Wir beide nahmen die Muschel
sehr
schweres Stück Arbeit werden. Wir gingen wieder unseren Geröllweg, er war genau
so schlecht wie gestern. Nur nicht zu nahe zusammen bleiben. Jeder muss
mindestens zwei Meter freie Sicht nach vorne haben, um rechtzeitig Hindernissen
ausweichen zu können. Die Landschaft des Bierzo tut sich nach und nach auf.
Karge Höhenzüge mit spärlichem Bewuchs, durchschnitten von grünen Tälern und
tiefen Schluchten, in welchen kleine Bäche fließen. Es war traumhaft anzusehen,
aber wir konnten es nur genießen wenn wir eine kurze Zeit verweilten. Es war zu
gefährlich, sich ablenken zu lassen. Ein falscher Schritt und alles wäre für
uns beide beendet gewesen. Die ersten Sonnenstrahlen durchbrechen die dunklen
Wolken, ganz unten vor uns im Tal liegt Ponferrada von Wolken abgedeckt noch im
Dunkeln. Wir haben Gottes Schöpfung auf uns wirken lassen. Den Weg säumen nun
viele Esskastanienbäume. Manche haben einen Durchmesser von 1,80 m. Solche
Riesen hatten wir noch nie gesehen. Nach einer Stunde hatten wir den Ortsanfang
von Riego de Ambros erreicht und machten eine kurze Pause. Zweihundert Meter
Abstieg hatten wir geschafft. Nur nicht zu lange stehen bleiben, dafür war das
Wetter zu unsicher. Der sehr steil abfallende Weg ging weiter durch große
Esskastanienwälder. Diese knorrigen Riesen sehen fast aus wie Gespenster. Nach
weiteren eineinhalb Stunden haben wir Molinaseca mit 600 Einwohner erreicht.
Vorbei an der Pfarrkirche Parroquia de San Nicolas de Bari, eine neue Brücke
führt uns über den Río Meruelo in die Straße Calle Real, welche von sehr gut
erhaltenen ehemaligen Adelshäusern gesäumt ist. Ein sehr einladender Ort, wo
wir gerne einen Tag verweilt hätten. Leider reicht es nur für eine längere
Pause. Im Außenbereich einer Bar saßen zwei bekannte Pilgerinnen und wir setzten
uns zu ihnen. Der Wirt erzählte, dass seine Mutter heute Morgen einen Kuchen
gebacken hätte und der wäre etwas ganz besonderes. Den wollten wir natürlich
probieren. Es war eine absolute Köstlichkeit, gefüllt mit Schweinefleisch,
Zwiebeln, Kartoffeln und noch vielem mehr. Da hätte ich gerne das Rezept von
gehabt. Wir durchschritten diesen herrlichen Ort. Die Sonne kam raus und es
wurde sehr schnell warm. Leider führte der Weg nach Ponferrada uns über eine
endlos eintönige Landstraße. Der Asphalt gab uns den Rest. Wir waren nur wenige
Stunden gegangen aber körperlich fix und fertig. Nur die Rufe des Kuckucks
haben uns wie an jeden Tag begleitet. Mal war er sehr nahe, oft sehr weit von
uns entfernt, gesehen haben wir ihn nie. Es gab nun wieder zwei Möglichkeiten
um ans Ziel zu gelangen. Weiter über diese Landstraße oder einen 30 Minuten
längeren Weg über Campo, über eine Brücke über den Río Boeza vorbei an der
berühmten Templerburg zur Albergue. Wir gingen getrennt und der Weg bog nach
links ab. Ich hatte mir vor genommen trotz allem den schöneren Weg zugehen und
habe es nicht bereut. Endlich weg vom Straßenbelag ging es durch Wald und Feld.
Meine Mitpilgerin war geradeaus weiter der Straße gefolgt. Zum Glück kannte sie
unser Ziel, die Albergue »San Nicolás de Flüe«. Diese komfortable Herberge
wurde von einem reichen Schweizer gestiftet. Sie hat 185 Betten, zum Teil in
Vierbettenzimmer, sogar mit Damenzimmer, einer Waschmaschine und einer großen
Küche. Mal sehen ob wir alles so antreffen. Ich wanderte vorbei an einem
Dorfsportplatz, durch den gepflegten Ort Campo, immer mit Blick auf das schöne
Panorama von Ponferrada. Lange Zeit hörte ich einen Lautsprecherwagen durch die
Stadt fahren und für irgendetwas sehr laut Propaganda machte. Das Thermometer
einer Bank zeigte 23°C an. Mein Rucksack wurde immer schwerer. Ein mir
bekanntes Pilgerpärchen fragte, wo ich meine Partnerin gelassen hätte. Ich
konnte es ihnen nicht sagen. Ich hoffte nur, dass sie den richtigen Weg finden
wird. So wie jetzt, hatten wir uns bis heute noch nie getrennt. Schnell an der
Theke eine Cola getrunken, dann ging es weiter. Langsam machte ich mir doch
Sorgen. Der Weg nahm kein Ende. Hinter der Brücke über den Río Boeza gab es
keine Wegzeichen mehr. Ein freundlicher Spanier machte mir klar, dass er den
gleichen Weg wie ich gehen und mir den Weg zur Albergue zeigen würde. Ich war
ihm sehr dankbar. Ein junger Mitarbeiter stand vor dem Haus und teilte mir mit,
dass sie erst um 13:00 Uhr öffnen würde. Hinter der Kapelle wäre ein Anbau mit
vielen Duschen, welche man auch jetzt schon benutzen könnte. Durch das Tor
betrat
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