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Wir - die Unsterblichen

Wir - die Unsterblichen

Titel: Wir - die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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war nichts zu hören. Meine Hände waren kalt und feucht, wie der Boden, auf dem ich saß. Da über mir kein Dach war, mußte ich mich in einer Ruine befinden. Ob alle Delinquenten hier an derselben Stelle strandeten …?
    Ich fror, denn man hatte mir nur den dünnen Kombinationsanzug mitgegeben, der in den Gefängnissen des 22. Jahrhunderts üblich war. Ich würde damit Ende des 17. Jahrhunderts ganz schön auffallen, wenn ich nicht vorsichtig zu Werke ging – und das mußte ich, wollte ich meinen Plan erfolgreich durchführen.
    Den Fünfhundert-Jahres-Plan.
    Trotz der Kälte hockte ich mich in eine windgeschützte Ecke und überlegte. Meiner Schätzung nach war es kurz nach Mitternacht – die Geisterstunde. Nun, richtig betrachtet war ich ein Geist, und als einen solchen mußte mich auch ein Mensch ansehen, der zufällig um diese Stunde in der Ruine weilte und mich aus dem Nichts auftauchen sah.
    Ja, es war eine Ruine. Das wurde mir klar, während ich dasaß und mich umsah. An der Stelle, an der später einmal das Justizgebäude stehen würde, vermoderte heute, im Jahr 1699 vielleicht, eine alte Burg.
    Wenn mein Plan gelang, würde ich morgen nicht vergebens hier warten …
    Ich verbrachte die Nacht, so gut es ging. Als der Morgen graute, durchstöberte ich die noch intakten Räume der Ruine und entdeckte in einer versteckten Kammer achtlos weggeworfene Bekleidungsstücke, die mir gute Dienste leisteten. Mit ihrer Hilfe konnte ich meinen verräterischen Anzug überdecken und ersten Kontakt mit den Menschen aufnehmen.
    Als die Nacht anbrach, kehrte ich in meinen Unterschlupf zurück, um auf das Erscheinen des Mannes zu warten, der die Richtigkeit meines Handelns bestätigen sollte. In meiner Hand hielt ich den Degen, den ich in der alten Waffenkammer der Ruine gefunden hatte.
    Doch nun will ich in meinem Bericht einen Sprung machen, damit das, was in dieser Nacht geschah, verständlicher wird.
    Nachdem ich wußte, daß mein Plan gelungen war, noch bevor ich ihn ausführen konnte, verließ ich am anderen Tag die Ruine und wanderte in die nächste Stadt. Ich gab mich als Handwerker auf Reisen aus, und da ich im landwirtschaftlichen Beruf nicht gerade ungeschickt bin, fand ich schnell einen entsprechenden Brotherrn. Die Umstellung fiel mir nicht gerade leicht, aber mein Einfühlungsvermögen und mein fester Wille halfen mir, das Vertrauen, ja, die Bewunderung meines Arbeitgebers zu erringen. Ich vermochte ihm Ratschläge zu erteilen, die ihm sonst niemand geben konnte, und bald wurde ich seine rechte Hand und schließlich sein Freund.
    Es war eine bewegte Zeit.
    Die Türken hatten Wien belagert und waren vertrieben worden.
    Atlasow entdeckte Kamtschatka.
    Die Niederlande waren zur größten Handelsmacht der Welt geworden, während England daranging, durch seine ostindische Handelskompanie Kalkutta zu gründen.
    Prinz Eugen schlug sich im Balkan herum.
    Bei uns aber herrschten Ruhe und Frieden. Ich wußte, daß stürmische Zeiten kommen würden, aber leider war ich nie ein guter Geschichtsschüler gewesen. Aber das war nur gut so, sonst hätte ich wahrscheinlich noch versucht, in die Geschehnisse einzugreifen, denn plötzlich wurde mir klar, von welchen winzigen Zufällen und unbedeutenden Ereignissen die Gestalt der Zukunft abhing.
    Die Frau meines Freundes starb, und zwei Jahre später heiratete ich seine Tochter, die damit die Ahnherrin unseres Geschlechtes wurde. Sie ahnte nicht, welches Geheimnis ich mit mir herumtrug, und sie sollte es auch niemals erfahren. Als ihr Vater starb, zehn Jahre später, wurde ich der unumschränkte Herrscher seiner Güter, und ich wußte, daß in meiner Familie stets ein Sohn sein würde, der meinen Namen weitertrug.
    Mein erster, Jesco, war jetzt acht Jahre alt. Ihm würde ich eines Tages das Geheimnis meiner Herkunft anvertrauen, und er würde es später an seinen Erstgeborenen weitergeben. Fünfzehn oder zwanzig Generationen vielleicht, bis unser Geschlecht fünfhundert Jahre bestand.
    Für mich selbst war die Zeit nicht stehengeblieben. Wenn Sie mich jetzt sehen könnten, Richter Jenner, wären Sie erstaunt. Ich bin ein alter Herr geworden, ein wenig gebeugt und mit weißen Haaren. Mein Vermächtnis habe ich schriftlich niedergelegt, für den Fall, daß mich der Tod frühzeitig ereilen sollte.
    Und dies ist mein Vermächtnis an meinen Sohn:
    Im Jahr 2199 wird der vorletzte Sproß unseres Geschlechtes von einem Richter Richard Jenner dazu verurteilt, mit der Zeitmaschine in unsere

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