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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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ich die Außenanlage und war total überrascht. Eine wunderschöne Anlage
mit viel Platz zum Ruhen. Wer mit dem Zelt ankommt darf es sogar aufschlagen.
Am Ende der Anlage eine Kapelle. Vor dem Eingang der Herberge ein Wasserbecken,
um seine wundgelaufenen Füße zu kühlen. Einige Pilger saßen auf dem Rand und
gönnten ihren Füßen nach dem schweren Weg etwas Gutes. Mein Gott, was haben
manche für kaputte Füße. Ich bin eine Stunde zu früh. Im überdachten Innenhof
stehen Tische und Stühle. Ich stelle meinen Rucksack und Stöcke ab, zog meine
Sandalen an und setze mich hin. Nun hatte ich Zeit zum Schreiben. Am
Nachbartisch saß ein junger deutscher Pilger und wir kamen ins Gespräch. Er
heißt Hans ist mit dreißig behinderten Jugendlichen auf dem Jakobsweg. Jeden
Tag fahren sie zuerst mit dem Bus und gehen dann eine bestimmte Strecke mit
ihnen zu Fuß zum Ziel. Er wartet mit noch einem Betreuer, dass die Albergue
geöffnet würde und er mit dem Kochen für die Gruppe beginnen könnte. Wenn die
Jugendlichen eintreffen, hätten sie das Essen schon bald fertig. Es machte
Freude, sich mit ihm zu unterhalten. Er war ein sehr netter Kerl. Wen sehe ich
im Eingang stehen? Meine Partnerin, sie hatte mich schon über zwei Stunden
überall gesucht. Wir hatten wieder zusammen gefunden und alles war gut. »Komm
setze dein Gepäck hier neben mir ab, du hast die Möglichkeit dich jetzt in
aller Ruhe zu duschen.« »Wunderbar, dann wasche ich mir auch noch meine Haare.«
Nun fing das Problem an. Da jeden Morgen ihr Schlafsack als allerletztes mit
dem Fuß in den Rucksack gedrückt wurde, muss sie ihn jetzt herausziehen um an
ihre frische Wäsche und Duschsachen zu kommen. Es war nicht einfach. Ein
Drittel ihrer Sachen lagen nun provisorisch auf dem Rucksack. Lass dein
Credencial hier, wenn du später kommen solltest. Sie zog ab Richtung Duschraum,
am Ende der Anlage. Ein Pilger meinte, wir sollten unsere Rucksäcke wie es
international üblich wäre, in einer Reihe aufstellen, in der Reihenfolge wie
wir gekommen wären. Mein Gott, das wird doch wohl nicht nötig sein. Bei 20
Anwesenden und 185 Betten wird wohl jeder ein Bett bekommen. Um 12:45 Uhr kam
ein sehr aggressiver kleiner spanischer Mitarbeiter und machte Hans klar, dass
er den Platz räumen müsste. »Heinz, was will der von mir, ich verstehe ihn
nicht. Was ist das für ein Anstand, hier so den wilden Mann zu machen.« Ich
wusste auch nicht warum der sich so aufregte. Da der Mann nur spanisch sprach,
konnten wir nur seine Gesten deuten. Er wurde immer lauter und Hans gab auf und
ging. Er schimpfte ihm hinterher, er müsse auch den Tisch mitnehmen, wie uns
eine Frau übersetzte. Da hatte er aber Pech gehabt. Auch sein Rucksack musste
verschwinden, diesen Wunsch hat er ihm erfüllt. Nun kam er zu mir und machte
mir deutliche Zeichen zu verschwinden. Ich habe ihn zuerst ignoriert, da wurde
er sehr böse und machte mir Zeichen, dass ich mich mit meinem Rucksack am Ende
der Pilgerschlange anstellen müsste. Ich war vielleicht als zehnter hier
angekommen, mittlerweile standen aber bestimmt schon siebzig Pilger in der
Reihe. Auch hatte er jetzt unsere Rucksäcke und Stöcke an der Wand stehen
sehen. Als er immer lauter wurde habe ich meine Sachen weggenommen, er war mir
doch zu dumm. Er zeigte auf Helgas halb ausgepackten Rucksack. »Wem gehören
diese Sachen?« Alle spanischen Pilger zeigten auf mich und schimpften. Ich nahm
das Gepäck und er zeigte zum Schluss der Reihe. Ich stellte meinen Rucksack als
zehnten in der Reihe ab, so wie es mir zustand. Sofort setzte ein Geschrei der
spanischen Pilger ein, ich hätte mich gefälligst an den Schluss zu stellen,
hier würde ich nicht hingehören! Nun bekam auch der kleine Wichtel wieder
Oberwasser und zeigte nach hinten. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass ich
schon über eine Stunde da gesessen hätte. Es hatte keinen Zweck. Drei Rucksäcke
weiter standen zwei deutsche Pilgerinnen, welche ich schon sehr oft am Camino
getroffen hatte. »Heinz komm stell dich hinter uns, du warst weit vor uns auf
dem Weg, die Verrückten sollen sich nur nicht mit uns anlegen.« Als der kleine
Wichtel keine Ruhe gab, hat eine der beiden Frauen ihm in Spanisch die Leviten
gelesen. Nun gab er endlich Ruhe. Nun kann ich mir genau vorstellen wie Jesus
sich gefühlt hatte als das ganze Volk rief, »Kreuzige ihn«! Er nahm nun die
beiden Tische und stellte sie im Eingangsbereich zusammen. Das hätte er mit ein
bisschen Freundlichkeit viel einfacher

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