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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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Abbruch. Es war sehr lecker mit viel Olivenöl angerichtet.
Zwei große Teller haben wir davon gegessen. »Heinz, frage nach wie die Frau sie
zubereitet hat, das Rezept benötigen wir noch für unser Kochbuch.« Ein frommer
Wunsch wenn man nicht die Sprache spricht. Dazu bekamen wir eine riesengroße
Salatplatte mit Eisbergsalat, Tomaten, Oliven, Spargel und wie fast immer
Thunfisch. Auch diese habe ich mit genügend Olivenöl gemengt. Ein Festessen für
jeden Pilger, dazu eine Flasche Wein und Brot. Ein Pilger am Nebentisch
schenkte uns noch seine Flasche Wein, weil er keinen Alkohol trank und krönte
dadurch unseren Abend. Wir ließen nichts zurückgehen. So ein Glück müsste man
jeden Tag haben. Eigentlich sollte man nicht mit einem vollen Magen ins Bett
gehen, aber heute hatten wir ihm bestimmt eine besondere Freude gemacht. Im
Schlafsaal war es heute sehr ruhig, schnell waren wir eingeschlafen. Es sollte
aber noch eine lange und schlimme Nacht werden. Kurz nach 1:00 Uhr ging es bei
mir fast in den Schlüpfer. Zum Glück war es nicht weit bis zur Toilette. Dort
saß ich fast bis zum Morgen. Erst nach der zweiten Tablette bekam ich etwas
Ruhe. Helga hatte zum Glück nichts davon mitbekommen. Es war für mich die Nacht
der Nächte auf der Toilette.

Puente Villarente — Virgen del Camino
     
    21
km, 20 m Aufstieg, 40 m Abstieg
    Donnerstag,
den 12. Mai 2011
     
     
    I ch weiß
nicht, wie es kommt, dass nur ich solche Magenprobleme bekomme. Liegt es
vielleicht daran, dass ich das Wasser aus der Leitung trinke? Oder kann ich das
Olivenöl nicht vertragen? Ein deutschsprachiger Spanier, welcher viele Jahre
bei uns als Gastarbeiter gearbeitet hatte versicherte mir, dass ihr Trinkwasser
die gleiche Qualität hätte wie unseres. Hoffentlich hat er Recht. Nachdem ich
meine Mitpilgerin um 6:00 Uhr geweckt hatte, muss ich leider heute auf das
Frühstück verzichten, meine Probleme sind noch zu groß. Ich nahm meine dritte
Tablette und packte meine letzten Sachen in den Rucksack. Wir verlassen diese
gastfreundliche Albergue und sind wieder mitten im stinkenden Verkehr neben der
N 120. Seit einer halben Stunde ist es hell und es scheint ein warmer Tag zu
werden. Kurz hinter dem Ort entfernt sich der Pilgerweg zum Glück etwas von der
Nationalstraße. Vor uns gehen einzelne Pilger, welche letzte Nacht in unserer
Herberge übernachtet hatten. Wir haben einen leicht ansteigenden Weg, welcher
gut zu begehen ist. Ich merke sehr stark meine Probleme der letzten Stunden.
Zum Glück zeigen meine Medikamente langsam eine gute Wirkung. Helga ist sehr
besorgt um mich. Nach einer Stunde erreichen wir Arcahueja. Der leicht
abschüssige Weg trifft nach einer halben Stunde wieder auf die N 120. Wir
werden sie bis León als unseren Begleiter haben. Camino wie warst du in den
letzten Wochen so schön, nun zeigst du dich uns aber von einer hässlichen
Seite. Der Weg wird immer unmöglicher, ein kurzes Stück geht es sogar durch
einen Straßengraben. Links und rechts der Straße kilometerlange
Industriegebiete. Wären wir dieses Stück heute nur mit dem Bus gefahren, aber
ich wollte ja Fuß- und kein Buspilger sein. Nun müssen wie dadurch. An eine
Pause wollen wir im Moment bei diesem Verkehr nicht denken. Die Sonne meint es heute
wieder besonders gut mit uns, der Schweiß fließt in Strömen. Wie jeden Tag habe
ich auch heute wieder vergessen mich einzukremen. Auf meiner Nase habe ich
schon tagelang einen starken Sonnenbrand. Nachdem wir den Río Torio
überschritten hatten, wurde unser Weg angenehmer, wir haben León erreicht. Über
die Adva de Miguel Castaño werden wir in die Stadt geleitet. Im nächsten Café
haben wir in aller Ruhe verspätet gefrühstückt. Zum letzten Mal führte uns
unser Weg an der Kathedrale vorbei. Nach weiteren zweieinhalb Stunden
erreichten wir unser Ziel, Virgen del Camino mit 4.300 Einwohnern. Eine Stadt
ohne besonderes Flair. Die N 120 führt zweispurig durch sie hindurch. Auch hier
ist sie eine schnelle Rennpiste. Ein wechseln zur anderen Straßenseite ist nur
an einer Ampel möglich. Das Wort Rücksicht ist hier ein Fremdwort, hier ist
sich jeder selbst der Nächste. An einem Bankgebäude können wir die Temperatur
ablesen 28°C. Wir haben heute sehr viel gebüßt. Zwei Betten bekamen wir in der
städtischen Herberge »Don Antonio y Doña Cinia«. Es ist ein neuer Bau und liegt
zum Glück ca. 400 Meter von der Schnellstraße entfernt. Helga legte sich zur
Ruhe. Bevor ich in die Stadt ging bekam ich noch

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