Wir beide nahmen die Muschel
zu gehen um meiner Mitpilgerin meine Freude mitzuteilen. Es
hatte in der Zwischenzeit etwas geregnet und der Himmel war verhangen. Mal
sehen wie das Wetter morgen früh wird, wenn wir weiter gehen. Wir trafen
zusammen und gingen gemeinsam in die Kathedrale. Lange Zeit sind wir dort
geblieben. Wir bummelten durch die Stadt, gingen in viele Andenkengeschäfte und
in einem großen Bogen zurück zur Albergue. Um 17:30 Uhr gingen wir wieder ins
Zentrum und kauften für das morgige Frühstück ein. Wir waren wieder einmal zu
früh losgegangen, erst ab 19:30 Uhr füllte sich sehr schnell die Stadt. Alle
Restaurants hatten geöffnet und boten auf ihren Theken herrliche fertige
Gerichte an. Man braucht nur mit
dem Finger drauf zu zeigen. Das hätten wir gestern schon sehen sollen, dann
hätte es bestimmt keine Pommes gegeben. Spanien ich liebe dich, deine Küche
verzaubert mich jeden Tag aus neue, nur sind wir oft zu dumm um deine Gerichte
zu bestellen! Viele Leute waren sehr festlich gekleidet. Sie werden bestimmt in
den ersten Mai feiern. Wir schauten uns dieses Treiben mit Interesse an. Unsere
letzten Stunden in dieser mittelalterlichen Stadt wollten wir in aller Ruhe
genießen. In einem Restaurant nahmen wir ein Fischgericht, welches leider
besser aussah als es schmeckte und gingen um 21:30 zu Bett.
Burgos — Hornillos del Camino
21,1
km, 290 m Aufstieg, 290 m Abstieg
Sonntag, den
1. Mai 2011
L eider
mussten wir heute wieder früh aus den Federn. Es war alles andere als ruhig
gewesen. Die ganze Nacht hatten die Jugendlichen der gesamten Stadt sehr laut
gefeiert. Bis um 1:00 Uhr hatte ich etwas geschlafen, dann wurde ich fast
stündlich geweckt. Auf der Straße vor unserer Albergue war sehr lautes Geschrei
umherziehender Gruppen. Es wurde eine lange Nacht bis zum Morgen. Um 6:30 Uhr
habe ich meine Partnerin geweckt, nur widerwillig war sie aufgestanden. Ohne
Frühstück gingen wir um 7:15 Uhr los. Der Weg aus der Stadt war sehr schlecht
ausgeschildert, so stand es auch in unserem Pilgerführer. Wir waren also
vorgewarnt. Die Stadt war in einem sehr schmutzigen Zustand, aber die Stadtreinigung
war schon in vollem Einsatz. Viele Jugendliche hatten viel zu viel getrunken
und waren schwankend auf dem Heimweg und machten dabei ein großes Geschrei. Es
war empfindlich kalt. Viele Mädchen waren sehr chic aber auch viel zu leicht
und zeigefreudig bekleidet. Wir versuchten ihnen weit aus dem Weg zu gehen. Nur
keinen Ärger mit Betrunkenen. Gestern Nachmittag hatte ich mich bei zwei
Polizisten nach dem weiteren Weg erkundigt. Leider sprachen sie kein Wort
Englisch und die Verständigung war schwierig gewesen. Zuerst führte der Weg am
Río Arlanzón vorbei. Gestern hatte ich hier noch den Anglern zugeschaut. Auch
heute Morgen standen viele am Fluss und versuchten ihr Glück. In den Tagen
hatte ich keinen gesehen, der einen Fisch geangelt hatte. Die gesamte Strecke
war das Naturschutzgebiet El Parral und es machte ein Vergnügen hier zu
pilgern. Plötzlich gingen vor uns eine größere Gruppe spanischer Pilger. Nun
hatten wir keine Sorgen mehr, wir sind einfach hinter ihnen hergegangen. Es
dauerte eine lange Zeit, bis wir die Stadt Burgos und ihre Vororte
durchschritten hatten. An der Hinterseite einer Firma machten wir unsere
Frühstückspause. Etwas Brot und Wurst hatten wir noch vom Vortag. Es begann nun
die Tierra de Campos, die scheinbar unendlichen Getreidefelder der Meseta, der
zentralspanischen Hochebene. Einen kleinen Vorgeschmack hatten wir in den
beiden letzten Tagen schon bekommen. Bis kurz vor Astorga werden wir nun 230 km
zermürbende Flachheit und Eintönigkeit haben. Viele Pilger schrecken davor zurück.
Einige Pilger wollen diese Strecke wie Hape Kerkeling mit dem Bus fahren. Wir
haben uns vor genommen diese zu durchpilgern und denken sie in zwei Wochen
hinter uns zu haben. Wir wollen auf dieses Naturerlebnis nicht verzichten. Nun
geht es durch ein Neubaugebiet, unterqueren eine Eisenbahn, gehen über die N
120 und müssen ihr leider ein Stück folgen. Unter einer Autobahn und erreichen
schon bald nach dreieinhalb Stunden Rabé de las Calzadas. Wir haben den
Großraum Burgos endlich verlassen. Unser Weg führt uns weiter durch kleine,
mittelalterlich anmutende Dörfchen. Wir sind in der Meseta. Ich werde diese
Bilder nie vergessen. Unser Feldweg war sehr steinig und machte uns Probleme.
Fast nur auf dem Boden haben wir geschaut um ja nicht zu fallen. Über uns tiefschwarze
Wolken fast zum Greifen
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