Wir Ertrunkenen
verarscht.»
«Was hast du gemacht?», wollte Niels Peter wissen.
Er war ein Jahr länger auf See als Albert und kämpfte noch immer mit dem Kaffee.
«Ich habe Erbsen geröstet, denn davon gab’s immer genug, und sie mit dem Kaffee vermischt. ›Ein ausgezeichneter, starker Kaffee, der einen Mann aufrecht hält‹, sagte der Skipper, aber dann bekam er Bauchschmerzen, und der Bestmann auch. So haben sie es herausgefunden. Ich habe ihnen nie erzählt, dass ich viermal so viele Erbsen wie Kaffee verwendet habe. Aber irgendetwas musste ich doch machen. Statt der Erbsen röstete ich einen Topf voll Roggen. Jetzt werde ich wieder für meinen starken Kaffee gelobt.»
«Es ist immer unsere Schuld», erklärte Josef. «Wenn die Grütze angebrannt ist, die Erbsen nicht weich werden wollen oder das Schwarzbrot schimmlig wird.»
«Der Skipper sagt, wenn ich die Kost verderben lasse, muss ich sie selbst essen. ›Iss das schimmlige Brot‹, sagt er. ›Iss die rohen Erbsen.‹ ›Nein‹, habe ich gesagt, ›ich bin nicht irgendein Schwein, das mit allem Möglichen gefüttert werden kann.‹«
Albert richtete sich auf. Wir sahen ihm an, dass er auf seine Bemerkung stolz war, aber wir wussten auch, dass sie nicht folgenlos geblieben war.
«Und was hat der Skipper gemacht?»
«Ich bekam zwei Tage lang weder Mittagessen noch Abendbrot.»
Lorentz tauchte auf. Johan hielt sich zurück und sah hinunter aufs Pflaster, aber Josef schaute ihn herausfordernd an. Lorentz starrte zurück. Das Kriecherische hatte er abgelegt. Dick war er noch immer, doch in seinem Körper steckte eine Kraft, die wir an ihm nicht kannten. Wir hatten von seinem fetten weißen Körper nie so geträumt, wie man von Frauen träumte, dennoch war uns ein wohliger Schauer über den Rücken hinuntergelaufen, wenn wir auf sein gefügiges Fleisch einschlugen. Nun würden wir uns die Knöchel aufschürfen, wenn wir ihn schlügen.
Er sagte nichts.
Wir wichen einen Schritt zurück. Hatten seine Klicker schließlich doch ihren Platz gefunden, als er das Rigg der Anne Marie Elisabeth aufenterte?
Albert fuhr zwei Jahre auf der Catrine. Er sah Flekkefjord, Tønsberg, Frederikstad, Göteborg, Riga, Stralsund, Hamburg, Rotterdam, Hartlepool und Kirdcaldy. Und er sah nichts. Dann musterte er ab. Er hatte genug von dem Kupfertopf und dem Kaffeekrieg.
Das Meer war niemals dasselbe, und doch hinterließ es in ihm einen Eindruck von Monotonie. Im Herbst schien es unter der tief hängenden Schicht der Stratuswolken zu gerinnen. Es rollte so zäh wie auslaufendes Quecksilber. Die Temperaturen sanken, und der Winter meldete seine Ankunft. Albert fand sein eigenes Leben in der langsam erstarrenden Oberfläche des Wassers wieder.
Die Wolken wechselten über dem gefrorenen Meer. Aber er kannte sie bereits. Sie waren gut genug fürs Auge, aber nicht für die Seele. Es steckte eine Wissbegier in ihm, die kein Wolkenhimmel befriedigen konnte. Irgendwo auf der Erde musste es ein anderes Licht geben, ein Meer, in dem sich neue Sternbilder spiegelten, einen größeren Mond, eine stärkere Sonne.
Der Kapitän bot ihm an, als Matrose anzumustern.
«Du bist jetzt Seemann», sagte er eines Abends, als Albert ihm aus den Stiefeln half. «Du kannst einen Außenklüver und ein Toppsegel anschlagen. Du kennst den Kompass und kannst ein Boot hart am Wind und vor dem Wind steuern.»
Doch Albert tat, was sein Vater vor ihm getan hatte. Er fuhr nach Hamburg, um ein Schiff zu finden, das ihn weiter hinaus in die Welt bringen konnte.
Er ging auf den Dachboden, bevor er sich auf den Weg machte. Dort standen zwischen Säcken mit Kartoffeln und Korn die Seestiefel seines Vaters. Laurids hatte sie zurückgelassen, als er zum letzten Mal aufgebrochen war. Es schien ein Zeichen gewesen zu sein. Das hatten sie inzwischen begriffen. Wenn der Sturm das Dach knarren ließ und am Giebel rüttelte, glaubte die Mutter zu hören, wie die leeren Stiefel allein dort oben umhergingen. Doch niemand wagte nachzusehen.
Rasmus und Esben hatten die Stiefel nie angefasst. Vielleicht lag es daran, dass sie ihnen unheimlich vorkamen, vielleicht aber auch nur, weil sie nie so groß wurden wie ihr Vater und daher nicht die Füße hatten, um die Stiefel auszufüllen. Nur Albert ähnelte ihm.
Er kam mit den Stiefeln in der Hand die Treppe herunter. Die Holzsohlen waren nach Laurids’ Himmelfahrt noch immer versengt.
«Was willst du damit?», wollte die Mutter wissen, ihr Blick wurde unruhig.
Man wusste
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