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Wir - die Unsterblichen

Wir - die Unsterblichen

Titel: Wir - die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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und es war rund gebaut.
    Noch nie in meinem Leben hatte ich eine derartige Architektur gesehen, schon gar nicht bei einem Gut. Durch ein Tor, durch zwei tausendjährige Eichen gebildet, deren Äste in der Höhe zu einem Moosteppich verfilzt waren, gelangten wir in einen Hof, rund, von Wirtschaftsgebäuden eingefaßt, die exakten Kreissegmenten entsprachen.
    Und noch etwas fiel mir auf: Drei uralte mächtige Blutbuchen bildeten die Eckpfeiler eines rechtwinkligen pythagoreischen Dreiecks. Dahinter schloß die Mauer des ebenfalls segmentarischen Herrenhauses den Kreis.
    Als wir davor hielten, hatte ich plötzlich das untrügliche Gefühl, daß hinter mir eine Falle zugeschnappt war. Achim bemerkte nichts davon. Er hupte zweimal und half mir dann aus dem Wagen.
    Seine Eltern kamen uns entgegen, und die große, vornehme Erscheinung seines Vaters entsprach durchaus meiner Vorstellung von einem adeligen Gutsherrn. Die Mutter hingegen gehörte zu jenen molligen Typen, deren Freundlichkeit alle Herzen im Handumdrehen gewinnt.
    »Willkommen bei uns, Annette – wir dürfen dich doch so nennen? Achim hat uns viel von dir erzählt.«
    Die Stimme des Vaters verriet Wärme und Herzlichkeit, und im Blick seiner grauen Augen lag frohe Erwartung – eigentlich mehr, wie ich bei mir feststellte. Fast eine verzweifelte Hoffnung, die weit über das Maß der Gefühle hinausging, die man sonst der zukünftigen Schwiegertochter entgegenbrachte. Ich wußte sofort, daß er Hilfe erwartete – und zwar von mir.
    Wir traten in die Rotunde und damit – gleichsam von einem Schritt zu anderen – aus der Gegenwart zurück in die Renaissance. Noch spürte ich den Händedruck von Achims Vater, kräftig und herzlich, und ich wußte, daß ich seine stumme Bitte erfüllen und ihm helfen würde, was immer es auch war, das ihn bedrückte.
    Die Wände des riesigen kreisförmigen Raumes waren mit Gobelins bedeckt, die einem Kaiserhof alle Ehre gemacht hätten. Beste französische Handarbeit des fünfzehnten Jahrhunderts, wie ich sie im Louvre gesehen hatte. Aber – die Farben! Was im Louvre matt und verblichen an den Wänden hing, erweckte hier den Eindruck, als sei es erst gestern gewebt worden. Das Rot besaß die Leuchtkraft sprudelden Blutes, und das Grün strahlte kristallen wie Türkis.
    »Wollt ihr euch nicht setzen? Das Essen wird gleich aufgetragen.«
    Mir kam nicht zu Bewußtsein, was ich zu mir nahm, denn immer wieder starrte ich nur die Farben an und konnte den Blick kaum von ihnen lösen. Niemand nahm von meiner Unhöflichkeit Notiz, und als wir beim Mokka angelangt waren, sagte Achims Vater plötzlich:
    »Mein liebes Kind, da du nun bald zu unserer Familie gehören wirst, muß ich dich vor allen Dingen mit deinen Ahnen bekannt machen. Wenn du bereit bist, beginnen wir gleich damit.«
    Ich sah ihn erstaunt an. Seine Stimme hatte sehr geheimnisvoll geklungen, obwohl ich mir nicht vorzustellen vermochte, was an ein paar alten Bildern geheimnisvoll sein konnte.
    Achim blieb mit seiner Mutter zurück, während mich sein Vater in den rechten Seitenflügel des Hauses führte. Als wir durch die Tür traten, deren Pfosten aus altersschwarzer Eiche merkwürdig abstrakte, fast schriftähnliche Symbole trugen, lag vor mir ein leicht gebogener Gang von hallenförmigen Ausmaßen.
    Und da hingen sie nun, die Bilder der Ahnen, an der fensterlosen äußeren Wand. Obwohl ich keine Beleuchtungskörper entdeckte, war es hell. Das Licht schien aus der Wand zu kommen.
    Achims Vater führte mich bis zur Mitte des Ganges, wo an der Innenwand eine Nische eingelassen war, so schmal, daß gerade eine Person darin Platz fand.
    »Stell dich hinein, mein Kind«, sagte er zu mir und strich mir fast zärtlich durchs Haar. »Von hier aus kannst du sie alle gleichzeitig sehen. Ich lasse dich allein, damit du sie in Ruhe betrachten kannst. Wenn du etwas wissen willst, rufe mich.«
    Er griff an die Wand neben der Nische. Eine bis dahin verborgene Tür öffnete sich – dann blieb ich allein zurück.
    Ich trat in die Nische und drehte mich um. Der Platz, von dem aus ich die Bildergalerie betrachten konnte, schien ausgezeichnet gewählt – vielleicht lag es an den Lichtverhältnissen. Jedenfalls wirkten die Bilder plötzlich farbenfroher und lebendiger – fast ein wenig zu lebendig. Trotzdem dauerte es einige Sekunden, bis ich den Grund erkannte: sie wirkten nicht nur plastischer.
    Sie waren dreidimensional.
    Die Ahnherren meiner künftigen Familie standen vor mir, in ihren

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