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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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Enzian?« Den gab es leider nicht, aber dafür eine heiße Tasse Suppe. Die
Albergue wurde geführt von einer Frau aus Österreich, einem Mann aus der Türkei
und einem jungen Mann aus Korea. Man empfahl uns sofort das beste Lokal des
Ortes. Wir haben uns zuerst einmal geduscht. Als Pilger verströmt man am
Nachmittag nicht den allerbesten Duft. Danach ging es uns wieder gut. Helga
machte ihren Nachmittagsschlaf und ich reservierte zwei Plätze im Restaurant. Danach hatte ich
Zeit zum Schreiben. Leider sind wir bis heute noch in keiner Pilgermesse
gewesen. Sie liegen immer während der Essenszeit. Gegessen wird heute in zwei
Etappen, 19:00 und 20:30 Uhr. Der späte Termin ist nicht unsere Zeit, dafür
knurrt uns schon um 18:00 Uhr der Magen. Viele Pilger sehen in ihrem Buch, dass
es in der Albergue eine Küche gibt. Besonders junge Mädchen sprechen sich auf
dem Pilgerweg schon unterwegs ab, am Abend zusammen zu kochen und sich die
Kosten zu teilen. Sie schauen sich beim Eintreffen die Küche an, suchen ein
Geschäft auf und kaufen ein. Deren Kochdüfte sind danach sehr verführerisch,
besonders wenn koreanisch gekocht wird. Gerne hätte ich da mit gekocht oder die
Rezepte für mein Kochbuch, welches ich im Moment schreibe, aufgeschrieben. Wir
waren bei der ersten Gruppe im Restaurant und wurden in einem Kellergewölbe
köstlich für 10,00 Euro verwöhnt mit Spaghetti und Shrimps als Vorspeise,
Schweinebraten mit Tomatensoße und Pommes als Hauptgericht und als Nachtisch
Eis. Dazu einen Liter Wasser und eine gute Flasche Rotwein. »Schau mal Heinz,
am Nachbartisch ist gerade ein Pilger gegangen und hat den Wein nicht
getrunken.« Schon startete sie los und wir hatten eine zweite Flasche. Wir
haben sie gerne geleert. Wie erstaunt waren wir bei unserer Rückkehr, dass zwei
uns bekannte junge Pilgerinnen die oberen Betten in unserem Raum belegt hatten.
Es gab ein freundliches Hallo. Aber schon bald wurde es ruhig. Uns fehlte noch
zu viel Schlaf. Das spanische Rhinozeros hatte uns in der letzten Nacht zu sehr
geschädigt. Wie kommt es, dass nur ältere Menschen so schlimm schnarchen?
Unsere beiden Mädchen habe ich kein einziges Mal in der Nacht gehört. Ich
wünsche mir für diese Nacht einen schönen Traum, vielleicht in spanischer
Sprache.

Los Arcos — Viana
     
    19,5 km, 180 m Aufstieg, 230 m
Abstieg
    Gründonnerstag, den 21. April
2011
     
     
    B uenos dias,
der Hl. Jakobus möge es uns verzeihen. Wir haben uns wieder einmal verschlafen.
In diesem kleinen Raum, so ganz ohne Schnarcher war die Nacht ein absolutes
Vergnügen gewesen. Ich hatte bestimmt einen schönen Traum, ob er in Spanisch
war habe ich leider vergessen. Da das Wecken meine Aufgabe war, werfe ich einen
Blick auf meine Armbanduhr und bekomme einen Schrecken, es ist schon 7:25 Uhr
und fast alle hatten den Schlafraum schon verlassen. Ich bekam schon etwas
Stress, nur Helga war, als ich sie geweckt hatte, die Ruhe in Person. »Was
regst du dich so auf, sind wir vielleicht auf der Flucht oder sind wir Pilger,
welche auch schon etwas älter sind? Wir werden heute unseren Weg gehen und am
Ziel auch ein Bett bekommen, was willst du also mehr.« Im Grunde hatte sie ja
Recht. Sie hatte auf unserem Weg schon viel eher als ich abschalten können. Ich
hatte meine Hektik von zuhause noch nicht abgelegt. Hier muss man einfach
abschalten und alles auf sich zukommen lassen. Der Weg sollte mit das Ziel
sein, so hatten wir es uns immer vorgenommen und so soll es auch in den zehn
Wochen bleiben. Morgens gab es immer drei wichtige Punkte zu beachten: Wo gibt
es das Frühstück, das Mittagessen und wie viel Wasser benötigen wir? Auf der
gesamten Strecke gab es keinen Brunnen oder eine Einkehrmöglichkeit. Für den
Mittag hatten wir Gestern schon eingekauft. Wasser benötigten wir an diesem Tag
ca. 2,5 Liter. Das Frühstück bekamen wir in unserer Albergue, leider nur noch
die Reste: Graubrot, Butter, Marmelade und Streichkäse. Kaffee so viel wir
wünschten. Sehr selten wurde morgens für 3,00 Euro, ein Frühstück angeboten. Je
näher man nach Santiago kommt, umso größer werden die Albergues. Da sie
ehrenamtlich geführt werden, ist dies dann nicht mehr möglich. Unser
Frühstücksraum war ein kleines Museum. Da es eine österreichische Herberge, war
gab es natürlich auch einen schönen Herrgottswinkel mit getrockneten
Alpenblumen. Sehr alte Pilgerstöcke aus vorigen Jahrhunderten und geflochtene
Schuhe hingen an den Wänden. Wir wurden mit »Hola« von den

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