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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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Bettruhe.

Erster
Tag in León
     
    Dienstag,
den 10. Mai 2011
     
     
    N ach einer
ruhigen Nacht ließen wir heute alles etwas langsamer angehen. Zwei Tage ohne
unsere Rucksäcke, wir werden sie genießen. Der Bus brachte uns in 35 Minuten
bis zum Busbahnhof in León. Es war eine 12,8 km lange Fahrt durch hässliche
Industriegebiete. Viele Pilger haben wir auf dem Weg mit ihren Rucksäcken
gesehen, übermorgen gehören wir auch wieder dazu. 130.000 Einwohner hat León,
mal sehen ob wir einen Stadtplan irgendwo auftreiben können. Nun stehen wir
hier am Ufer des Torio und haben kein Muschelzeichen auf der Straße mehr,
welches uns weiter führt. Bis zur Kathedrale sollen es noch 2 km sein. Aber
unser erstes Ziel sollte ja heute das Hauptpostamt sein, um mein überflüssiges
Gepäck aufzugeben. Wir fragten einen Passanten nach dem Weg und er gab uns eine
lange Erklärung in Spanisch. Auf Grund seiner Handzeichen konnten wir die grobe
Richtung erkennen. Wir fanden ein sehr schönes Café und haben zuerst in aller
Ruhe gefrühstückt, leider nur Kaffee, Cola, Tortilla und Süßigkeiten. Sie sehen
sehr verlockend aus, halten aber nicht ihr Versprechen. Nur der Kaffee ist in
Spanien immer hervorragend. Nun aber zur Post. Nach vielem Fragen haben wir sie
gefunden. Nun bin ich sehr gespannt, was ich dort bezahlen muss. Der Pilger,
welcher mir den Tipp gab, hatte mich schon vorgewarnt. Für sein Päckchen mit
Zertifikat hätte er in Pamplona 48,00 Euro bezahlt. Alles was nicht besonders
teuer war, hatte ich heute Morgen der Herbergsmutter geschenkt. Wir fanden die
richtige Schalterhalle und stellten uns hinter einem Kunden. Ein anderer Kunde
war damit nicht einverstanden, er machte uns auf einen Nummerautomaten
aufmerksam. Da hatten wir aber gehörig ins Fettnäpfchen getreten, wir waren
noch lange nicht dran. Als unsere Nummer angezeigt wurde, kamen wir zu einem
älteren Postbeamten. Er sah uns freundlich lächelnd an und ich fragte ihn, ob
er Englisch sprechen würde, was er verneinte. Ich sagte zu ihm in Deutsch, dann
habe ich ein Problem. »No Problem«, war seine Antwort und zeigte dabei auf
meine Tragetasche. Alemán, damit reichte ich sie ihm rüber. Er schmunzelte
freundlich, nahm einen Faltkarton und faltete ihn zu einem Päckchen. Die ganze
Tüte gab er hinein, verschloss es und setzte es auf die Waage. Ich sagte ihm,
mit Zertifikat und er nickte. Nachdem ich meine Adresse drauf geschrieben hatte
reichte er mir die Rechnung, sie betrug 16,80 Euro. Ich weiß nicht, warum der
Pilger so maßlos übertrieben hatte. Lächelnd sagte der Mann zu mir, no Problem!
Ich habe mich von ihm mit einem Lachen und mit Handschlag verabschiedet. Vier
Tage später war es bei meiner Frau. Bin ich dumm gewesen, dass ich diese Sachen
500 km mitgeschleppt hatte. Nun aber ab zur Kathedrale. Wir sind auf dem
richtigen Weg. Eine Prachtstraße vor uns. Am Kreisverkehr davor ein
riesengroßer Springbrunnen, rundum mit den schönsten Blumen abgepflanzt.
Achtgeschossige Häuser in der schönsten Architektur. Links und rechts
ausgesuchte Geschäfte mit den modischsten Sachen. Wir hatten eine Großstadt
betreten. Sie wurde 68 n. Ch. von römischen Soldaten gegründet und entwickelte
sich im 3. Jh. zum militärischen Zentrum der nordwestlichen Iberischen Halbinsel.
Vom 10.-12. Jh. war León Hauptstadt des gleichnamigen Königreiches, welches vom
Atlantik bis an die Rhone reichte. Schon zu dieser Zeit hatte sie den Ruf, den
Pilgern gegenüber eine der gastfreundlichsten Städte zu sein. Schon im 12. Jh.
gründeten Kanoniker ein Hospiz für arme Pilger. Wir betreten nun die Altstadt
mit ihren riesigen Bauten in Gelb- und Ockertönen. Kurze Zeit später stehen wir
ergriffen vor der wunderschönen Kathedrale. Ein zu Stein gewordenes Lob Gottes.
Mächtige Türme ragen majestätisch in den Himmel. Ein Bauwerk, vor Jahrhunderten
entstanden, das unsere Blicke nach oben richtet. Es macht uns bescheiden und
ehrfürchtig. Wir wollen noch gar nicht hinein. Wir setzen uns zuerst auf eine
Bank und lassen dieses riesengroße herrliche Bauwerk auf uns einwirken. Sie
zählt zu Recht mit zu den schönsten Werken französischer Gotik. Erbaut wurde
sie im 13.-14. Jh. 1303 wurde sie eingeweiht. 1200 Quadratmeter Buntglas hat
sie in 125 Fenstern, 57 Fensterrosen und drei riesige Rosettenfenster. Die drei
Portale sind reich mit Figuren versehen. Wir betreten das Gotteshaus und sind
überwältigt von dem bunten Licht der herrlichen Glasfenster. Es sieht aus, als
wenn

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