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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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seinem Fahrrad. Er war vor einem Monat in Köln
gestartet. Er hatte uns beim Reden als Rheinländer erkannt und uns
angesprochen. Da wir Zeit hatten, saßen wir vor einem Café noch über zwei
Stunden zusammen und haben uns über seinen Camino unterhalten. Es ging schon
auf 20:00 Uhr zu. Unsere Albergue schloss erst um 23:00 Uhr. Wir konnten Burgos
im Dunkeln erleben. Die Stadt war jetzt wieder total mit Menschen gefüllt. In
den Lokalen gab es keinen Stehplatz mehr, geschweige einen Sitzplatz. Wir
standen draußen und studierten die Speisekarten. Leider für uns alles böhmische
Dörfer. Wir suchten weiter und fanden bestimmt die einzige Pommesbude in
Burgos. Nach einer längeren Wartezeit bekamen wir zwei Plätze. Was bestellen
wir hier ohne Probleme mit der Sprache? Pommes mit Ketchup. Wir zeigten mit den
Händen die Größe der Portion. Um unseren Hunger zu stillen danach eine zweite
Portion. Das schöne Völlegefühl zeigte uns an, dass es Zeit zum Schlafen war.
Aber halt, ich musste ja noch die Kathedrale bei Nacht fotografieren. Es war
ein sehr imposanter Anblick. Wir brauchten nicht allzu lange bis zu unserer
Herberge und lagen kurze Zeit später in süßen Träumen.

Dritter
Tag in Burgos
     
    Samstag, den
30. April 2011
     
     
    D a wir heute
noch in Burgos blieben, hatten wir Zeit und sind erst um 8:00 Uhr aufgestanden.
Zum Frühstück gingen wir wieder ins gleiche Café. Heute werde ich mich nicht
von der Kellnerin betrügen lassen, das hatte ich mir vorgenommen. Bei unserer
Ankunft wurden wir von einem Kellner bedient. Ich bestellte mir das gleiche wie
am Vortag und siehe da, es war 3,00 Euro billiger. Wir haben uns Zeit gelassen.
Sind danach durch die Stadt geschlendert und haben einige Geschäfte besucht.
Vor der Kathedrale trafen wir vier uns bekannte Pilger und kamen ins Gespräch.
Eine Pilgerin kam aus Goa in Indien, mein Traumland, wo ich schon seit 30
Jahren in Urlaub hinfliege. Wir beide haben uns sehr angeregt unterhalten. Auf
den Turmspitzen der Kirche saßen einige Störche, wir hatten sie gestern Abend
dort oben schon beobachtet. In den nächsten Wochen werden bestimmt noch viele
aus dem Süden zurückkommen und wir werden sie in vielen Orten am Pilgerweg
brüten sehen. Wir beide trennten uns nun für zweieinhalb Stunden. Jeder sollte
die Möglichkeit haben, seine eigenen Wünsche zu erfüllen. Ich wollte mir das
Archäologische Museum der Stadt Burgos ansehen. Gegenüber vom Museum war ein
großer neuer Supermarkt, den schaute ich mir zuerst an. Im Inneren war er vom
Feinsten, ein kleiner KDW. In den Fischabteilungen liefen riesengroße Krebse.
So große Exemplare hatte ich in all den Jahren noch nicht einmal in Goa
gesehen. Obstabteilungen mit den schönsten Früchten aus aller Welt in
herrlichen Farben. Da konnte man Appetit bekommen. Aber lieber nicht. Kein
ungewaschenes Obst in einem fremden Land. Nun aber ins Museum. Es waren zwei
sehr große Gebäude. Das Erste mit drei und das Zweite mit fünf Etagen und einem
historischen Innenhof. Wie war ich überrascht, als ich keinen Eintritt zu
bezahlen brauchte. Nun konnte ich mir all diese Fundstücke ansehen, welche die
Archäologen in Atapuerca am Pilgerweg ausgegraben hatten. Mittlerweile zählt
dieses Gelände zu den wichtigsten Ausgrabungsstätten der Welt. Im Jahre 1994
wurden dort 800.000 Jahre alte Knochenreste des »ersten Europäers«, des Homo
Antecessor gefunden. Bis zur Entdeckung eines 1,2 Mio. Jahre alten
Kieferknochens im Jahre 2007 galt er als ältester in Europa nachgewiesener
Menschentyp und damit als Vorgänger von Homo Sapiens und der Neandertaler. Seit
dem Jahre 2000 zählt diese Ausgrabungsstätte zum Weltkulturerbe. Für mich sehr
schade, dass ich nicht lesen kann was über den einzelnen Fundstücken in den
Vitrinen geschrieben steht. Leider sprechen die weiblichen Aufseherinnen kein
Wort Englisch. Auf einigen Etagen konnte ich viele Gemälde alter spanischer
Meister bewundern. Vor manchen habe ich einige Zeit verweilt und mich an ihrem
Anblick erfreut. Das schönste Bild war für mich »Christus mit der Dornenkrone«.
Sein Gesicht drückte seinen ganzen Schmerz aus. Welch ein begnadeter Künstler
hatte dieses Gemälde geschaffen? Sein Name war leider unbekannt. Viele Fotos
habe ich als besondere Erinnerung von diesen Bildern geschossen. Gerne hätte
ich meinen Rundgang noch einmal von vorne begonnen. so begeistert war ich. In
beiden Häusern hatte ich keine zehn Besucher gesehen. Nun wird es Zeit zu
unserem Treffpunkt

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