Wir beide nahmen die Muschel
Schweinestücke und
gebratener Blutwurst. Der Ober füllte unsere Teller bis zum Rand. Da Helga
keine Blutwurst wollte, habe ich ihre bekommen. Als wir die Suppe gegessen
hatten, waren wir schon fast gesättigt. »Schau mal Heinz wer dort draußen steht
und den Eingang nicht findet«, es waren die beiden Mädchen aus unserem Zimmer.
Helga holte sie rein und lobte die sehr gute Küche des Hauses. Sie waren zu dem
anderen Lokal gekommen, aber der Wirt bot nur Kleinigkeiten zum Essen an. Als
Hauptgericht hatten wir uns frischen Thunfisch in Tomatensoße ausgesucht. Dazu
gab es ein Körbchen mit Brot. Drei große Stücke Fisch wurden uns serviert, dazu
eine Flasche Vino Rose. Als Nachtisch eine Portion Eis. Wir wurden sehr
verwöhnt. Als der Ober fragte ob wir zufrieden gewesen wären sagte ich ihm, es
wäre bis jetzt das beste Essen gewesen was man uns auf dem Camino Francés
serviert hätte. Er hat sich sehr darüber gefreut. Beim rausgehen sahen wir, das
zum Restaurant auch ein großes Hotel gehörte. Gerne hätten wir hier noch einmal
gegessen, aber morgen Früh führt der Weg uns weiter. Nun ist es 20:45 Uhr, ich
bin müde und werde meinen Bericht zu Ende schreiben und dann zu Bett gehen.
Helga sitzt neben mir und telefoniert mit ihrer Familie, welche sich regelmäßig
bei uns meldet.
Castrojeriz — Boadilla del Camino
23,1
km, 220 m Aufstieg, 310 m Abstieg
Dienstag,
den 3. Mai 2011
U m 4:50 Uhr
war heute großes Rascheln und Packen. Die ersten Pilger hatten keine Ruhe mehr
und packten ihre Rucksäcke. Dabei interessierte es ihnen überhaupt nicht, dass
viele Pilger davon wach wurden. Ich ließ meine Mitpilgerin bis um 6:30 Uhr noch
in süßen Träumen. Das Wort, was sie mir beim wecken sagte möchte ich hier nicht
wiedergeben. Meinen Rucksack hatte ich schon am Vorabend fertig gepackt, es
fehlte nur noch der Schlafsack. Sie hatte da eine andere Reihenfolge. Als sie
fertig war, wollten wir ein ausgiebiges Frühstück mit Kaffee, Stangenbrot und
Wurst halten. Leider habe ich nicht an meine weiße Bohnensuppe von gestern
Abend gedacht. Sie rumorten in meinem Magen und meldeten sich mit einem großen
Donnern. Danach hatte ich noch drei Sitzungen in der Toilette. So gut wie ich
sie genossen hatte, so fürchterlich suchten sie sich ihren Weg in die Freiheit.
Erst beim dritten Durchlauf hatten wir danach unser Kaffeewasser in der
Mikrowelle kochend. Schnell das Kaffeepulver mit dem Stiel des Schmiermessers umgerührt,
nun noch den Zucker aus der Dose. Mir kam das Lachen. Zu viele Asiatische
Pilger hatten bestimmt in den letzten Tagen Reis gekocht und dabei waren viele
Körner in die Zuckerdose gefallen, ein völlig neues Trinkgefühl. Kaffee mit
Zucker und harten Reiskörnern. Es folgte ein lautes Schimpfen meiner
Mitpilgerin, »schau dir nur diese Schweinerei an, hier schwimmen bei mir nicht
nur Reiskörner sondern auch noch Reste vom Spülschwamm im Kaffee, pfui wie
ekelhaft.« Dieses Problem hatten wir in vielen Albergues, welche eine Küche
hatten. Jeder isst oder trinkt nur einmal aus dem Geschirr, weil er am nächsten
Tag ja weiter geht. Manche nehmen es dann nicht so genau mit der Sauberkeit. Ab
sofort haben wir unsere Sachen vor der Benutzung alle noch einmal durchgespült.
Ohne große Ausbildung, hat sie sich dann als Angler betätigt. Mein Stück Brot
war schon zwei Tage alt, ohne Butter aber mit Serrano-Schinken, trotzdem eine
Köstlichkeit. Lust hat man meistens auf Sachen, welche nicht vorhanden waren.
Jetzt ein leckeres Brot mit Marmelade! Schau doch einfach in den Kühlschrank,
vielleicht hat jemand dir ein Glas zurück gelassen. Ich schaute nach und fand
ein halbvolles Glas Aprikosenmarmelade. Danke an den edlen Spender, welcher das
Glas aus Gewichtsgründen nicht mitgenommen hatte. Wir verließen unsere Herberge
um 8:00 Uhr und durchschritten diesen sehr gepflegten Ort mit wunderschönen
Brunnen, alten Wegekreuzen und gepflegten Häusern. Wir hatten von hier oben
einen herrlichen Blick in die Tiefebene und auf den dahinter liegenden Bergen.
Nur ein kurzer Weg führte uns durch die Felder der Meseta und wir standen am
Fuße des Tafelberges Alto de Mostelares. Der Aufstieg ging über einen breiten
Schotterweg. Ein Glück, das ich heute meinen Anorak im Rucksack verstaut hatte.
Es scheint heute einen schönen aber anstrengenden Tag zu werden. Helga hat eine
bessere Methode, sie hängt ihren Anorak von außen über ihren Rucksack und hat
ihn bei einem Regenschauer so schneller zur Hand. Nach
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