Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
Vom Netzwerk:
vorwurfsvoll an und schüttelten mit dem Kopf. Ich weiß nicht was denen an mich störte.
Sie hatten die Bonbons doch nicht bezahlt. Als ich denen beim nächsten
Kopfschütteln sagte, dass ich auch noch Diabetiker wäre, schauten sie entsetzt.
Na ja, das war mein Abendessen. Zurück mit unserer Wäsche in unserem Schlafsaal
in der fünften Etage. Helga zeigte mir ihren neuen Massageschwamm. Mit diesem
werde ich jetzt jede Toilettenbrille säubern, bevor ich mich setze. Ich hatte
mich schon gefragt wer sie damit Massieren sollte. Wir haben beide herzhaft
lachen müssen. Keiner im Schlafraum konnte verstehen warum wir so lustig waren.
Leider waren in unseren Betten die Bezüge sehr verschmutzt, aber wir lagen ja
in unseren Schlafsäcken. Bettruhe war um 22:15 Uhr.

Zweiter
Tag in Burgos
     
    Freitag, den
29. April 2011
     
     
    W ir hatten
eine ruhige Nacht und durften heute etwas länger schlafen. Der Grund dafür, die
Herberge war bis 7:00 Uhr verschlossen. Trotzdem musste sie wie alle anderen
auch bis 8:00 Uhr verlassen werden. In aller Ruhe machten wir uns fertig. Erst
ab 9:00 Uhr durften wir in der Neuen unsere Rucksäcke abgeben, Zeit genug für
ein gutes Frühstück in einem Café. Leider gab es dort wie überall am Pilgerweg
nur süßes Gebäck. Beim Bezahlen hatte die Kellnerin mich um 3,00 Euro
beschummelt. Habe nur ich dieses Pech? Überrascht waren wir über unsere neue
Albergue. Alles war viel kleiner und sehr sauber, besonders die Duschen und Toiletten.
»Jetzt stehst du da mit deinem neuen Massageschwamm und hast keine Verwendung
dafür.« Wir hatten wieder einen Grund zu lachen. An unserem Fenster hing an der
Außenwand eine Wäschespinne. Obwohl wir gestern gewaschen hatten, hatte ich
Dummkopf wieder einige Teile vergessen. Meine Mitpilgerin machte mit mir, wie
sie sagte eine Erziehungsmaßnahme. Unter ihrer Anleitung musste ich meine
Wanderstrümpfe waschen. Was kam da für eine schwarze Brühe raus, dabei habe ich
doch weiße Füße. Vier Mal habe ich sie am Becken gewaschen, bis das Wasser
einigermaßen klar blieb. »Kannst du dir jetzt vors teilen, warum ich zuhause
keine Strümpfe ohne Vorwäsche von Hand in meine Maschine gebe?« »Den Schmutz
möchte ich nicht in meine anderen Wäscheteile haben«, sagte sie mir. Ich werde
das meiner Frau wenn ich zurück komme so weitergeben. Helga hatte heute Morgen
kein Bedürfnis für Besichtigungen, sie wollte sich einige Stunden ausruhen. So
ging ich allein, besichtigte zuerst das Museum Marceliano Santa María, in einer
zum Teil eingestürzten Kirche gegenüber unserer Albergue. Danach die herrliche
Kathedrale. Sie ist ein gotisches Bauwerk deren Hauptfassade mit ihren
Filigranen Maßwerk und ihren Giebeln, Türmen und Portalen von dem Kölner
Dombaumeister Juan de Colonia errichtet wurde. Die vielen Freitreppen auf der
hinteren Seite der Kathedrale geben, bedingt durch die Unebenheit des Geländes,
der gesamten Anlage zusätzliche Perspektiven und machen sie zu einer der
schönsten Spaniens. Langsam habe ich sie von außen umschritten und konnte mich
nicht satt sehen an solch einer Pracht. Das Innere der Kathedrale mit all ihren
Anbauten, mit dem Kranz ihrer Kapellen, jede für sich eine Kirche, und mit den
Sälen um den großen Kreuzgang herum, hat dieses Bauwerk Dimensionen, wo im Vergleich
der Kölner Dom ein bescheidenes Gotteshaus ist. Wer all die Kunstschätze in
ihrem Inneren mit Ruhe betrachten will, benötigt dafür bestimmt einen halben
Tag. Ich habe mir zwei Stunden Zeit gelassen und mich danach still in einer
Bank gesetzt und unserem Herrgott gedankt für diesen schönen Morgen.
Prozessionsweise strömten die Menschen in das Gotteshaus, für ein stilles Gebet
hatte kaum einer Zeit. Für sie war dieses Gebäude ein Museum, mehr nicht! Nun
aber zurück zu meiner Partnerin. Es war schon früher Nachmittag und wir hatten
noch nichts gegessen. Als wir ins Zentrum kamen, war die Stadt fast
menschenleer und fast alle Restaurants hatten geschlossen. Wir müssen uns
unbedingt an die spanischen Essenszeiten halten! Wir fanden trotzdem noch eine
geöffnete Pizzeria und erhielten für 8,50 Euro ein Menü de Peregrinos: zwei in
Knoblauch und Olivenöl geröstete Brotscheiben, ein Glas Rotwein, eine achtel
Pizza und eine große Schüssel mit Blattsalat, Paprika, Oliven, Mais und
Thunfisch. So einen leckeren Salat hatte ich lange nicht mehr gegessen. Beim
anschließendem Bummel durch die Stadt trafen wir auf dem Platz vor der
Kathedrale Karefried Tesch mit

Weitere Kostenlose Bücher