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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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seit
7:00 Uhr in der Früh nichts mehr gegessen. Es waren schon 15:00 Uhr und zum
Essen für spanische Verhältnisse eine sehr ungünstige Zeit. Irgendetwas werden
wir wohl in dieser Stadt mit 45.000 Einwohnern zum Essen bekommen. Wir gingen
der Beschilderung Basilika nach und standen kurze Zeit später vor ihr. Schnell
rein und sie kurz von innen angeschaut, Helga saß so lange draußen auf einer
Bank. Wir fanden ein kleines Restaurant, welches geöffnet hatte. Eine Tafel
versprach ein Pilgermenü. Es war nun am Nachmittag sehr heiß geworden und wir
hatten beide keine Lust in der Sonne zu essen. Wir gingen hinein und wären am
liebsten wieder hinausgegangen. Der Fernseher war viel zu laut eingestellt.
Nein er war nicht zu laut, er war nur auf spanische Lautstärke eingestellt. Die
Wirtin hatte Zwergenwuchs und fragte nach unseren Wünschen. »Können wir jetzt
bei ihnen das Pilgermenü bekommen?« »Zu jeder Zeit war ihre Antwort.« Wir
möchten uns gerne hier drinnen hinsetzen aber der Fernseher ist uns zu laut. Es
war kein Problem, sie stellte ihn sofort aus. Sie war sehr freundlich und
wollte wissen was wir gerne zu essen wünschten. Wir ließen uns von ihr beraten.
Ich nahm als Vorspeise Paella, Helga Tomatenscheiben mit Mozzarella und mit
flüssiger Schokolade übergossen, dazu gab es einen herrlichen Vino Tinto. Als
Hauptgericht bekam ich ein Rumsteak mit Pommes und Helga eine gebratene
Scholle. Als Nachtisch gab es ein Erdbeereis, und das alles pro Person für
10,00 Euro.
    Direkt neben
der Basilika steht die riesengroßen Klosterburg der Templer das
Castillo-Convento del Templo. Es hat einen viereckigen Grundriss von über 8.000
qm Fläche. Romanische, Gotische- und Renaissanceelemente verbinden sich fast
unauflöslich. Die Mitglieder des Ordens ließen sich im 12. Jh. hier nieder und
errichteten diese Festung. Sie blieb in deren Besitz bis zum Jahre 1312. Im
Inneren sind noch Verließe, Mönchszellen, Refektorium und Kapelle zu sehen. Die
eigentliche Gründung der Stadt war noch zweihundert Jahre vorher. Heute ist
Ponferrada die zweitgrößte Stadt der Provinz León, eine Industriestadt, welche
ihre Bedeutung den Erzbergwerken verdankt. Nun stehe ich vor diesem
geschichtsträchtigem Bauwerk und möchte es liebend gerne von innen besichtigen.
»Geh nur sagt Helga, ich habe kein Interesse an diesen alten Sachen, schau dir
nur alles in Ruhe an, ich setze mich solange hier auf der Bank und habe
genügend Zeit meine Beine und Füße zu pflegen.« Ich habe die Zeit genutzt und
mir dieses kolossale Bauwerk in aller Ruhe angesehen. Wie mag damals die Zeit
hier gewesen sein? Es sollen 20.000 Templerritter damals gegeben haben, welche
die Pilgerwege nach Rom, Jerusalem und Santiago sicherten. Was war das schon
für so viele tausend Kilometer. Mit vielen Eindrücken habe ich die Burg
verlassen und konnte gegenüber in einem Geschäft noch einige preiswerte
Reiseandenken kaufen. Nun aber schnell zurück, allzu lange bin ich weg gewesen.
Meine Pilgerpartnerin sitzt noch auf der Bank und sagt kein Wort des Vorwurfes.
Ich bin ihr dafür dankbar. »Komm Heinz wir gehen zurück und sehen zuerst einmal
nach deiner Wäsche, mit deiner Vergesslichkeit würdest du sie morgen bestimmt
vergessen.« Wir gingen zurück zur Albergue, alles war trocken und sie konnte
sich beruhigt hinlegen und ich ging gegenüber zu einem Café, setzte mich
draußen hin, genieße eine gute Flasche Wein und habe nun genügend Zeit, meine
Erlebnisse zu Papier zu bringen. Am Tisch rechts neben mir sitzt ein sehr
junges Pärchen, schaut sich verliebt an und küsst sich ununterbrochen. Muss
Liebe schön sein. War ich auch einmal so irrsinnig verliebt? Ich denke ja, es
muss aber schon fünfzig Jahre her sein, Mensch wie die Zeit vergeht. Ich bin
mit 66 Jahren ein alter Mann und will es nicht bewusst sein. Zur linken Seite
ein voll besetzter Tisch mit einheimischen Männern, welche sich lautstark
unterhalten. Im Fünfminutentakt fährt ein Lautsprecherwagen mit großen
Wahlplakaten auf der Straße an mir vorbei und preist über Lautsprecher ihren
Politiker mit großem Krach. Schon bei der dritten Vorbeifahrt wurde der Kerl
mir lästig. Die ganze Stadt hängt voller Plakate. Erst viel später haben wir
erfahren, dass am kommenden Sonntag im ganzen Land die Bürgermeister neu
gewählt werden. Der Himmel ist zurzeit herrlich bewölkt. Die letzten
Sonnenstrahlen lassen die Berge ringsum in einem warmen Licht erstrahlen. Es
ist nun 19:30 Uhr und gegenüber in

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