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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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einmal erwähnt, dass sie
keine Blutwurst mag, und so bekam ich kurze Zeit später mein Omelette mit
gebratener Blutwurst. Ich habe es nicht bereut, sie war einfach köstlich. Wir
tranken eine gute Flasche Wein und waren zufrieden. Sie war ausgeschlafen und
ich hatte meine Besichtigungen gehabt. Eine besondere Köstlichkeit bekamen wir
als Nachtisch, Joghurt mit Honig. Viel zu gut um damit aufzuhören und so
bestellte ich zwei neue Portionen Nachtisch. Ab zur Theke, heute wollen wir den
Tag mit einem guten Cognac beschließen. Der Wirt füllte uns die Schwenker halb
voll. So von innen gewärmt können wir eigentlich diese Nacht in diesem riesigen
Schlafsaal im Kloster nicht frieren. Vor uns schliefen zwei junge Mädchen aus
Hamburg, dick eingepackt mit allem was sie hatten. Es ist nun 21:45 Uhr und wir
versuchen in diesem Eiskeller zu schlafen.

San Juan de Ortega — Burgos
     
    34,7
km, 120 m Aufstieg, 270 m Abstieg
    Donnerstag,
den 28. April 2011
     
     
    H eute hatten
wir uns einen Gewaltmarsch vorgenommen. Wir wollten Burgos erreichen. 27,7 km
bis zur Stadtgrenze und noch einmal 7 km bis zur Kathedrale. Unsere beiden
Mädchen aus Hamburg sagten mir, dass ich in der Nacht geschnarcht hätte. Ok,
war ich letzte Nacht auch mal ein Rhinozeros Es ist 6:00 Uhr in der Früh und
viele schlafen noch. Der gestrige Tag steckt denen bestimmt noch in den
Knochen. War meine Planung richtig, hätte ich eine kürzere Strecke nehmen
sollen. Alles gut und schön, aber dann hätten wir nach drei Stunden schon
beenden müssen, sonst gab es vor Burgos keine andere Albergue. Ich denke wir
gehen, unterbrechen können wir immer noch. Ohne waschen, Zähneputzen und
Frühstück ging es los. Wir wandern weiter durch die Wälder des Montes de Oca. Dann
öffnet sich uns der Blick in das weite Tal, in dem Ages und Atapuerca liegen.
Die erste Gemeindealbergue in Ages bot ein Frühstück an. Nichts wie hinein. Der
Tag hatte gut begonnen. Der Wirt wusste Bescheid was Pilger wünschten. Eine
große Tasse Café con Leche und gebratene Eier mit Speck, dazu frisches Brot für
8,50 Euro. Am Pilgerweg ein strammer Preis. Gut gestärkt ging es weiter. Es war
noch sehr früh, aber den Wolken nach zu urteilen würden wir heute einen schönen
Tag bekommen. Der Weg ging nach kurzer Zeit bergauf, leider auf Asphalt welcher
sehr ermüdete. Endlich ging es auf einem unbefestigten Weg weiter. Wir gingen
heute auf Sichtkontakt. Jeder sollte seinen eigenen Gedanken nachgehen können.
Manches Liedchen habe ich gesummt. Auf dem Kirchturm von Atapuerca brütete ein
Storchenpaar, herrlich dieses Geklapper. Auch die ersten Schwalben bekam ich zu
Gesicht. Sie sind etwas größer als unsere Mehlschwalben. Viele Vögel erfreuten
mich mit ihrem Gesang. Zum ersten Mal sah ich eine Elster. Also gibt es diese
Nesträuber auch hier. Wir trafen wieder zusammen. Es erwartete uns nun ein
teils beschwerlicher, rund 45 Minuten langer, teils steiniger Aufstieg auf die
Hochebene Matagrande (1085 m). Dieser Weg hat uns viel abverlangt. Kurz vor dem
Bergkreuz überholen wir noch eine Schafsherde mit vielen hundert Tieren. Man
kann sie schlecht einschätzen, aber ich denke, dass es mindestens 400 Tiere
waren. Es roch sehr stark nach ihrem Dung. Wir kamen uns vor wie Landwirte.
Endlich am Gipfelkreuz, eine sehr große Hochebene. Zur linken Seite war alles
mit vielen Stacheldrähten abgesperrt und Schilder zeigten an, »Militärisches
Sperrgebiet«. Wie ich später im Museum in Burgos erfuhr gab es dort kein
Militär, vielmehr arbeiteten dort ungestört Archäologen. Wir hatten von hier
oben einen freien Blick bis Burgos. Leicht im Dunst lag diese große Stadt. Oh
mein Gott, wie weit war sie noch von uns entfernt. Unsere Füße brannten jetzt
schon. Nach einem steinigen Abstieg wurde der Camino zu einem breiten Feldweg.
Zur rechten Seite eine große Firma, welche den Felsen abbaute und zu Schotter
mahlte. Alles was sie nicht verwenden konnten wurde auf den Hängen verteilt.
Das Wort Umweltschutz scheint es in Spanien nicht zu geben, wie wir noch sehr
oft feststellen mussten. Auf einer kleinen Landstraße geht es nach
Cardeñuela-Ríopico und weiter nach Orbaneja-Ríopico. Nach der Überquerung der
Autobahn müssen wir uns nun in Höhe der Wohnsiedlung entscheiden. Entweder nach
Burgos durch das gesamte Industriegebiet oder an der N 120 vorbei und auf
Nebenstraßen nach Burgos. Wir fanden noch eine dritte Möglichkeit. Kurz vor der
Autobahn bog ein Pilgerpaar links ab. Komm Helga, die

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