Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
Vom Netzwerk:
duschen, zu rasieren und
Zähne zu putzen und meinen Bericht zu schreiben. Die ganze Zeit beim schreiben
hörte ich das Geklapper eines Storches. Mal sehen, ob ich ihn nachher zu Gesicht
bekomme. Mein Plan für heute war, einen Bummel durch die Altstadt zu
unternehmen, dann hätte Helga die Möglichkeit sich ein Restaurant auszusuchen
und wir hatten zugleich die Möglichkeit für den nächsten Tag einzukaufen. Ich
hatte ein gutes gefunden, aber sie sollte selbst entscheiden! Wie enttäuscht
waren wir, als wir an der Kathedrale ankamen, alle Geschäfte hatten geschlossen
und die Straßen waren menschenleer. Das hatte um 15:00 Uhr hier aber ganz
anders ausgesehen. Da bin ich noch geschoben worden. Mit Mühe und Not fanden
wir doch noch ein Geschäft welches auf hatte. Mein Restaurantvorschlag für
unser Abendessen fand ihre Zustimmung. Welche Überraschung für uns, der Kellner
des gepflegten Restaurants sprach, wie er uns sagte, sieben Sprachen. Ich fand
das etwas übertrieben, aber er sprach ein gepflegtes Deutsch. Wir bekamen ein
sehr gutes Essen mit Nachtisch und Wein inklusiv für 10,00 Euro. Der Fisch als
Hauptspeise fand unsere volle Anerkennung. Er hatte uns mit seinen Tod noch
eine große Freude gemacht. Wir sahen durch die große Scheibe draußen am Rande
des Platzes einen Vater, der seinem kleinen Sohn das Fahrradfahren lernte. Es
war köstlich anzusehen, wie der kleine versuchte die Balance zu halten. Am
liebsten rannte er mit dem Fahrrädchen an der Hand über den Platz. Er hatte
unsere Blicke bemerkt. Plötzlich kam er auf uns zugerannt und drückte dabei von
außen an der Scheibe sein Näschen platt, dabei lief seine Rotz die Scheibe
hinunter. Voller Stolz zeigte er uns sein Rädchen. Schnell habe ich ihn
fotografiert. Ich hatte mir vorher eine Tüte Bonbons gekauft. Als er zum
zweiten Mal kam, stürzte Helga nach draußen und hat ihn damit verwöhnt. Von da
an konnte sein Vater ihn nicht mehr dazu bewegen, auf sein Rädchen zu steigen.
Er wollte nur noch bei uns an der Scheibe stehen bleiben. Es sind die kleinen
Erlebnisse, an welche man sich später gerne erinnert. Ab 19:00 Uhr wurde es
dunkel und der Kathedralsplatz füllte sich sehr schnell mit tausenden Menschen.
Nun sollte die riesengroße Prozession beginnen. »Gehe ruhig schon raus, du
willst doch bestimmt alles fotografieren«, sagte Helga zu mir. »Stell dich
vorne an der Ecke wo sie abbiegen, da werde ich dich schon finden. Ich liebe
nicht so den Rummel der Massen, ich bleibe im Lokal und sehe alles von hier
genauso gut.« Die ersten Bruderschaften von den umliegenden Kirchengemeinden
zogen mit ihren riesigen Figuren aus der Leidensgeschichte Jesu auf den Platz.
Alle Mitglieder mit einheitlichen Gewändern mit der langen spitzen Kapuze,
gleich einem Ku-Klux-Klan-Gewand. Für Augen und Mund waren Löcher
ausgeschnitten. Frauen, Männer und Kinder trugen alle das gleiche Gewand in der
gleichen Farbe, manchmal sehr fein bestickt. Jede Gruppe hatte ihre Gewänder in
einer anderen Farbe. Viele alte Fahnen wurden im Zug mitgeführt. Trommelgruppen
und Trompeter begleiteten sie. Die Musikstücke waren fast immer die gleichen,
begleitet durch die Stockschläge der vierzig Träger. Voran schritt würdevoll
der Brudermeister mit seinem Bischofsstab. Das Wappen des Stabes trugen die
Gewandträger auf ihrer Brust. Jeder hatte einen langen Rosenkranz an seinem
Gewand und in der Hand eine Kerze. Aus drei Richtungen wurde anmarschiert.
Alles war bis ins kleinste Detail durchorganisiert. Dies alles war für mich
sehr ergreifend. Ich war richtig stolz, eine für mich so fremde Kultur, an
einem der höchsten Festtage unseres Glaubens hier erleben zu dürfen.
Rechtzeitig stand ich an der Ecke vorne in der ersten Reihe. In einer Zeit von
zwei Stunden zogen bestimmt elf sehr große Gruppen an mir vorbei. Alle habe ich
mit der Kamera festgehalten. Ich war sehr froh, dass meine alte Kamera kurz vor
dem Abflug den Geist aufgegeben hat. Diese neue Kamera hatte eine viel bessere
Bildqualität. Ich freue mich jetzt schon auf das Ansehen der Bilder zuhause an
meinem PC. Langsam gab mir mein Rücken die letzte Warnung, ich musste Schluss
machen. Auch war es schon 21:30 Uhr. In einer halben Stunde schloss unsere
Albergue. Nur noch den Auszug der Himmelskönigin aus der Kathedrale wollte ich
mir noch ansehen. Ich hatte diese wunderschöne Figur heute Mittag schon
bewundern können. Viele hunderte Menschen kamen, um ihr ganz nah zu sein. Viele
opferten Geld und bekamen

Weitere Kostenlose Bücher