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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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Hatte sie
Probleme oder war ich die Ursache? Sie wurde schneller und bald konnte ich sie
nicht mehr sehen. Nach einer Stunde fehlte sie mir. Keiner sprach mit mir. Am
Anfang ist dies schön, aber bald kommt die Einsamkeit. Man fühlt sich
verlassen. In Castildelgado fanden wir wieder zusammen. Die Ursache, warum sie
vorgegangen war sagte sie mir nicht. Wir fanden eine Stelle zum Sitzen und
machten unsere Mittagspause. Nun wollte ich ihr einmal zeigen wie schnell ich
noch wandern konnte. Sehr bald hatte ich sie aus den Augen verloren. Manche
Pilger habe ich mit Riesenschritten überholt. Der Schweiß floss in Strömen.
Nach vier Kilometer erreichte ich Belorado und setzte mich an den Straßenrand
und wartete auf sie. Sie kam 20 Min. später und fragte freundlich wo es weiter
geht. Wir hatten uns wie zwei störrische Kinder benommen. Nicht immer habe ich
Recht, sehr oft denke ich nur an mich. Ich denke, der Pilgerweg bringt viele
Erkenntnisse aber auch viele dumme Gedanken! Am Ortseingang liegt ein großes
Pilgerhotel. Schon weit vorher bekamen wir den Hinweis, dass man dort für 5,00
Euro übernachten kann. Wir haben es nicht getan und haben es nicht bereut. Wir
buchten zwei Betten in der Albergue Cuatro Cantones. Sie hatte 62 Betten und
einen herrlichen Rosengarten mit Pool, Küche, Waschmaschine und Trockner. Wir
wurden sehr freundlich aufgenommen und bekamen in der dritten Etage zwei untere
Betten, darüber hat sich Helga sehr gefreut. Brauchte sie heute einmal nicht
hochzuklettern und keine Angst zu haben, beim Rumdrehen aus dem Bett zu fallen.
Auch wurde uns in der Albergue ein Abendessen angeboten, welches wir gerne
annahmen. Viele Pilger haben Fußprobleme, nur uns geht es blendend. Geduscht,
Wäsche gewaschen und den Rucksack für den nächsten Tag vorgepackt. Hier zeigt
sich wieder der alte Feuerwehrmann. Immer vorausschauend planen, nichts
vergessen. Helga hat sich hingelegt und schläft. Sie ist das frühe Aufstehen
nicht gewohnt. Wie sagte sie zu mir, »wenn ich von Santiago zurück bin fange
ich meinen Winterschlaf an.« Da muss sie sich leider noch etwas gedulden, es
liegen noch acht Wochen Fußweg vor uns. So schwer der Weg uns manchmal fordert,
bis jetzt haben wir noch keine Stunde bereut. Ich fühle mich durch meine
jahrelange Arbeit mit Jugendlichen, nicht meinem Alter entsprechend, aber bei
sehr starken Steigungen oder sehr schlechte Wegstrecken zwickten doch schon
öfters die Knochen. Ich genieße jeden Tag und hoffe mit meiner Mitpilgerin noch
einmal einen anderen Camino nach Santiago zu gegen. Ich habe mir beim
Herbergsvater eine sehr gute Flasche Rotwein gekauft und mich an den Pool
gesetzt und weiter an meinem Buch geschrieben. Manche Pilger haben darin
geschwommen. Wie sich doch die Pilgerzeiten ändern. Ich denke nach über unseren
weiteren Pilgerweg, Burgos, León, Astorga, Santiago. Noch liegen sie in weiter
Ferne, was werden sie uns bringen? Aber zuerst denke ich einmal an unser
Abendessen. Mein Magen spricht am meisten zu mir. Wie oft habe ich gelacht,
wenn Helga sagte, mein Körper hat zu mir gesprochen! Nun spricht schon mein
Magen zu mir. Es muss doch etwas Wahres dran sein. Nun schaue ich einmal nach,
ob sie ihren Schlaf abgebrochen hat. Es ist jetzt draußen doch recht frisch
geworden. Zum Glück ist mein Schreibheft in der Sonne fast trocken geworden.
Aus der Küche strömt ein herrlicher Duft, da kommt bestimmt noch etwas Gutes
auf uns zu. Mal sehen, wer heute hier übernachtet. Vielleicht gibt es noch ein
lustiger Abend. Um 19:25 Uhr trafen sich alle an der Rezeption. Der
Herbergsvater führte uns in den Speisesaal in der ersten Etage und wir wurden
an den Tischen eingeteilt nach Landessprachen. Leider sahen wir keine bekannten
Gesichter. Es gab einen guten Rotwein und Körbchen mit frischem Brot. Als
Vorspeise Makkaroni in Tomatensoße. Es folgte eine große Salatplatte mit Blattsalat,
Zwiebeln, Tomaten und Oliven. Uns lief schon das Wasser im Mund zusammen. Ich
habe alles mit Essig, Olivenöl, Salz und Pfeffer angerichtet. Ich hatte heute
das richtige Händchen dafür. Es war sehr schmackhaft. Das Hauptgericht bestand
aus einem großen Hähnchenschenkel mit einer gewürzten Soße und Pommes. Als
Nachtisch Karamellpudding, wie schön für mich, Helga mag den nicht. Nun wollten
alle wissen, was das Essen kostet. Nichts sagte der Herbergsvater, wir sollten
eine Spende geben. Ich hoffe, dass alle großzügig waren. Ich denke diese
Albergue ist für alle späteren Pilger ein sehr

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