Wir beide nahmen die Muschel
Kilometer haben wir eine Bar angetroffen,
wovon nichts in meinem Pilgerführer stand, wer kann das vorher wissen, dass wir
mit weniger Wasser auskommen würden. Vielleicht nehmen wir morgen nur noch
einen Liter Wasser mit. Ich möchte dann aber nichts hören, wenn das zu wenig
ist. Langsam komme ich ins Stolpern. Mein Zuckerspiegel ist sehr gesunken und
ich benötige eine Pause. Hurra, eine Albergue mit Restaurant und einem schönem
Biergarten. Wir machen eine verfrühte Mittagspause. Ein kleines Fläschchen Bier
und zwei süße Gebäck. Es war eine Köstlichkeit. »Können wir die Pause noch
etwas ausdehnen?« »Aber ja war ihre Antwort.« Auf einem Bein kann man sehr
schlecht stehen und ich habe mir noch einmal das gleiche bestellt. Zwei Stempel
haben wir auf unserem Weg noch ins Credencial bekommen, einen in einer Albergue
und einen in einer sehr alten Kapelle am Pilgerweg. Eine ältere Frau saß in ihr
an einem Tisch und stempelte den Pilgern ihre Credenciale, zugleich bot sie
Kaffee und Süßigkeiten an. Leider haben wir nur Danke gesagt und sind weiter
gegangen. Erst später stellten wir fest, dass diese Kapelle weit ab vom
nächsten Ort stand. Wie wird diese Frau dort täglich hingekommen sein, bestimmt
nicht mit einem Auto? Ich denke sie wird den Weg zu Fuß gegangen sein. Von
solchen Menschen lebt der Pilgerweg. Der Weg wurde immer schlechter, nur noch
Geröll über viele Kilometer. Wo war nur unser Ziel? Oben auf dem Berg hatten
wir es in der Ferne gesehen. Der Rucksack drückte immer mehr. Hätte ich nur 2,5
kg weniger zuhause eingepackt, nun musste ich sie schleppen. Besonders meine
rechte Schulter machte mir Probleme. Wie oft hatte ich in den vergangenen Tagen
die Einstellung meines Rucksackes verändert. Es brachte nur für kurze Zeit eine
Erleichterung. Im Moment überholt uns schnellen Schrittes eine große Gruppe
Heuschrecken. Vor gut einer Stunde saßen sie in einem Straßencafé und machten
Pause. Alle tragen das gleiche T-Shirt und sind jetzt vor uns. Hoffentlich
nehmen sie uns nicht die Betten in der Albergue weg, das wäre für uns sehr
ärgerlich. Die Nächste wäre erst fünf Kilometer weiter. In Pamplona hatten wir
gesehen, wie ein Pilger einige Meter vor der Albergue aus einem Taxi stieg und
dort übernachtete. Ein Betrug an alle Fußpilger, welche später kommen und wegen
Überfüllung nicht mehr aufgenommen werden. Schon vor einer ganzen Zeit hatten
wir über einer Brücke den Río Pisuerga überquert und damit die Provinz Palencia
erreicht. Endlich vor uns unser Ziel Boadilla del Camino. Fast alle Häuser
sind, wie fast überall am Pilgerweg, aus ungebranntem Lehm gebaut, viele werden
nicht mehr bewohnt. Zur linken Seite ein riesiges Lehmbauwerk, welches zum Teil
eingestürzt ist. Man kann nicht mehr erkennen, ob es einmal eine Kirche war
oder ein Getreidesilo, welche hier oft sehr große Ausmaße haben. Unweit der
Marienkirche aus dem 15./16. Jh. steht die steinerne Gerichtssäule »rollo
jurisdiccional« aus dem lö. Jh. Sie ist wunderschön mit Pilgermuscheln verziert
und zählt zu den schönsten am Jakobusweg. An ihr wurde früher Recht gesprochen.
Die Pilger wurden vor dem kleinen Ort mit 130 Einwohner immer schneller. Jeder
hoffte, noch ein Bett zu bekommen. Im Ort gab es eine ganze Reihe Unterkünfte.
Helga mach dir keine Sorgen, wenn wir Glück haben bekommen wir heute eine
Dreisterne Albergue. Schau wie sie rennen, keiner von ihnen hat so wie wir ein
Unterkunftsverzeichnis mit Bewertung. Sie werden in der nächst Besten einkehren
und so war es auch. Wir gingen bis zur Kirche und gegenüber durch einen Torbogen
in die Albergue »En el Camino« und waren nicht mehr in Spanien, sondern im
Paradies. Ein Künstler musste diese Anlage geschaffen haben. Vor einen großen
Swimmingpool stand eine große Pilgerfigur. Um die tiefgrüne Rasenfläche waren
große Steinkrüge, Rosensträucher und sonstige alte Geräte. Einige Pilger lagen
in Liegestühlen und sonnten sich. Andere saßen an Tischen und unterhielten
sich. Unsere Schritte wurden schneller, hoffentlich sind noch zwei Betten frei.
Ein Pilger kam uns entgegen, »macht euch keine Sorgen ihr bekommt noch ein
Bett.« Wir hatten einen Feiertag und das Anfang Mai. Der Herbergsvater sprach
Deutsch, wir konnten Abendessen und Übernachtung bei ihm buchen. Seine Frau
zeigte uns danach unsere Betten in einem Flachbau. Zuerst ging es durch ein
sehr großes Wohnzimmer. Hier sah es aus wie in einem Museum, in der rechten
Ecke ein altes Klavier
Weitere Kostenlose Bücher