Wir - die Unsterblichen
mehr sehen, aber dafür hörte ich, wie er verschiedene Anweisungen gab, darunter auch die an seine Vorzimmerdamen, er wünsche in der nächsten halben Stunde nicht gestört zu werden.
Meine Spannung stieg.
Endlich war er fertig, stand auf und kam zu mir. Er legte eine Akte vor sich auf den Tisch und sah mich an.
»Sie sind glücklich verheiratet?« erkundigte er sich ohne jede Vorbereitung.
Überrumpelt nickte ich.
»O ja, Sir, sehr glücklich.«
»Ausgezeichnet, dann wird Ihnen eine längere Trennung kaum schaden. Wissen Sie, eine Trennung frischt die Ehe auf, läßt sie neu beginnen und zeigt überhaupt erst, was man an seinem Partner hat. Sie sind siebzehn Jahre bei uns in der Verwaltung, da wird es höchste Zeit, daß Sie mal Planetenluft schnuppern.«
Als ob ich geahnt hätte, daß heute mein Unglückstag war!
»Sir, ich weiß nicht …«
»Wie Sie mir danken sollen?« Er lachte jovial und entwaffnend. »Aber, ich bitte Sie, Winston! Für einen so verdienten Beamten wie Sie muß doch auch mal ein Sonderauftrag abfallen. Überlegen Sie nur: eine Reise zu einem fernen Planeten! Alle Spesen trägt die Kolonialverwaltung, Sie werden mit allen Vollmachten ausgestattet – und erhalten außerdem noch eine beachtliche Geldprämie und werden befördert. Ist das nichts?«
Das war allerdings etwas! Trotzdem …
»Meine Frau, Sir … die lange Trennung … ich weiß nicht …«
Der Chef beugte sich vor.
»Die Verbindungen sind heute sehr schnell, wie Sie selbst wissen, nur klappt es oft mit der Nachrichtenübermittlung nicht so, wie es notwendig wäre. Energie- und Magnetfelder stören den Funkverkehr, auch wenn er überlichtschnell ist. Deswegen brauche ich Sie ja, Winston. Auf die Siedler ist da kein Verlaß. Beklagen sich, daß Elefanten und Mäuse ihre Ernte nun das zweite Mal vernichtet haben und beantragen eine horrende Summe als Entwicklungshilfe! Unerhört!«
»Elefanten?« stotterte ich. »Mäuse?«
Er nickte.
»Müssen nicht unbedingt genauso aussehen, das wissen Sie ja. Eingeborene Tiere werden nach ihrem irdischen Aussehen bezeichnet, um Irrtümer zu vermeiden und großartige Beschreibungen überflüssig zu machen. Es handelt sich um den Planeten ›Donald‹, der aus dem gleichen Grund so getauft wurde, weil die intelligentesten Eingeborenen dort irdischen Enten gleichen. Sehr hilfsbereite Burschen – und vor allen Dingen friedlich. So, nun wissen Sie wenigstens, wohin die Reise geht.«
Donald!
Ich konnte mich an einige Berichte erinnern, die allerdings recht unvollständig schienen. Zwischen dem System Donald und der Erde gab es ständig schwankende Energiefelder, die den Funkverkehr oft wochenlang unterbrachen. Trotzdem kamen einige Meldungen durch.
Stimmt, die Leute schienen Ärger und Sorgen zu haben, aber was hatte ich damit zu tun? Ich hatte den Bericht ordnungsgemäß weitergeleitet und damit meine Pflicht erfüllt.
Und nun das!
»Siebenunddreißig Lichtjahre!« stöhnte ich.
Der Chef nahm eine Flasche aus dem Fach hinter seinem Sessel, dazu zwei Gläser. Das tat er nur dann, wenn jemand eingestellt oder pensioniert wurde. Ich kam mir vor wie bei der Henkersmahlzeit.
»Keine Entfernung, mein Lieber, ein Katzensprung sozusagen. Das schaffen unsere Schiffe in zwei Wochen, wenn nichts dazwischenkommt.« Er schenkte sich und mir ein. »Trinken wir auf einen Erfolg Ihrer Mission. Wenn wir den Brüdern auf Donald einen Betrug nachweisen können, sparen wir Millionen.« Er schüttelte den Kopf. »Elefanten und Mäuse!«
Während mich später das Lufttaxi nach Hause brachte, überlegte ich, wie ich meiner Frau die Neuigkeit beibringen sollte, während ich mich bewußt schon an den Gedanken zu gewöhnen begann, mal aus meinem Büro herauszukommen. Immerhin war man wer, wenn man als Sonderbeauftragter der Raum-Kolonialbehörde zu einem Siedlerplaneten geschickt wurde. »Ausgestattet mit allen Vollmachten«, hatte der Chef gesagt. Das bedeutete, daß die Zukunft der Siedler von meinem Bericht abhing. Das bedeutete ferner, daß sie alles tun mußten, um meine Gunst zu erringen. Für einige Wochen würde ich der ungekrönte König einer Welt sein.
So betrachtet, begann mir die Geschichte zu gefallen.
Miranda fiel aus allen Wolken und begann zu weinen. Die Kinder waren nicht da, sondern hockten wahrscheinlich mit Freunden vor dem 3-D-Empfänger und ließen sich berieseln. Ich versuchte, ihr die Vorzüge klarzumachen und benahm mich eigentlich genauso, wie wenige Stunden zuvor der Chef mir
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