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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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und
haben nach 6,3 km Mansilla de las Mulas mit 1660 Einwohner erreicht. Schon im
Mittelalter war dieses historische Städtchen, am Río Esla gelegen, ein
bedeutender Verkehrsknotenpunkt. Es ist mit einer alten Stadtmauer mit vier
Toren umgeben, welche die Römer 70 nach Christus gebaut hatten. Im Jahre 1181
wurde sie erneuert und hat heute eine Dicke von bis zu drei Meter. In den
folgenden Jahrhunderten fiel die Stadt unter gotische, arabische und zum
Schluss unter spanische Herrschaft. Wir haben uns die Zeit genommen und uns
dieses mittelalterliche Städtchen in Ruhe angesehen. So etwas wird uns im Leben
bestimmt nicht mehr geboten. Wir verlassen die Stadt über eine achtbogige
Brücke über den Esla mit Bauteilen aus verschiedenen Jahrhunderten. Wenige
hundert Meter hinter der Stadtmauer zeigt ein gelber Pfeil nach rechts. Das
kann einfach nicht sein. Laut Pilgerführer verläuft der Weg geradeaus an der N
601 vorbei. Ein Einheimischer machte uns darauf aufmerksam, dass ein
unehrlicher Campingplatzbesitzer versucht, die Pilger dadurch zu seinem Café zu
locken. Wir haben uns recht herzlich für diesen guten Rat bedankt. Es beginnt
nun immer mehr das Einzugsgebiet von León. Naturerlebnisse gibt es nun keine
mehr, nur noch laut- und stinkender Schwerlastverkehr. So viele Autos wie
heute, hatten wir in den letzten vier Wochen nicht gesehen. Wir sind nur noch
mit dem linken Stock gegangen, den rechten haben wir in die Fahrbahn gehalten
um die Fahrzeuge zu zwingen, Abstand von uns zu halten. Es war eine sehr
gefährliche Angelegenheit. Endlich auf der linken Seite eine Bar mit
Restaurant. »Komm Helga, lass uns hier eine Pause einlegen.« Auf einer Tafel
pries man frisch ausgepressten Apfelsinensaft für 2,00 Euro an, den wollte ich
probieren. Ich habe ihn probiert und er war keine Enttäuschung. Wir saßen draußen
unter dem Sonnenschirm und ich dachte, jetzt einen schönen gekühlten Vino Rose,
darüber würde sich meine Partnerin bestimmt freuen. Ich fragte sie und sie
stimmte zu. Auf der Theke hatte ich drei Weinflaschen gesehen. Leider sprach
das Wirtsehepaar nur Spanisch. Aber ich hatte zur Verständigung ja meine Hände.
Ich zeigte auf eine Flasche, diese gleiche Flasche möchte ich gerne gekühlt
haben. Sie verstanden mich nicht sofort, erst beim vierten Mal. Rosaro lauwarm,
darauf hatten wir keine Lust. Er holt aus seinem Kühlschrank eine dreiviertel
volle Flasche Rosaro und zeigte sie mir. Nun hatte ich schon zwei zur Auswahl.
Welche war die Beste? Ich versuchte eine neue Verständigung. Bei ihnen war es
eine ernste geschäftliche Sache, für mich ein Vergnügen. Der Mann nahm ein
kleines Probierglas und schüttete mir etwas ein. Nach Meinung der Frau hatte er
zu viel eingegossen, dass konnte noch sehr lustig werden. Einmal kurz gekostet,
er war bitter wie Essig. Nein dann bleibe ich lieber bei diesem ungekühlten.
Ich erhoffte mir von der Flasche einen besseren Wein. Nun begann das feilschen,
sie wussten scheinbar keinen Flaschenpreis. Sie würden diesen Wein nur im Glas
anbieten. Ich wollte die Flasche und nicht ein Glas. Der Mann sagte seiner Frau
einen Preis, sie lehnte ab. Er machte ihr ein neues Angebot, noch immer falsch.
Er sagte mir einen Preis, welchen ich nicht verstand. Ich machte ihm Zeichen,
dass er mir den Preis aufschreiben solle. Er schrieb 12,00 Euro. Vielen Dank
ihr Ganoven, ich bezahle nun schon seit vier Wochen für eine Flasche Wein
zwischen 2,00 und 4,00 Euro, da werde ich denen keine 12,00 Euro in den Rachen
stecken. Wir nahmen unsere Rucksäcke wieder auf und gingen. Ca. 200 Meter
weiter stand das Ortsschild Puente Villarente, ein kleiner Ort an der Schnellstraße
mit 190 Einwohnern. Hatte ich heute Morgen noch geplant bis León durchzugehen,
so war mir mit dieser gefährlichen Strecke dazu die Lust vergangen. Helga war
vorgegangen und ich sah sie zur rechten Seite zu einer Albergue gehen. Es war
unterste Kategorie. Sie kam schnell zurück und war geschockt. Wir buchten die
private Albergue »San Pelayo«, mit Übernachtung und Abendessen. Das Haus ist
ein umgebauter Bauernhof, liebevoll mit alten Möbeln und Gerätschaften
dekoriert, eine gute sanitäre Einrichtung und saubere Bettwäsche. Einen
Innenhof und eine große Außenanlage zum Sitzen und Liegen. Überdachte
Wäscheleinen, was für jeden Pilger von Vorteil ist. Ein sehr freundlicher
Hospitalero nahm uns auf und zeigte uns unsere Betten. Er machte uns darauf aufmerksam,
dass unmittelbar vor der Herberge an der

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