach. Die Gäste standen dort in Zweierreihen. Es war eine Lautstärke von den
Gästen und dem Fernseher, dass man kaum sein eigenes Wort verstand. Schnell
hatte ich Kontakt zu einem freundlichen spanischen Gast, welcher etwas englisch
sprach. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch. Leider musste ich es beenden,
weil Helga auf ihr Getränk wartete. Es war ein anstrengender Tag gewesen mit
vielen neuen Eindrücken. Um 21:45 Uhr gingen wir zu Bett.
Viana — Logroño
13,5 km, 40 m Aufstieg, 105 m
Abstieg
Karfreitag, den 22. April 2011
D ie
vergangene Nacht werden wir so schnell nicht vergessen. Als wir zu Bett gingen,
war das Bett in der zweiten Etage schon belegt. Wer darin lag konnten wie nicht
feststellen, dafür war es zu hoch. Wir lagen noch nicht ganz und wir mussten
feststellten, dass ein riesiges Rhinozeros über uns lag. Es sägte in der Nacht
Spaniens ganze Wälder ab. An Schlafen war nicht zu denken. Ich hatte gehofft,
alle diese Tiere wären mittlerweile in Madrid im Zoo, aber ich hatte mich
getäuscht. Es war noch eins übrig geblieben und das lag über uns. Ich hätte nie
gedacht, dass solch ein Ungeheuer so laut und auch so lange bis zum Morgen
schnarchen könnte. Nach dieser lauten Leistung musste es doch am Morgen total
erschöpft sein. An Schlaf war nicht zu denken. Auch mein lautes »Ruhe« rufen
brachte keinen Erfolg. Mehrmals in der Nacht hat Helga mit dem Fuß einmal nach
oben gestoßen. Leider änderte sich nichts. Als wir aufstanden blieb sie liegen.
Sie wagte sich nicht nach unten. Ich habe von der Seite gesehen, dass es eine
junge Frau war. Rechts und links in den oberen Betten lagen zwei Kinder.
Vielleicht waren das ihre. Hoffentlich erleben wir sie nie mehr wieder auf
unseren Wegen. Leider hatten wir gestern nichts zum Frühstück einkaufen können
und mussten nun mit nüchternem Magen losgehen. Wir hatten von gestern Mittag
noch ein Stück Stangenbrot und etwas Wurst, das musste bis Logroño reichen. Es
war Feiertag und es gab auf dem Weg sowieso heute keine Einkaufsmöglichkeit. Da
wir nur eine kurze Strecke gingen, war dies nicht so schlimm. Um 6:30 Uhr
gingen wir los. Der Morgen war sehr frisch. Helga war todmüde. Es fehlten ihr
zu
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