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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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hätte sich das so ähnlich wiederholt. Auch das ist der Camino.
Heute Nachmittag als wir zur Basilika gingen zeigte ich Helga die wunderschönen
Wolken am Himmel, es war herrlich anzusehen. Du kannst dich auch über alles
begeistern, war ihre Antwort. Nun haben wir 21:00 Uhr und es geht ein Gewitter
mit sehr starkem Regen über diese Stadt nieder. Wie gut, dass ich heute gekocht
habe, um diese Zeit kommen wir sonst vom Abendessen zurück. Wir hätten uns
bestimmt auswringen können. Unsere Sachen wären bis morgen bestimmt nicht
getrocknet. Um 7:30 Uhr müssen wir morgen spätestens die Albergue verlassen
haben. Meine arme Mitpilgerin, wo sie morgens doch nicht so gerne früh aufsteht.
Ich hoffe eine ruhige Nacht ohne Zwischenfälle.

Virgen del Camino — Villar de Mazarife
     
    13,5 km, 170
m Aufstieg, 140 m Abstieg
    Freitag, den
13. Mai 2011
     
     
    F reitag der
dreizehnte, zum Glück bin ich nicht abergläubig. Es war eine sehr ruhige Nacht.
Weit und breit war kein Rhinozeros zu hören gewesen. Das selbstgekochte Essen
war mir sehr gut bekommen. Das am Abend aufgezogene Gewitter hatte es auch in
der Nacht noch kräftig krachen lassen. Manchmal weckte mich in der Nacht der
starke Regen. Unsere Albergue ist die erste auf unseren Weg, welche wir schon
um 7:30 Uhr verlassen müssen. Nur keine Hektik aufkommen lassen, wir sind doch
nicht auf der Flucht. Als ich meine Partnerin um 6:40 Uhr weckte, wurde es allerdings
für uns höchste Zeit. Dadurch, dass wir einen Rucksackschrank hatten, war noch
nichts vorgepackt. Wir machten im Schlafsaal das große Licht an und sahen, dass
die meisten Pilger schon aufgebrochen waren. Waren wir schon wieder bei den
letzten? Wir wollten doch vorher noch frühstücken. Schnell noch zur Toilette.
»Helga ich bin soweit fertig, in gehe in die Küche und bereite unser Frühstück
vor.« »Ja aber ziehe noch nicht deine Wanderschuhe an, sonst macht der
Herbergsvater Ärger.« In jeder Albergue dürfen im Haus keine Wanderschuhe
getragen werden. Das müsste eigentlich selbstverständlich sein. Es würde doch
bei jedem schlechten Wetter Unmengen Dreck ins Haus getragen werden. Trotzdem
sind immer wieder welche, die sich nicht daran halten. Die Zeit vergeht viel zu
schnell. Ich laufe auf meinen Strümpfen zur Küche. Alles ist dort nass, jeder
hat hier rumgematscht. Zurück in den Schlafsaal, meine Sandalen aus dem
Rucksack geholt. Endlich wieder zurück, schnell den Tisch gedeckt und alles
vorbereitet. Zum Glück kommt Helga mir zur Hilfe und schüttet den Kaffee auf.
Heute gibt es Stangenbrot mit Salami und Spargel, mit den Fingern aus dem Glas
und als Nachtisch ein Twix. Wir kommen nicht voran, der Kaffee ist zu heiß und
so nicht trinkbar. Etwas ausgeschüttet und kaltes Wasser drauf. Es ist schon
7:30 Uhr, die Bedienstete kommt und sagt sehr unfreundlich zu den letzten
Pilgern in der Küche, in zehn Minuten schließe ich hier ab. Unsere Rucksäcke,
Stöcke und Schuhe waren noch auf der anderen Gebäudeseite im Schlafsaal. Ich
ging schnell rüber und habe alles zur Anmeldung getragen. Kaum Zeit zum Essen,
der Kaffee wurde runter geschüttet. Hoffentlich macht die Speiseröhre das mit?
Der Putzteufel kreist durch das Haus und schimpft. Schnell die Wanderschuhe
angezogen und die Rucksäcke nach draußen gesetzt. Helga kommt als Letzte und
will ihren Rucksack anziehen, kommt dabei in stolpern und reißt dabei eine
niedrige Außenleuchte aus den Dübeln. Freitag der dreizehnte! Es ist ihr zum
Glück außer ein paar Schrammen nichts passiert. Haben wir auch alles
eingepackt? Wir werden es frühestens in der nächsten Albergue bemerken. Vorbei
an der Basilika verlassen wir die Stadt. Der Weg führt uns hoch in die Meseta.
Die riesigen Wassermassen, welche in den letzten zwölf Stunden runter gekommen
waren, liefen nun als Bäche über unserem Weg. Auch haben wir wieder unseren
roten Ton. Wir laufen wie in einem Sumpfgelände, der Matsch ist knöchelhoch.
Zum Glück sind unsere Schuhe absolut Wasserdicht. Innerhalb weniger Minuten
gingen wir wie auf Eiern, die Schuhe wurden bleischwer. So etwas hatten wir
schon einmal erlebt, da mussten wir drei Kilometer solch einen Weg durchwaten.
Wir überqueren die N 120, welche uns leider schon einige hundert Kilometer
begleitet hat und überqueren kurze Zeit später über einen sehr guten Fußweg die
Autobahn. Leider bleibt der Ton an unseren Schuhen haften. »Komm Helga, lass
uns nur noch durchs Gras gehen.« Es nützte alles nichts, er ging nicht ab.

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