Wir beide nahmen die Muschel
getan. Wir haben eine ganze Zeit in stiller Andacht in der
Kirche gesessen und den herrlichen Altar bewundert. Bei jedem Blick gab es
etwas Neues zu entdecken. Besonders angetan waren wir von der Figur des
Erzengels Gabriel, wie er den Fuß auf den Kopf des Teufels setzte. Der Priester
stand nun auf, ging zum Altar und öffnete beide Türen. Nun konnte ich ihr den
Mantel der Gottesmutter, welcher vom Altar bis in diese Kapelle hing, zeigen.
Viele hatten uns gebeten für sie und ihren Anliegen auf unserem Weg eine Kerze
anzuzünden. Hier in Spanien hat man dafür eine andere Lösung gefunden. Um das
Problem des Kerzenrußes zu vermeiden, hat man in einem Kasten eine Vielzahl
Batteriekerzen. Wenn man in dem Automaten Geld ein wirft, leuchtet eine Kerze
eine gewisse Zeit auf. Nachdem ich ihr alles gezeigt und erklärt hatte
bummelten wir durch das Städtchen. Zu sehen gab es nicht viel aber wir fanden
ein schönes Café. Schnell etwas zu trinken bestellt und wir setzten uns draußen
in der Sonne. Wie in jedem Café so gab es auch hier eine kostenlose
Kleinigkeit, ein Schälchen Oliven und ein Schälchen Kerne, welche wir nicht
zuordnen konnten. Helga mag keine Oliven, welch ein Glück, alle waren für mich.
Nun zu unseren Kernen. Es war zwar eine Heidenarbeit den winzigen Kern von den
Schalen zu befreien, aber schon nach kurzer Zeit konnten wir die Finger nicht
mehr davonlassen. Zu mir gewandt sagte sie, du bist wie ein Müllschlucker,
gestern noch die halbe Nacht geschi... und jetzt wieder alles in deinen Magen.
Sie hatte Recht, hoffentlich wird diese Nacht nicht so wie die letzte, ich will
es nicht hoffen. Ich zeigte ihr danach vier Restaurants, zum Schluss das,
welches ich bevorzugte. »Heinz ich habe eine ganz andere Idee, unsere Albergue
hat eine Küche, dort könntest du heute für uns etwas kochen.« Ich war
einverstanden, mal sehen was der Supermarkt uns anbietet. Nudeln, Tomatensoße,
Champignons, Thunfisch und eine Flasche Wein, diese kostete nur 99 Cent. Nun
hatten wir keine Zeit mehr, nur noch Hunger. Manche Frauen haben mich etwas
ungläubig in der Küche angesehen, aber nach 35 Minuten war unser Abendessen
fertig. Den Tisch gedeckt, den Wein eingegossen und es konnte losgehen. Wie
überrascht war ich beim Kosten des Weines. Was für ein köstliches Tröpfchen.
Nur Helga verzog den Mund, weil er nicht lieblich war. Unser Essen war sehr
schmackhaft und hatte nur ein Teil von dem gekostet, was wir sonst im
Restaurant hätten bezahlen müssen. Da wir nichts wegschütten wollten, haben wir
uns heute bei der Portion sehr geopfert. Mit an unserem Tisch saßen Barbara aus
Honnef und Franziska aus Magdeburg. Nach dem Essen saßen wir noch zusammen und
erzählten unsere Erlebnisse vom Camino. Als ich ihnen unsere Geschichte von der
kirchlichen Herberge mit den Wanzen erzählte, erzählte Barbara uns ihre
Geschichte. Auch sie war in einer Herberge in der Nacht furchtbar von Wanzen
gebissen worden. Am nächsten Tag wurden die Einstichstellen immer dicker und
juckten furchtbar. In einer Apotheke bekam sie eine Sprühflasche um ihre Sachen
damit einzusprühen. Sie hatte aber Angst gehabt diese zu benutzen, weil sie
auch ihren Schlafsack von innen damit einsprühen musste. »Ich hätte mich doch
nicht eine ganze Nacht in dieses Gift gelegt«, sagte sie zu uns. Beim
Eintreffen in der Albergue erzählte sie dies dem Hospitalero. Er machte ein
sehr ernstes Gesicht und sagte zu ihr, »es gibt für sie nur eine Möglichkeit
hier zu übernachten, sie ziehen sich in einem Nebenraum nackt aus und ich nehme
alle ihre Sachen samt Rucksack mit und werde sie desinfizieren. Sie bekommen
nach zwei Stunden ihre Sachen wieder, oder sie verlassen mein Haus.« Da die
nächste Albergue zwölf Kilometer entfernt war blieb ihr keine andere Wahl. Eine
belgische Pilgerin, welche dies mithörte, mischte sich in das Gespräch und
schlug dem Hospitalero vor, »Ich leihe der Frau etwas zum Anziehen damit sie
ihre Blößen bedecken kann, dann machen sie ihren Teil.« Er war damit
einverstanden. Ich habe zwei Stunden in diesem Raum gesessen und habe mich sehr
geschämt, erzählte Barbara uns. Sie zeigte uns ihre Arme, sie sahen wirklich
noch schlimm aus. Ich gab ihr von meinem Essig zum Einreiben, damit der
Juckreiz nachließ. Franziska erzählte, sie hätte schon zwei Mal schlechte
Erfahrungen mit Exhibitionisten gemacht. In Pamplona hatte ein Mann hinter einer
Mauer gestanden und als sie vorbei ging hatte er sich befriedigt. In einem
kleinen Dorf
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