Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
Vom Netzwerk:
musste 1,20 Euro bezahlen. Es war ein
sehr großes Haus mit vielen Bodenschätzen, aber trotzdem kein Vergleich zum
Museum in Burgos. Wir sind nicht allzu lange dort geblieben, allzu sehr meldete
sich unser Magen. Wir machten uns erneut auf die Suche nach einem guten Café.
Endlich waren wir beide mit einem einverstanden und wir bekamen um 12:30 Uhr
unser Frühstück, als Diabetiker natürlich viel zu spät. Heute an unserem
letzten Tag in León wollten wir beide keinen Stress aufkommen lassen. Wir
bummelten durch die Stadt und kauften die nötigsten Sachen für morgen ein. In
einem Kiosk sah ich zum ersten Mal eine deutsche Zeitung und habe sie mir
gekauft. Zum ersten Mal deutsche Informationen und das nach viereinhalb Wochen.
Oh Schreck, Gunter Sachs hatte sich im Alter von 78 Jahren erschossen. Nun ja,
immer nur Kaviar und Champagner, dann doch lieber Currywurst mit Pommes, da
kommt man nicht auf solche Gedanken. Ein Glück, das uns all diese
Sensationsnachrichten schon so lange erspart geblieben waren. Wir besuchten
wieder die Kathedrale und setzen uns zum Beten auf eine Bank. Wir hatten allen
Grund dem Herrgott dort oben danke zu sagen für all die Schönheiten, welche wir
auf unserem Weg gesehen hatten. Danke sagen, dass er immer seine Hand bei all
den gefährlichen Wegen über uns gehalten hatte. Gerne hätte ich mir das Museum
der Kathedrale angesehen, wollte aber meine Partnerin nicht solange alleine
sitzen lassen. Als ich ihr meinen Wunsch mitteilte, sagte sie zu mir, »ich weiß
wie gerne du dir Museen anschaust und gönne es dir. Ich nehme mir deine Zeitung
und setze mich draußen in der Sonne auf unserer Bank, lasse dir nur genügend
Zeit.« Wie oft verzichtet sie mir zuliebe auf ihre eigenen Wünsche? Eine
bessere Mitpilgerin hätte ich nicht finden können! Ich besuchte das Museum und
war über die Kostbarkeiten welche ich dort sah sehr erfreut. Als ich aus der
Kathedrale kam hatte ich ein sehr schlechtes Gewissen, aber ich hatte mir
umsonst Sorgen gemacht. Helga saß auf der Bank und las in der Zeitung. Langsam
bummelten wir in Richtung Busbahnhof. Wir hatten alle Zeit der Welt. Fast zwei
Stunden saßen wir an einem gepflegten Platz auf einer Bank im schönsten
Sonnenschein und haben uns über Gott und die Welt unterhalten. Vor unseren
Füßen ein sehr schönes Beet mit Löwenmäulchen und Tausendschön. »Sieh mal Helga
wie bunt die Farben sind, so wie unser Leben.« Sie hat darüber herzhaft
gelacht, aber es war nicht so abwegig. Ein plötzlich auftretendes Gewitter
vertrieb uns 500 Meter weiter in ein McDonalds Restaurant. Wir hatten Glück,
der Regen blieb aus und wir gingen am Flussufer entlang zum Busbahnhof. Der
Nachteil des Bahnhofes, es gab kaum Sitzplätze und er war sehr unsauber. Auch
gab es keine Fahrpläne, man konnte nur hoffen! In den letzten Tagen hatten die
Pappeln ihre Pollen abgeworfen. Besonders hier im Bereich des Busbahnhofes war
es unerträglich. Die ganze Luft war von ihnen erfüllt. Bei jedem Atemzug hatte
man sie im Mund. Wir beide haben für schönes Wetter eine Allzweckkopfbedeckung.
Aus einem rosafarbenen Stoffschlauch lassen sich acht verschiedene
Kopfbedeckungen formen. Helga stülpte ihren so über den Kopf, dass nur ihre
Augen noch zu sehen waren und diese verdeckte sie noch mit ihrer Sonnenbrille.
Sie sah aus wie eine Verbrecherin, wir haben beide sehr gelacht. Nun stehen wir
hier schon 40 Minuten und kein Bus war zu sehen, welcher in unsere Richtung
fuhr. Es war zum Verzweifeln. Zwei ältere Frauen kamen an uns vorbei und
sprachen Helga auf Spanisch an. Wir beide haben kein Wort verstanden. Sie
plapperten munter weiter. Als ich zu ihnen »Alemán« sagte, merkten sie, dass
wir sie nicht verstanden. Eine von ihnen strich Helga liebevoll über den Arm
und sagte »Allergie«. Wir mussten an uns halten um nicht auszuplatzen vor Lachen.
Ein haltender Bus spuckte zwölf Pilger mit ihren Rucksäcken aus. Als sie an uns
vorbeigingen fragte ich sie freundlich ob sie auch nach Santiago gingen. Sie
sagten ja. Oh Busperegrinos war darauf meine Antwort, darüber waren sie nicht
besonders erfreut. Zu viele Pilger fahren die größte Strecke mit dem Bus und
kommen dann als Fußpilger in die Albergues und nehmen uns die Plätze weg. Nun
ja, Hape Kerkeling hat es ihnen ja vorgemacht. Wir kamen rechtzeitig zum
Abendessen. Nur unser Tisch bekam Paella. Es war eine riesengroße Bratpfanne
voll. Leider war sie mit Hühnerfleisch und nicht mit Meeresfrüchten, aber das
machte ihr keinen

Weitere Kostenlose Bücher