Wir beide nahmen die Muschel
guter Tipp. Um 21:30 Uhr war
Bettruhe.
Belorado — San Juan de Ortega
24,6 km, 460 m Aufstieg, 210 m
Abstieg
Mittwoch, den 27. April 2011
N ach einer
ruhigen Nacht habe ich um 6:20 Uhr meine Partnerin geweckt. Es wird zwar erst
um 7:45 Uhr hell, aber heute lag ein schwerer und langer Weg vor uns. Aus
unserem Pilgerführer hatten wir den Hinweis, genügend Wasser mitnehmen. Zwei
Kilogramm mehr als sonst waren zu schleppen. Erst als wir unsere Schuhe
anhatten und den Rucksack auf dem Buckel erfuhren wir, das es gegen einer
Spende auch ein Frühstück gab. Leider kam diese Information für uns zu spät,
wir starteten los. Es gibt bestimmt unterwegs eine Bar. Es war etwas kühl beim
rausgehen, aber wir hatten unseren Anorak im Rucksack getan, unsere
Fleece-Jacke musste reichen und so war es auch. Es wurde ein schöner Tag. Bis
Tosantos verlief der Feldweg neben einem grün bewachsenen Bachlauf. Hier haben
wir nach anderthalb Stunden gefrühstückt. Zur Not hatten wir auch noch drei
Müsliriegel und ein kleines Schokoladenei, welche uns die freundliche
Herbergsmutter in Azofra in den Schuh gesteckt hatte, gehabt. Nun ging es uns
schon besser. Der Weg stieg nun immer mehr an. Zwar ist die N 120 stets in
Hörweite, doch schöne Aussichten lenken uns immer davon ab. Aus voller Brust
sang ich das Heilig von Schubert. Kurz hintereinander pilgern wir durch die
Orte Villambistia, Espinosa und Villafranca Montes de Oca. Hier schöpften die
Pilger früher Kraft für die lange gefährliche Überquerung der Oca-Berge, in
deren Wäldern Räuber und Banditen ihr Unwesen trieben. Der heutige Namen spielt
auf die dortige Ansiedlung von »Franken« an. Villafranca war Bischofsstadt, bis
der Sitz 1075 nach Burgos verlegt wurde. In der Santiago-Kirche befindet sich
die größte, natürliche Pilgermuschel auf dem Jakobusweg, sie stammt von den
Philippinen. Nun haben wir schon 12 Kilometer hinter uns gelassen. Wir
erreichen einen großen Parkplatz für Lastkraftwagen und an der Ecke ein
Restaurant. »Lass uns hier eine verfrühte Mittagspause machen.« Wo so viele
Trucker parken, wird man bestimmt auch gut verpflegt und so war es auch. Wir
bestellten uns Tortilla mit Cola und bekamen sehr große warme Stücke serviert.
Wir machten 45 Minuten Pause, welche wir uns redlich verdient hatten und gingen
weiter. Leider sind uns in der Pause einige Pilger unangenehm aufgefallen. Zwei
Frauen zogen im Lokal ihre Strümpfe aus und massierten ihre Füße. Zum Glück hat
der Wirt dies sofort unterbunden. Unser Kuchen war sehr gut gewürzt, da müssen
wir nicht auch noch deren Käse riechen. Auch ist es eine große Untugend der
Männer, dass keiner sich bei seinem kleinen Geschäft auf der Toilette hinsetzt.
Wenn man sie im Sitzen benutzen muss ist alles nass. Diese Untugend haben fast
alle männlichen Pilger, egal welcher Nation. »Ein Glück, dass ich fehlerfrei
bin.« Leider haben auch viele Toilettenanlagen so eine starke Spülung, dass
danach alles nass ist. Im weiteren Verlauf des Weges musste ich leider feststellen,
dass dies heute nicht mein Tag war. Die letzten vier Kilometer wo ich gestern
so richtig wie ein Irrer abgezogen war, steckten mir heute noch sehr in den
Knochen. Alter schützt eben vor Torheit nicht. Im Ort beginnt auf einem neu
angelegten Wanderweg der anfänglich stramme, dann flacherer Aufstieg in die
Montes de Oca, durch dichte Wälder am Rande der kastilischen Hochebene. Viele
Würmer versuchten den Weg zu überbrücken. Manche waren doppelt so lang und so
dick wie ich sie von zuhause kenne. Solche Prachtkerle wären das Richtige für
mich, um Aale zu angeln. Jetzt fängt in unseren Gewässern die Angelzeit an. Ob
ich bei meiner Rückkehr noch welche bekomme? Ein kurzes Stück neben der N 120
blieb uns leider nicht erspart. Wie bei uns an der A61, das Gehen nur unter
Lebensgefahr. Es ist ein Wandern auf Zentimeter Abstand. Nach einer halben
Stunde können wir an einem kleinen Rastplatz etwas Atem schöpfen, laut Schild
ist das Brunnenwasser jedoch nicht trinkbar (agua no portable). Das Wasser ist
hier wie in der gesamten Meseta sehr stark mit Pestiziden verseucht und
ungenießbar. Eine kleine Kirche vor uns, dahinter geht der Weg weiter. Ein Weg?
Ein Schmaler Steg mit 33 Prozent Steigung und das Wasser fließt nur so runter.
Auch ist er voller Kuhdung. Wie soll das hier erst aussehen wenn es stark
regnet? Nach 200 m haben wir ihn hinter uns gelassen und können aufatmen. Die
Wege wurden steiler. Nanu was
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